Ratingen Neue im Hospiz-Team ist ein alter Hase

Ratingen · Barbara Stulgies unterstützt seit Oktober als zweite Koordinatorin Martina Rubarth in der Ratinger Hospiz-Gruppe.

Um eine Antwort auf die Frage, was der Begriff "Tod" für sie bedeutet, zu geben, muss Barbara Stulgies nicht lange nachdenken. "Tod bedeutet, ein Leben wird beendet. Aber er gehört zum Leben dazu. Ebenso wie Abschied nehmen zu müssen." Dass die Antwort ohne Zögern kommt, ist für die 49-Jährige logisch. Denn sie begleitet sie quasi lebenslänglich.

"Mit 19 Jahren wurde mir das klar." Damals begann ihre Berufstätigkeit. Hauptsächlich war die examinierte Krankenpflegerin an der Uni-Klinik Essen im Fachbereich Onkologie tätig. Zuletzt in der 2012 neu eingerichteten Palliativstation, die sie leitete. Nach diversen Qualifizierungsmaßnahmen und zusätzlichen Ausbildungen verstärkt sie seit Oktober das Team der Ratinger Hospiz-Bewegung.

"So wie ich Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt begleiten möchte und für sie da sein will, lässt sich das an keiner Klinik realisieren." Kompetent, aber furchtlos in der Auseinandersetzung mit lebensbedrohlichen Krankheiten und Ausnahmesituationen zu sein, zeichnet die Mutter eines erwachsenen Sohnes aus. Und mindestens ebenso viel Fingerspitzengefühl. "Ich mag Menschen und nehme sie grundsätzlich so an, wie sie sind." Mit Seele und viel Empathie geht sie in Begegnungen. "Es gibt immer mal Situationen, in denen ich feststelle: Das würde ich anders machen. Aber es ist nicht meine Aufgabe zu werten." Gerade in Momenten, wo es in familiäre Strukturen geht und vor allem immer dann, wenn "Verhältnisse vielleicht nicht so geordnet sind", wie sie es vorsichtig umschreibt, verbietet sie sich jede Art von Einschätzung.

Vier Seiten umfasst ihre Stellenbeschreibung für die Aufgaben, die sie als zweite Koordinatorin neben Martina Rubarth zuständig ist. Ganz oben auf ihrer Liste steht, "unsere ehrenamtlichen Helfer kennenzulernen". Möglichst rasch will sie in die Bewegung hinanwachsen, um möglichst schnell die richtigen weiterführenden Schritte in die Wege zu leiten. "Was die Gruppe bislang erreicht hat, ist beeindruckend. Aber ich bin sicher: Wir können noch mehr." Die weitere Vernetzung mit Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten und Seniorenheimen soll intensiviert werden. Auf Informationsveranstaltungen aktiv darauf hinweisen, wie die Hospiz-Gruppe mit seinen Ehrenamtlern Betroffenen helfen kann, ist wichtig. Und weitere Mitglieder, vor allem aber auch finanzielle Unterstützer zu finden. Eine besondere Säule sind die Ehrenamtler, die unentgeltlich tätigen Helfer. "Sie zu betreuen und sie an die für sie passenden Menschen zu vermitteln", liegt Barbara Stulgies besonders am Herzen.

Um sich immer wieder neu zu öffnen und immer wieder auf Menschen mit verschiedensten Charakteren zugehen zu können, gehört einerseits die regelmäßige Supervision. "Für uns aus der Koordination steht sie alle zwei Monate an." Einerseits dienen die Termine dazu, sich arbeitsbedingten Kummer und Leid von der Seele reden zu können. "Vor allem aber Methoden zu erlernen, den Herausforderungen gewachsen zu bleiben." Dazu gehört auf sich selbst zu achten, seine Ressourcen zu kennen und zu schützen. "Mein schönster Ausgleich ist die Familie." Am liebsten ist sie mit ihrem Mann zu Mopedtouren oder Spaziergängen unterwegs. Geht es zu Fuß in die Natur, "da kann ich mich auch wirklich an jeder Kleinigkeit erfreuen", ist auch "Spike" mit von der Partie. "Der alte Herr", wie der knapp Elfjährige liebevoll genannt wird, ist ein nicht klar zu definierender Labrador-Dobermann-Mischling in Rabenschwarz mit trauriger Vergangenheit als Straßenhund. Seit acht Jahren gehört er zur Familie. "Zu Hause darf er sogar auf sein Lammfell auf dem Sofa." Liebstes Hobby der gebürtigen Essenerin ist die Kletterei. "Klettern ist Vertrauenssache", früher zog sie oft mit ihrem Sohn (20) los. "Gerne ins Gebirge." Inzwischen geht sie auch in Klettersporthallen. Und hat sie keinen vertrauenswürdigen Partner, bouldert sie. "Da ist mehr der Weg das Ziel", beschreibt sie die leinenlose Kraxelei in nicht zu luftiger Höhe. "Ein ganz toller Ausgleichsport", der erdet und gleichzeitig alles, was Schieflage hatte, ins Gleichgewicht zurückbringt.

(RP)
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