Heiligenhaus Kiekert-Innolab tüftelt an Patenten

Heiligenhaus · Heiligenhaus ist die Stadt der Erfindungen - allein der Autoschloss-Spezialist kann derzeit 1990 aufweisen. Es werden täglich mehr.

 Entwickler Uwe Reddmann (l.) und Patentanwalt Bernd Wachtling mit einem Seitentürschließsystem.

Entwickler Uwe Reddmann (l.) und Patentanwalt Bernd Wachtling mit einem Seitentürschließsystem.

Foto: Blazy

Heiligenhaus ist die Stadt der Patente. Es war dieser eine Satz, der die Mitglieder der Senioren Union kürzlich aufhorchen ließ. Gesagt hatte ihn Rolf Watty vom Heiligenhauser Geschichtsverein. Dort hatte man sich schon vor Jahren mit dem Thema befasst und war darauf gestoßen, dass Heiligenhaus die Stadt sei, in der - auf die Einwohnerzahl bezogen - deutschlandweit die meisten Patente angemeldet werden.

Wie sieht er aus, der moderne Daniel Düsentrieb? Hockt er - wie einst Albert Einstein - mit rauchendem Kopf irgendwo in einem Kämmerchen? Und wird man mit einem Patent heutzutage noch reich?

Auf der Suche nach einer Antwort kommt man an einem Heiligenhauser Unternehmen keinesfalls vorbei: Mit bislang 1990 noch laufenden Patenten ist es vor allem die Firma Kiekert, die der Stadt Heiligenhaus in der Patent-Statistik zu Ruhm und Ehre verholfen hat.

"Wahrscheinlich sind es nächste Woche schon 2000 Patente" blickt Patentanwalt Bernd Wachtling in eine Zukunft, in der es vermutlich im Wochenrhythmus weitergehen wird mit den Erfindungen. Dazu muss man wissen, dass ein Patent nach 20 Jahren freigegeben werden muss. Und da Kiekert schon seit rund 160 Jahren auf dem Markt der Schlösser und Schließsysteme aktiv ist, dürften es noch einige tausend Schutzrechte mehr sein, mit denen sich das Unternehmen zum Technologieführer bei automobilen Schließsystemen entwickelt hat.

Fragt man nach den Bedingungen, unter denen dort geforscht wird, so ist von besagtem Daniel Düsentrieb nicht mehr allzu viel übriggeblieben. Denn keinesfalls sitzt dort ein Ingenieur in seinem Büro, um gefühlte Jahre später einen genialen Geistesblitz zu präsentieren. Würde es so laufen, käme man wohl auch kaum auf insgesamt 4500 bislang angemeldete Schutzrechte. "Am Anfang steht eine konkrete Fragestellung, die manchmal auch von Kunden an uns herangetragen wird. Unsere globalen Teams erarbeiten dann gemeinsam Ideen und ein Patent ist das Ergebnis einer intensiven Suche nach den bestmöglichen Lösungen", gibt Entwicklungschef Dr. Thorsten Nottebaum einen Einblick in die unternehmensinternen Abläufe. Ein konkreter Auftrag könne beispielsweise das Anliegen der Autoindustrie sein, die Fahrzeuge leichter werden zu lassen. Eine solche Ansage setzt bei Kiekert das "Kiekert Innolab" als weltweit agierende Ideenschmiede in Gang - mit dem Ergebnis, dass es am Ende vermutlich ein paar Kilogramm weniger sein werden, die das vierrädrige Gefährt auf die Waage bringt.

Und was ist mit den Erfindern? Gehen die danach mit einem Koffer voller Geld nach Hause? "Die Vergütung wird durch das Arbeitnehmererfinderrecht geregelt und kann sich - abhängig vom Umsatz - durchaus lohnen", weiß Entwicklungschef Thorsten Nottebaum. Patentinhaber sei jedoch die Firma und auch die mittels der Patente erzielten Lizenzgebühren fließen zurück aufs Firmenkonto. Denn dort wird schließlich auch reichlich investiert, um dem Erfindungsreichtum auf die Sprünge zu helfen.

Allerdings sei es nicht das mit den Schutzrechten verdiente Geld, das die Köpfe der Kiekert-Mitarbeiter rauchen lässt. "Es geht mit Blick auf die Konkurrenz vor allem auch um den Schutz von Technologien, um der Produktpiraterie etwas entgegenzusetzen", so Patentanwalt Bernd Wachtling. Denn eine unerlaubte Verletzung von Schutzrechten könne teuer werden. Eingereichte Patente unterliegen übrigens anfangs der Geheimhaltung, bis sie nach 18 Monaten öffentlich gemacht werden.

Deshalb kann und darf bei Kiekert auch niemand verraten, woran gerade getüftelt wird.

(magu)
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