Ratingen Weiteres Fachgeschäft steht vor dem Aus

Ratingen · Inhabergeführte Läden haben es schwer in Ratingen: An der Bahnstraße droht nun ein zusätzlicher Leerstand.

 Gerd Pfankuchen, Chef des bekannten Haushaltswarengeschäftes Halfmann an der Bahnstraße, sucht nach einem anderen Standort. Das Ladenlokal sollte eine Größe von rund 200 Quadratmetern haben.

Gerd Pfankuchen, Chef des bekannten Haushaltswarengeschäftes Halfmann an der Bahnstraße, sucht nach einem anderen Standort. Das Ladenlokal sollte eine Größe von rund 200 Quadratmetern haben.

Foto: Achim Blazy

Gerd Pfankuchen ist normalerweise ein ausgesprochen fröhlicher Mensch. Doch seit längerer Zeit ist der Chef des bekannten Haushaltswarengeschäftes Halfmann an der Bahnstraße recht besorgt. "Zurzeit muss ich mir ernsthaft überlegen, wie es weiter geht. Aber die Gefahr wird immer größer, dass mit uns ein vom Inhaber geführtes Fachgeschäft aus der Innenstadt verschwindet", sagt der 62-Jährige. Doch ans Aufgeben denkt der Einzelhändler nicht: "Weiter machen möchte ich auf jeden Fall, würde das auch an diesem Standort machen, aber die Situation ist sehr schwierig."

400 Quadratmeter auf zwei Ebenen übernahm der ehemalige Karnevalsprinz gegenüber der alten Sparkassenfiliale, nachdem im Jahr 2011 das Traditionsgeschäft van Dorp den Betrieb eingestellt hatte. Pfankuchen erinnert sich nur zu gut an jene Tage: "Van Dorp hat im Januar geschlossen, wir haben im Sommer aufgemacht. Es ging damals ein großer Aufschrei durch die Stadt, dass schon wieder ein Fachgeschäft schließen würde. Die Kunden waren richtig erleichtert, als wir dann gesagt haben, wir machen an dieser Stelle auf."

Woran es liegt, dass das Fachgeschäft mit dem Standort zu kämpfen hat? Dafür gibt es diverse Gründe. Aber eigentlich müssten Töpfe, Kochgeschirr und Porzellan doch immer gehen? Pfankuchen, seit rund 40 Jahren in der Branche, sieht das anders: "Das ist ein grundlegendes Problem. Die jungen Leute heute geben zum Beispiel für Porzellan kaum noch Geld aus. Was früher in jedes gute Wohnzimmer gehörte, kann man heute günstig im Möbelladen oder Billigladen kaufen. Es ist einfach nicht mehr das Geld da, was früher da war." Und auch das Internet spiele eine Rolle, so Pfankuchen: "Natürlich ist es für uns kleine Geschäfte vor Ort extrem schwer, sich gegen die breiten Angebote aus dem Internet zu positionieren." Einen Rückzug aufs Altenteil kann sich der Karnevalist nur schwerlich vorstellen: "Ich möchte weiter machen hier in der Stadt, aber diese große Fläche lohnt sich einfach nicht mehr. Das ist nicht zu erwirtschaften. Könnte ich zum Beispiel nur das Erdgeschoss anmieten, würde ich auch gerne hier bleiben, aber das kann ich ja keinem Vermieter zumuten." Abschreiben will er den Standort nicht: "Ich habe mir diverse Aktionen einfallen lassen, um die Menschen auf die Situation aufmerksam zu machen und dem Vermieter zu zeigen, dass ich nach wie vor Interesse an diesem Standort habe." Dass der drohende Verlust des Fachgeschäftes eine Ursache des Standortes Bahnstraße ist, mag er nicht gelten lassen: "Hier war seit mehreren Jahrzehnten immer ein solches Geschäft. Erst Eisen-Fleckes, dann van Dorp und jetzt wir. Sicherlich ist es schwer, ein Geschäft ohne die gute Lauflage einer Fußgängerzone erfolgreich zu halten, aber das lasse ich hier nicht gelten." Dabei mussten bereits einige Geschäfte in Sichtweite von Halfmann in den vergangenen Jahren aufgeben, darunter auch das Sanitätsgeschäft Emser. Das Ladenlokal steht seit Jahren leer, ebenso das Geschäft direkt nebenan.

Experten sprechen von einem Trading-Down-Effekt mit kurz- und langfristigen Folgen. Eine Häufung von Leerständen strahle negativ auf die Umgebung aus und setze damit einen Prozess in Gang, der in der Folge weitere Leerstände produziere und zum Funktionsverlust oder im schlimmsten Fall zu einer Verödung führen könne. Trading Down sei ein Kreislauf, dem man nur mit gezielten Maßnahmen begegnen könne. Dazu ist eine kontinuierliche Beobachtung des Standortes notwendig. Das ist auch eine Aufgabe der Wirtschaftsförderung, die allerdings nicht immer passgenaue Lösungen anbieten kann.

In München gibt es dafür sogar eine eigene Gesellschaft, die sich mit sogenannter Stadterneuerung beschäftigt.

(wol)
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