Remscheid Schulschluss am Honsberg

Remscheid · Früher als geplant ist der Betrieb an der Grundschule eingestellt worden. Es fehlt seit Jahren an Anmeldungen.

 Ein Ort mit langer Tradition, an dem Generationen ihre frühe Schulzeit verbrachten. 2014 feierte die Grundschule Honsberg ihren 100. Geburtstag. Vor wenigen Tagen ist der Schulbetrieb eingestellt worden.

Ein Ort mit langer Tradition, an dem Generationen ihre frühe Schulzeit verbrachten. 2014 feierte die Grundschule Honsberg ihren 100. Geburtstag. Vor wenigen Tagen ist der Schulbetrieb eingestellt worden.

Foto: Jürgen Moll

Ungewöhnlich scharfe Töne gab es am Mittwochabend im Schulausschuss. Dass die Verwaltung an der Schließung der Grundschule Honsberg festhalten will, sei "unkreativ" sagte Erden Ankay-Nachtwein (SPD). Die Politik hätte hier einbezogen werden müssen. Ihr Ratskollege Thomas Kase nannte die Ausführungen von Jörg Biermann, Leiter des Schulverwaltungsamtes, "äußerst unbefriedigend".

Wie berichtet, sieht die Stadt für die Grundschule Honsberg keine Zukunft mehr. Lediglich vier Schüler von 26 möglichen wurden dort für das kommende Schuljahr angemeldet. Zu wenig, um noch eine Klasse zu bilden. Damit bestätige sich der Trend der vergangenen zehn Jahre, sagte Biermann. Zu einem gebe es wenig Familien mit Kindern, zum anderen wählen die wenigen für ihre Kinder eine innenstadtnähere Schule. Zwar wählen Eltern üblicherweise eine Schule nah an ihrem Wohnort, doch seit die Schulgebietsgrenzen keine Rolle mehr spielen, entscheiden alleine die Eltern über Wohl und Wehe einer Schule.

Nachdem sich bei einer Brandschutz-Kontrolle Anfang des Jahres auch noch bauliche Mängel in den oberen Etagen ergaben, zog die Stadt in Abstimmung mit den Eltern die Reißleine. "Die Kinder sollten nicht zweimal umziehen", sagt Biermann. Sie hätten bis zum Sommer ins Erdgeschoss ausweichen müssen, um dann im Sommer endgültig zum Partnerstandort Kremenholl umzuziehen. Diesen Schritt vollzogen die 42 verbliebenden Kinder schon jetzt zum Ende des Schulhalbjahres. Das bringt die Klassengrößen am Kremenholl zwar an den Rand des Erlaubten, aber die Kinder fühlten sich deutlich wohler, weil sie wieder an einem lebendigen Schulleben teilnehmen könnten, berichtete Schulrätin Brigitte Dörpinghaus. Durch die Zusammenlegung der beiden Standorte sei die Lehrerausstattung besser. Ihr Fazit: "Die Kinder sind glücklich, die Lehrer auch." Die Nachmittagsbetreuung in der OGS findet weiterhin am Honsberg statt.

Die SPD wertet die Schließung als Rückschlag bei den seit Jahren laufenden Bemühungen, den Honsberg unter anderem mit einem vom Land gestützten Investitionsprogramm als Wohnquartier wieder attraktiver zu machen. Hoffnung für einen Meinungsumschwung bei der Stadt machen den Sozialdemokraten jüngste Schätzungen, wonach die Kinderzahl in den nächsten Jahren deutlich ansteigen wird.

Diesen Trend sieht Biermann nicht. Wir erwarten keine wahnsinnigen Steigerungen, was die Schülerzahlen angeht." Bei dieser Einschätzung sei auch die Zuwanderung durch Flüchtlinge schon berücksichtigt. Die bis 2021 erwartete Steigerung von jetzt 3866 auf dann rund 4000 Grundschulkinder sei mit den Kapazitäten der vorhandenen Grundschulen aufzufangen. Nicht jeder Wunsch wird dabei berücksichtigt werden können, aber das ist schon jetzt so. Auch das eine Folge des Wahlrechts der Eltern.

"Wir haben nicht das Gebäude geschlossen", stellte Biermann gestern im BM-Gespräch klar. Stadt und Politik könnten über neue Nutzungen für das Gebäude nachdenken.

(RP)
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