Remscheid Mieter wünschen sich frisches Ambiente

Remscheid · Ein Remscheider Mieter traute seinen Augen nicht, als er die Nebenkostenabrechnung las. Unter Brennstoffkosten waren 4700 Euro für Öltankreinigung aufgelistet, die alle Mieter anteilig tragen sollten. Er wandte sich an den Mieterverein. "Es stellte sich heraus, dass die Reinigung nur etwas über 500 Euro ausmachte. Das Gros war eine Sanierung der Innenhaut des Tanks", sagt Jörg Plewe, Rechtsanwalt beim Mieterverein Remscheid-Wermelskirchen. Und diese Investition müssen die Mieter nicht mitbezahlen.

 So wie hier an der Freiheitstraße sieht der typische Bestand an Mietshäusern in Remscheid aus. Mit einem neuen Anstrich (links) oder auch Innenmodernisierung versuchen einige Eigentümer, im Wettbewerb zu bestehen. Denn es mangelt hier nicht an bezahlbarem Wohnraum, es gibt sogar vereinzelt Leerstände.

So wie hier an der Freiheitstraße sieht der typische Bestand an Mietshäusern in Remscheid aus. Mit einem neuen Anstrich (links) oder auch Innenmodernisierung versuchen einige Eigentümer, im Wettbewerb zu bestehen. Denn es mangelt hier nicht an bezahlbarem Wohnraum, es gibt sogar vereinzelt Leerstände.

Foto: moll

Das ist ein Problem von vielen, bei denen der Mieterverein hilft und Mitgliedern den Weg durch den Dschungel aus Vertragsklauseln und Paragrafen aufzeigt. Immer wieder tauchen Probleme, Unstimmigkeiten und Konflikte zwischen Mietern und Vermietern auf. Ein Drittel der Beratungen dreht sich um Betriebskostenabrechnungen.

Die Frage, ob Mieter in Remscheid bezogen auf den Wohnungsmarkt in einer guten Ausgangsposition sind, lasse sich nicht eindeutig beantworten. Fakt sei, dass es seit Mitte der 90er Jahre keinen Engpass mehr auf dem Wohnungsmarkt gibt. "Mieter haben kein Problem, eine Wohnung zu finden. Es gibt sogar einige Leerstände", sagt Hella Gliedner, Geschäftsführerin des Vereins. Dessen Klientel sind eher Menschen, die "finanziell nicht auf Rosen gebettet sind". Deren zweiter Vorteil: Remscheid ist nicht München — die Mieten sind moderat.

Das liegt aber auch daran, dass viele Mietshäuser aus den 50er, 60er und 70er Jahren stammen. Nachteil: Sie sind oft nicht auf einem aktuellen Stand, viele sind schlecht isoliert. "Feuchtigkeitsschäden sind ein Thema", berichtet Plewe. Auch der Ausstattungsstandard hinke oft der Zeit hinterher: gelbe Industriefliesen und veraltete Bäder. "Der Vermieter tut nichts. Jeder kommt mit diesem Satz", sagt der Anwalt. Und wenn investiert wird, knirscht es öfter zwischen den Parteien. Reparaturen müssen die Mieter nicht bezahlen. Aber energetische Gebäudesanierungs- und Modernisierungskosten kann der Eigentümer anteilig auf die Mieten umlegen.

Weil das Mietrecht kompliziert ist, "und es im Mietvertrag manchmal auf ein Wort ankommt", so Plewe, ebbe die Arbeit beim Mieterverein nicht ab. Allerdings bereitet ihm die hohe Fluktuation unter den Mitgliedern Sorge. Früher sei man ein Leben lang Mitglied gewesen, "heute treten viele aus, sobald ihr Problem gelöst ist", bedauert Plewe. Die Beratungen pro Kopf nehmen daher zu. Werben um neue Mitglieder stehe oben an. Plewe: "Wir versuchen, die Leistungen des Vereins als Schlichtungsstelle bekannter zu machen. 95 Prozent der Fälle werden außergerichtlich geklärt." Per Gesetz darf der Verein aber nur Mitglieder beraten. Im Vereinsbeitrag sind Beratung, schriftliche Korrespondenz und die Mietrechtsschutzversicherung enthalten.

(RP)
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