Alpen Bergschäden sind auch in Alpen ein Thema

Alpen · Evangelische Kirchengemeinde hatte zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Plädoyer für die Einrichtung einer Schiedsstelle Salz.

 Pfarrer Dr. Hartmut Becks zeigt Risse in der Alpener Kirche. Die Gemeinde versucht, sie als Bergschäden anerkennen zu lassen.

Pfarrer Dr. Hartmut Becks zeigt Risse in der Alpener Kirche. Die Gemeinde versucht, sie als Bergschäden anerkennen zu lassen.

Foto: Armin Fischer

Das Thema Bergschäden ist hoch emotional. Schließlich geht es um was. Die Angst davor, dass das eigene Haus zerbröselt, man als Eigentümer aber einem übermächtigen Gegner nicht beikommen kann, ist groß. In Rheinberg, wo ganze Ortsteile durch bergbauliche Einwirkungen zum Teil metertief abgesackt sind, kann man das seit Jahrzehnten erleben.

Aber auch in Alpen spielt der Bergbau eine zunehmende Rolle. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Im Bereich Menzelen hinterlässt der Salzabbau seine Spuren, am südlichen Rand (Richtung Lintfort) die Steinkohle. Hinzu kommt, dass im Ortskern auf sandigen, torfigen Böden gebaut wird und oftmals Pfahlgründungen (wie am Schulzentrum) unumgänglich sind. Das Grundwasser wird sogar vom Braunkohletagebau beeinflusst.

Alles das kam jetzt bei einer Podiumsdiskussion im Evangelischen Gemeindehaus An der Vorburg zur Sprache. Pfarrer Dr. Hartmut Becks hatte dorthin eingeladen. "Bergschäden durch Kohle- und Salzabbau — Feststellen eines Bergschadens, Schadensersatz und richtiges Vorgehen gegenüber dem Bergbauunternehmen": So war der Abend überschrieben. Rund 100 Frauen und Männer füllten den Saal und diskutierten angeregt mit. Der Meinungsaustausch verlief erstaunlich sachlich.

Dr. Becks brachte gleich zu Anfang auf den Punkt, was viele Betroffene denken: "Wir können nur sehen, was oben ist, nicht was unten passiert." Die Fachanwälte Jürgen Mintgens und Dr. Michael Terwiesche (sie vertreten viele Bergbaubetroffene) öffneten die Visiere und warnten: "Glauben Sie nicht den Prognosen der Bergbauunternehmen bei bergbaulichen Einwirkungen." Die seien nämlich zu eng gezeichnet. Richtig und wichtig sei es, Häuser einmessen zu lassen. Ulrich Behrens von der Schutzgemeinschaft Bergbaubetroffener (SGB) in Rheinberg verwies auf ein Akzeptanzpapier der Landesregierung. Es sei gerichtlich festgestellt worden, dass es Bewegungen außerhalb der Einwirkungsbereiche gebe.

Ganz wichtig sei es, Risse am Gebäude zu registrieren und gutachterlich feststellen zu lassen; Fristen dürften nicht versäumt werden. Auch auf das Dilemma, dass viele Gutachter aus den Reihen der Bergwerksbetrieber kommen und nicht neutral sind, wurde hingewiesen.

René Schneider, als SPD-Landtagsabgeordneter Mitglied des Unterausschusses Bergbausicherheit, plädierte für die Einrichtung einer "Schiedsstelle Salzbergbau" — für die Steinkohle gibt es eine solche Stelle bereits. Denn jeder weiß: Wer gegen RAG, esco oder Cavity klagt, begibt sich auf dünnes Eis. Der Vorteil einer solchen Schiedsstelle sei, dass sie den Nutzer nichts koste.

Allen, die an ihren Häusern Rissbildungen feststellen, wurde geraten, sich zu vernetzen. Behrens verwies darauf, dass die SGB schonmehrfach versucht habe, auch Salzbergbaubetroffene zu erreichen. Bisher aber ohne Erfolg.

(RP)
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