Remscheid Viel Einsatz für Geburtshilfe in Eritrea

Remscheid · Für das Hammer Forum reiste der ehemalige Chefarzt der Frauenklinik im Sana-Klinikum, Dr. Helmut Kaulhausen, wieder nach Afrika, um Ärzte und Hebammen fortzubilden.

Im kinderreichen ostafrikanischen Staat Eritrea ist es fast so etwas wie ein Naturgesetz: Wer in der Geburtshilfe einer Klinik arbeitet, ob als Arzt oder Hebamme, sammelt schnell viele Erfahrungen. Denn in der staatlichen Klinik der Hauptstadt Asmara kommen jährlich rund 9000 Kinder auf die Welt (Remscheid:1000). Damit das medizinische Personal die verantwortungsvolle Arbeit gut leisten kann, wird es dank der Unterstützung des Hammer Forums zweimal im Jahr von Helfern aus Europa fortgebildet. Einer von ihnen ist Dr. Helmut Kaulhausen, ehemaliger Chefarzt der Frauenklinik am Sana-Klinikum.

Im November war er mit weiteren Helfern wieder ehrenamtlich in Eritrea im Einsatz. Was ihn jedes Mal sehr berührt, "ist die unglaublich große Dankbarkeit der Patienten und der jungen Ärzte", sagt er. Beeindruckt ist er von ihrer hohen Motivation und der Wissbegierde der jungen Mediziner. Zwei wichtige Aufgaben erfüllt die kleine Delegation: zum einen die regelmäßige Fortbildung der Hebammen, zum zweiten die Weiterbildung der Ärzte. Einen Wermutstropfen musste das Helferteam diesmal schlucken: Weil die Weiterbildungsordnungen für Chirurgie, Pädiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe überarbeitet werden, hatte der Verantwortliche kurzerhand sämtliche Weiterbildungen unterbrochen. Doch ein Kompromiss war schnell gefunden, die anfängliche Frustration ebbte ab. "Wir führten Gespräche mit dem Gesundheits- und mit dem Erziehungsministerium", sagt Kaulhausen. In Eritrea ticken die Uhren anders als in Europa, das erfahren die Ehrenamtler in vielen Bereichen. Aber ihre Hilfe wird angenommen. Das Know-how wächst. Die Versorgung von Mutter und Kind wird besser. Die einst hohe Säuglingssterblichkeit sinkt weiter.

"Es gibt eine sehr starke Fluktuation unter den Hebammen", bedauert Kaulhausen. Die Flucht aus dem armen Krisengebiet, eine Heirat oder der Wechsel in andere Krankenhäuser führen dazu, dass stets neue Hebammen ausgebildet werden müssen. Ziel sei, dass die Ausbildung dort eines Tages auf eigenen Füßen steht. "Wir wollen nachhaltig helfen", betont Kaulhausen. Über einen Bachelor-Kurs sollen Einheimische zu Ausbildern qualifiziert werden. Üblich ist vielerorts in Afrika, das nicht ausgebildete Geburtshelferinnen den Frauen bei der Entbindung zur Seite stehen.

Die Qualifizierung von Ärzten zu Frauenärzten ist das zweite große Aufgabenfeld. Fünf Ärzte nehmen am neuen Kurs teil. Kaulhausen ist einer der vier Ausbilder im Team. Er hat das Programm aus Theorie und Praxis mit gestaltet. So schauen die Neulinge dem Helferteam des Hammer Forums bei sogenannten Lehr-Operationen über die Schulter - unter anderem auch dem ehemaligen Chefarzt aus Remscheid. Ganz überrascht seien die Patienten, wenn es nach der OP eine Arztvisite gibt. Das war für sie neu.

(RP)
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