Ansichtssache Die (fast) unendliche Bahnhofsgeschichte

Remscheid · Mit der Ansiedlung des Multiplex-Kinos am Bahnhof löst die Stadt spät ein städtebauliche Hoffnung aus der Regionale 2006 ein. Für die täglichen Pendler nach Düsseldorf steigt damit endlich die Chance auf ein sauberes P&R-Parkhaus.

Mit der Ansiedlung des Multiplex-Kinos am Bahnhof löst die Stadt spät ein städtebauliche Hoffnung aus der Regionale 2006 ein. Für die täglichen Pendler nach Düsseldorf steigt damit endlich die Chance auf ein sauberes P&R-Parkhaus.

Für Anspruch und Wirklichkeit Remscheider Stadtentwicklung ist der Hauptbahnhof ein gutes Anschauungsobjekt. "Wir schreiben ein Stück Stadtentwicklungsgeschichte", sagte Remscheids OB Fred Schulz (CDU), als er 2002 im Foyer des Rathauses die sieben Entwürfe für die Neugestaltung des Bahnhofareals präsentierte.

Die Hoffnungen waren groß. Mit den Millionen aus dem Strukturprogramm der Regionale 2006 und der Hilfe privater Investoren sollte an der Nahtstelle zwischen Innenstadt und Südbezirk im besten Fall gleich der ganze Wunschzettel für eine attraktive Innenstadt in einem Zug abgearbeitet werden. Ganz oben auf dem Wunschzettel: Ein Multiplexkino. Das verschwand von der Liste im Laufe eines mitunter quälenden Planungsprozesses mit vielen Pannen und politischen Fehlleistungen ebenso wie eine Kletterwand oder eine Diskothek. Als letzter Stein fiel das "Schaufenster der Wirtschaft". Am Ende sprachen Spötter von einem Einkaufscenter mit Gleisanschluss. Der Nachbar Solingen, so die traurige Erkenntnis am Ende der Regionale 2006, hatte aus der Riesenchance, die ein solches Strukturförderprogramm bietet, deutlich mehr gemacht als die Seestadt auf dem Berge.

Die verantwortlichen Personen im Rathaus haben seitdem gewechselt, über die Wunden am Bahnhof wurden nach und nach Pflaster geklebt. Die lange leer stehenden Discoräume wurden zur Event-Location umgenutzt, wo neben Hochzeiten auch schon mal eine CDU-Veranstaltung stattfindet. Für die Kletterwand kam mit Sponsorenhilfe die Parkour-Anlage.

Mit der Ansiedlung des Multiplex-Kinos auf der "Schaufenster"-Fläche löst die Stadt elf Jahre nach der Regionale eines der letzten großen Probleme des Bahnhofsgeländes. Und setzt damit auch bei der Politik plötzlich ungeahnte Tatkraft frei. Dass der Rat sich des stinkenden P&R-Parkhauses endlich wirklich ernsthaft annehmen und den damals aus Kostengründe eingesparte Wasseranschluss nachrüsten möchte, ist sicherlich auch dem Wahljahr 2017 geschuldet. Denn bekannt ist das Thema seit langem.

Die Vorstellung, dass Kinobesucher bei ihrer Leinwandpremiere am Hauptbahnhof mit Wäscheklammern auf der Nase (gegen den penetranten Uringeruch) durchs Parkhaus zum Südsteig eilen und danach nie wieder kommen, hat bei der "Regierungspartei" SPD offenbar zu einem Umdenken geführt. Gut so, Was lange währt, wird dann hoffentlich noch gut.

Remscheid hofft derweil auf die nächste Regionale-Teilnahme. Bei der Aufstellung des Wunschzettels lohnt ein kurzer Zwischen-Stopp am Hauptbahnhof.

(RP)
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