Remscheid 5000 Anfragen bei der Verbraucherzentrale

Remscheid · In Remscheid wird die Rechtsberatung nach wie vor stark genutzt. Vor allem im Internet lauern viele Fallen für Verbraucher. Aber auch bei den Haustürgeschäften gibt es immer wieder teure Probleme.

Probleme und Fallen in der digitalen Welt sind zunehmend Thema bei den Rechtsberatungen der Verbraucherzentrale Remscheid. Ob Abzocke beim Smartphone, Fake-Shops im Internet oder ungewollte Abos - 51 Prozent der 1002 Beratungen drehten sich 2016 um Telefon und Internet.

Nicht jedes Thema sei ein Massenproblem. Aber viele kommen immer wieder und vermehrt vor, zieht Lydia Schwertner, Leiterin der Remscheider Verbraucherzentrale, eine Bilanz. Mit fast 5000 Anfragen von Ratsuchenden hatte die Stelle viel zu tun. Zwar gab es im Vergleich zu 2015 etwa 200 Beratungen weniger, dafür jedoch umfangreichere. Bis zu einer Stunde oder länger können sie dauern, erklärt die Expertin.

Das liege zum Teil daran, dass durch Gesetzesänderungen, etwa bei Gewinnspielen, die Betrüger findiger seien müssen, um Verträge zustande kommen zu lassen. Zum anderen informierten sich viele Verbraucher vorab, leiteten eventuelle erste Schritte ein, sodass die Fälle an sich umfänglicher seien.

Probleme gab es zum Beispiel bei B2B-Anbietern, die eigentlich nur für Gewerbetreibende zugänglich sind. Der Hinweis darauf war lediglich klein in einem versteckten Fließtext auf der Internetseite zu finden. Fallbeispiel dafür ist die Rezeptseite "profi-kochrezepte.de", die 480 Euro für einen Zweijahresvertrag verlangte. "Viele Verbraucher wissen nicht, dass es für Gewerbetreibende kein Widerrufsrecht gibt", erklärt Schwertner. Grundsätzlich gilt aber: Es muss einen eindeutigen "Kaufen"-Button sowie einen deutlich erkennbaren Preis geben. Das legte Anfang 2017 das Oberlandesgericht Hamm fest.

Ungewollte Abos können unter anderem durch Werbung auf dem Smartphone entstehen. Lässt sich diese nicht durch Drücken auf das X oder Wischen schließen, lauert dahinter oft eine Abzocke. Eine Drittanbietersperre, die das Übertragen der Rufnummer unterdrückt und somit der Abrechnung mittels Netzanbieter einen Riegel vorschiebt, hilft. Die Verbraucherzentrale setzt sich dafür ein, dass solche Sperren bereits bei Vertragsabschluss vom Provider voreingestellt werden.

Neben den digitalen Fallen sind nach wie vor auch die klassischen Haustürgeschäfte und telefonische Vertragsabschüsse ein Problem, berichtet Schwertner. Speziell eine Firma habe vor allem bei Senioren durch Vertriebsfirmen Druck an der Haustür mit der anstehenden Abschaltung des analogen TV ausgeübt. Aus Angst wurden überflüssige und teure Verträge abgeschlossen. Dabei sei für den digitalen Kabel-Empfang kein neuer Vertrag nötig, betont Schwertner.

Eine steigende Tendenz verzeichnet die Verbraucherzentrale zudem bei den Beratungen von Flüchtlingen. Waren es 2016 noch 86, sind es bisher in 2017 bereits 122 Beratungen. Schwierigkeiten entstehen durch Unkenntnis des Systems sowie Sprachbarrieren. Gerade Mehrfachverträge für das Telefon oder Kosten für nicht eingelöste Lastschriften bei EC-Kartenzahlung mit Unterschrift sind Themen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort