Remscheid Basar im Knast lockt die Besucher

Remscheid · Ein Bild, das sich in Lüttringhausen kurz vor Weihnachten jedes Jahr bietet: Eine Menschenschlange vor der Justizvollzugsanstalt. Am 22. November öffnet das Gefängnis wieder seine Tore für den traditionellen Weihnachtsbasar. Von Holzmotorrädern bis zum Babyelch ist alles dabei.

 Frank Huckenberg zeigt begeistert die Produkte, die in der JVA hergestellt werden: Dekorationen aus Holz oder Spielsachen sind unter anderem dabei.

Frank Huckenberg zeigt begeistert die Produkte, die in der JVA hergestellt werden: Dekorationen aus Holz oder Spielsachen sind unter anderem dabei.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

"Wir rechnen mit 1200 Besuchern in fünf Stunden", sagt Frank Huckenberg, Leiter der Arbeitstherapie. Die Sachen reichen aber. "Die Vorbereitungen fangen im Januar an, es ist unser Hauptabsatzmarkt, und darauf arbeiten wir hin." Die Besucher sind begeistert vom Markt, vor allem die Atmosphäre im Gefängnis, mache den Reiz aus. "Basar im Knast ist ja auch nicht alltäglich", sagt Huckenberg. Begeistert seien die Leute auch von der Vielfalt, die auf dem Basar angeboten wird. Dieses Jahr: Holzarbeiten, Schaukelmotorrad, Kaufläden, Fensterdekorationen und vieles mehr. "Am besten kommen aber die Babyelche an", sagt er.

Natürlich hängt das Angebot auch vom Talent der Insassen ab, als Beispiel zeigt er Tonarbeiten eines ehemaligen Häftlings. "Das nutzen wir dann aus, bieten es an. Eben so, wie sie Spaß daran haben". Manchmal entdecken die Gefangenen dabei ihr Talent. "Wir haben viele dabei, die haben so etwas gar nicht gemacht, und haben dann hier ihre ersten Erfolge."

Arbeiten müssen alle Häftlinge in der JVA. Für den Basartag können sie sich aber speziell bewerben und werden geprüft, beispielsweise darauf, ob Drogenauffälligkeiten gemeldet wurden. Der Basar kommt gut an, manchmal überschätzen sich Häftlinge auch, sie sind es nicht mehr gewohnt außerhalb der Gefängnismauern, hinter denen eine eigene kleine Stadt steckt, zu leben.

Ein Insasse war im letzten Jahr von den vielen Menschen und Stimmen überfordert: "Er war überwältigt und musste sich dann auch kurz ins Büro setzen und sich zurückziehen. Damit hat er nicht gerechnet", sagt Huckenberg. Vieles, was für andere normal ist, ist es für die Gefangenen nicht - auch das Arbeiten müssen sie erst lernen. "Manche haben noch nie gearbeitet - außer auf kriminellem Niveau." Die Häftlinge machen hier ihre ersten Schritte in einen geregelten Tagesablauf: "Das sie um 6.40 Uhr hier pünktlich sind, das sind dann die kleinen Erfolge." Gerade zur Weihnachtszeit sind Erfolge wichtig, denn währenddessen haben die Insassen mit Heimweh zu kämpfen. Zugeben würden sie das aber nicht, sagt Huckenberg. "Nur abends, wenn die Türen zu gehen, wenn es keiner merkt", sagt er.

Die Insassen kommen aber schon zu ihm und seinen Kollegen, um darüber zu sprechen. Eine bedrückende Zeit für die Häftlinge. "Es ist schwierig für die Jungs", sagt er.

(RP)
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