Remscheid Ausflug auf der Müngstener Brücke

Remscheid · Nach knapp zwei Jahren ist die Strecke nach Solingen ab Sonntag wieder frei. Einzelne Sperrungen für 2015 wurden angekündigt.

Müngstener Brücke - eine Chronologie
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Müngstener Brücke - eine Chronologie

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Foto: Martin Kempner (Archiv)

Viele nutzten am Sonntag die Gelegenheit, wieder mit dem Zug über die Müngstener Brücke fahren zu können. Sie sind erleichtert, dass dies nach 20-monatiger Sperrung wieder möglich ist.

Ursula Mihm ist in Solingen-Mitte in die "S 7" gestiegen. Auf dem Weg nach Wuppertal ins Von-der-Heydt-Museum hat sie nicht etwa die naheliegende Verbindung über Ohligs gewählt. "Da fahre ich doch lieber in die andere Richtung, über die Brücke", erklärt sie ihren Plan. "Ich finde es einfach toll, dass die Brücke wieder offen ist". Markus Bazylewski und seine Familie haben für ihren sonntäglichen Ausflug zum Remscheider Weihnachtsmarkt bewusst das Auto stehen lassen. Sohn John Luca sollte endlich die Fahrt über die Brücke erleben. "Bisher konnte er noch nie drüber fahren", so Markus Bazylewski. "Gott sei Dank" sei die Brücke wieder auf. "Das macht vieles einfacher - vor allem für die Pendler", sagt seine Frau Monja. "Gerade wenn man sieht, wie voll der Schienenersatzverkehr immer war", ergänzt Tochter Melissa.

Als der Zug auf die Brücke fährt, ist die positive Aufregung greifbar. Alle Fahrgäste, egal ob jung oder alt, wollen für die wenigen Sekunden den Ausblick erleben. Hälse recken sich, Kameras und Handys werden gezückt, um den Moment festzuhalten.

Wie in einem romantischen Gemälde liegen rechterhand Tal und Wald im Nebel. Auf der linken Seite ist weit unten das Haus Müngsten zu erkennen.

Die Remscheider sind erleichtert. "Ich mache drei Kreuze, wenn die Brücke wieder offen ist", sagte Berufspendlerin Sabine Schmitt schon im Vorfeld der Öffnung - sie muss jeden Tag von Lennep nach Solingen pendeln. "Ich freue mich riesig. Ich habe doppelt so lange zur Arbeit gebraucht als sonst", sagt Schmitt, "eigentlich konnte ich in Lennep einsteigen und dann direkt bis zu meiner Arbeit in Solingen Mitte fahren. Mit dem Zug geht das sehr schnell."

Ein Jahr Verspätung, das sorgte bei vielen Bahnfahrern für Unverständnis und Wut, zumal die Strecke mit dem Bus keine schöne Fahrstrecke ist. "Die Straßen sind sehr eng und die Busse brettern da runter. Man wird richtig durchgeschüttelt - da kann ich auch nicht lesen. Zum Glück hatten wir keinen richtigen Winter, auch nicht letztes Jahr, denn dann ist die bergige Strecke problematisch", sagt Sabine Schmitt. Mit dem Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen ging es von Remscheid Hauptbahnhof über Remscheid-Güldenwerth und Solingen-Schabenberg nach Solingen-Mitte.

"Durch den Ersatzverkehr war das ein großer Umweg für mich. Man fährt erst zehn Minuten und steht dann wieder 20 Minuten", sagt Pendlerin Gülcin Tatli. Nicht wenige Remscheider bleiben auch nach der Öffnung skeptisch. "Ich habe gehört, dass bald die nächste Stelle saniert werden soll", sagt Franz Trost. Und auch Pendlerin Elif Altundag ist zurückhaltend: "Ich glaube es irgendwie noch nicht richtig, denn das sagen sie seit einem Jahr. Ich wäre sehr erfreut, wenn die umständliche Pendelei vorbei wäre." Am Montag hat sie Gelegenheit, es auszuprobieren. Die Müngstener Brücke soll ihre Bewährungsprobe im werktäglichen Pendlerverkehr bestehen. Doch schon im Frühjahr ist mit vereinzelten Streckensperrungen zu rechnen, kündigt Abellio an. Dann wird wieder auf den Ersatzverkehr ausgewichen, doch laut Unternehmen betrifft dies nur einzelne Tage.

(RP)
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