Brand in Obdachlosen-Herberge Feuerwehr rettet 13 Männer aus brennendem Haus

Remscheid · In einer dramatischen Rettungsaktion hat die Feuerwehr in der Nacht zu Mittwoch einen 53-Jährigen aus einem brennenden Haus an der Neuenkamper Straße befreit. Der Mann ist schwer verletzt, zwölf Mitbewohner kamen mit dem Schrecken davon. Das Haus ist unbewohnbar.

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Obdachlosenheim in Remscheid brennt

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Mike Körber saß in einem Stuhl vor dem Hauseingang Neuenkamper Straße 56, als er den Rauch bemerkte, der kräftig aus dem Dachfenster über ihm drang. Er drückte seine Zigarette aus und eilte die Treppen hoch zu seiner Wohnung, die sich ebenfalls im Dachgeschoss befand, um Ausweis und Portemonnaie zu retten. "Es qualmte überall", berichtet der 51-Jährige. Zu seiner Wohnung kam er nicht mehr durch, schnell wurde ihm klar, dass seine zwölf Mitbewohner in akuter Gefahr waren. "Ich habe überall geklopft und die Jungs aus den Betten geholt", erinnert er sich. Dann sei er zu der benachbarten Tankstelle geeilt, von dort aus sei dann die Feuerwehr gerufen worden.

Schwarzer Rauch schwoll aus dem Haus

Um 23.45 Uhr ging in der Leitstelle der Alarm ein. Noch bevor die Einsatzkräfte mit mehreren Löschzügen am Brandort eintrafen, hatte dort bereits das Team eines zufällig vorbeifahrenden Rettungswagens gehalten und bei der Evakuierung des brennenden Hauses geholfen, berichtet Einsatzleiter Sebastian Huß. Der Feuerwehrmann spricht von einer "brenzligen Situation" beim Eintreffen der Helfer. "Ein Mann stand am offenen Fenster, hinter ihm schwoll schwarzer Rauch heraus, Flammen schossen aus der Dachgaube." Die Feuerwehr brachte zwei Drehleitern in Position. Durch deren Einsatz gelang es, den Mann über eine der Leitern in Sicherheit zu bringen und zugleich das Feuer zu bekämpfen, das sich im gesamten Dachstuhl ausgebreitet hatte.

Die Retter halfen all jenen ins Freie, die sich noch nicht in Sicherheit gebracht hatten, darunter auch zwei Rollstuhlfahrer. Der 53-jährige Bewohner der Dachwohnung, in der das Feuer ausgebrochen war, erlitt eine starke Rauchvergiftung und wurde in die Uniklinik nach Aachen gebraucht, wo er in einer Unterdruckkammer behandelt wurde. Laut Polizei war der Mann noch ansprechbar und befindet sich nicht in Lebensgefahr.

Bewohner kamen in Notunterkunft

Die übrigen zwölf Bewohner des Brandhauses wurden zunächst in einem Bus betreut und dann in eine Notunterkunft der Caritas gebracht, wo sie die Nacht verbrachten. Am Mittwoch standen Mike Körber und sein Mitbewohner Günther Herbener (64) etwas verloren vor ihrer abgebrannten Bleibe. "Ich habe nichts mehr", sagt Körber, "kein Geld, keinen Ausweis, nur das, was ich am Körper habe." Ein Bewohner des Nachbarhauses steckt den beiden zwei Zigaretten zu. "Wir haben uns in der Nacht gegenseitig geholfen und die letzten Zigaretten geteilt", berichtet der 51-Jährige.

Voraussichtlich werden er und seine Mitbewohner noch ein paar Tage in der Notunterkunft verbringen müssen, berichtet Phillip Dresen. Er ist der Vermieter des Beherbergungsbetriebs an der Neuenkamper Straße, der insgesamt vier Häuser umfasst. Dort sind alleinstehende und mittellose Menschen in Einzelzimmern untergebracht. Das Haus Nummer 56 ist nicht mehr bewohnbar und muss aufwendig saniert werden, berichtet der Vermieter. Dresen will nun kurzfristig Räume im Nachbargebäude freimachen, in die die nun obdachlosen Bewohner einziehen sollen. Das soll bereits innerhalb weniger Tage erfolgen, verspricht der Vermieter. "Wir sind bemüht, den Menschen so schnell wie möglich eine ordentliche Unterkunft bereitzustellen." Viele von ihnen wohnen schon länger dort und hätten sich an die Adresse gewöhnt, eine Unterbringung im Nachbarhaus käme ihren Bedürfnissen entgegen.

Noch ist unklar, wie es zu dem Brand gekommen ist. Die Kripo hat den Brandort abgesperrt und ermittelt. Am Donnerstag soll ein externer Sachverständiger das Haus begehen, um sich ein erstes Bild zu machen, berichtet eine Polizeisprecherin.

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