Alpen Alp'sche Ley verbirgt teuere Überraschungen

Alpen · Bei der Offenlegung des Bachlaufs im Dorfkern kommen Dinge ans Licht, die den Fachleuten Rätsel aufgeben und das Projekt verzögern.

 Das Projekt, die Alp'sche Ley ans Licht zu holen, erweist sich als sehr schwierig. "Die Widrigkeiten sind kolossal", so Planer Wolfgang Kerstan.

Das Projekt, die Alp'sche Ley ans Licht zu holen, erweist sich als sehr schwierig. "Die Widrigkeiten sind kolossal", so Planer Wolfgang Kerstan.

Foto: Armin Fischer

Wolfgang Kerstan zeigt ein Bild von einem kristallklaren Bach, der sich, gesäumt von Bäumen, durch den Dorfkern schlängelt. Von dieser Idylle scheint man in Alpen allerdings noch weit entfernt. Warum das so ist, wollte der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss vom Mitarbeiter des Planungsbüros Lange jetzt in seiner Sitzung wissen.

Beim Projekt die Alp'sche Ley wieder ans Licht zu holen, so erfuhren die Ausschussmitglieder, werde erkennbar, dass es unter der Oberfläche sprichwörtlich aussieht "wie bei Hempels unterm Sofa". Alte Stromkabel, ehemalige Kanalschächte, Bauschutt in großen Mengen und sogar einen alten Telefonmast haben Bauarbeiter bislang aus dem Erdreich räumen müssen. Um ihren Unrat loszuwerden, haben Bauarbeiter vor 40 Jahren so manche Tricks angewendet.

"Unter dem Betonboden des Kanals haben wir einen tiefer liegenden zweiten Boden gefunden. Den Hohlraum dazwischen hat man zur Entsorgung von Bauschutt genutzt", so Kerstan. Weil das offenbar nicht reichte, hat man an einer anderen Stelle den Schutt in den Kanal gekippt und die Hohlräume mit Beton volllaufen lassen. "Das war eine regelrechte Sedimentbremse, entsprechend viel Schlamm mussten wir entsorgen", berichtete Kerstan.

Selbst der Fachmann wunderte sich: "Dass sich etliche Betonstützpfähle unter dem ehemaligen Gebäude der Bäckerei Scholten befanden, damit haben wir gerechnet. Zu welchem Zweck die Stützpfeiler aber außerhalb die Gebäudes eingebracht worden sind, weiß niemand." Weil dort Spundwände in die Erde getrieben werden sollten, mussten die Pfeiler aufwändig überbrückt werden. Da war die Entfernung alter Schächte, die - warum auch immer - mit Beton aufgefüllt waren, mit entsprechend schwerem Gerät schon leichter.

Ebenso kurios sind die im Erdreich gefundenen Betonplatten, auf denen eine Mauer errichtet worden war. "Wir wissen absolut nicht, was die dort soll", rätselte der Ingenieur. Weil man zu allem Überfluss auf eine mächtige Torfblase stieß, die in Richtung Sparkassengebäude abtaucht, fanden Spundwände an dieser Seite keinen Halt. Also wurden Brunnengründungen in die Erde getrieben, darauf eine Betonplatte gegossen, die wiederum die Spundwände trägt.

"Wir hampeln immer noch an den Wänden herum. Die Widrigkeiten sind kolossal", klagt Kerstan. Bis Juli will die Lineg trotz alledem mit dem Abschnitt bis zur Burgstraße fertig sein. Für den dortigen Durchbruch muss die Haupttrasse im Dorf allerdings voll gesperrt werden - für die Dauer von zwei bis drei Monaten. "Es gibt keine belastbaren Angaben zum Brückenwerk. Wir wissen nicht, was uns da erwartet, deshalb ist die Sperrung unabdingbar."

Um einen Verkehrskollaps zu vermeiden, findet die Sperrung nicht parallel zur Sanierung der B 58 (bis Mitte September) statt. Das Weihnachtsgeschäft möchte man den Geschäftsleuten auch nicht vermiesen. "Entweder wir werden bis November fertig oder wir verschieben's ins nächste Jahr", so Kerstan. Die Mehrkosten für die Verzögerung übernimmt zu 80 Prozent das Land. Denn die Öffnung der Alp'schen Ley gehört zum Programm mit dem verheißungsvollen Namen: "Lebendiges Gewässer".

(erko)
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