Rheinberg Budberger fragen: Woher kam das Wasser?

Rheinberg · Betroffene von der Ginsterstraße schildern, wie sie die Überflutung erlebt haben. "Versicherungsangebot inakzeptabel".

Starkregen in Rheinberg: 33 Keller unter Wasser
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Starkregen in Rheinberg: 33 Keller unter Wasser

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Nach den schweren Unwetterschäden mit Zehntausenden betroffenen Haushalten in Münster soll die Aufarbeitung des Geschehens anderen Städten helfen. Über diesen Plan berichtete die Rheinische Post gestern. In Budberg wurde die Hoffnung laut, dass auch die Rheinberger Verwaltung die Aufarbeitung gut durchliest und umsetzt. Denn in Budberg sind die Folgen der Überflutung vom 29. April noch bei weitem nicht abgearbeitet.

Zu den Betroffenen gehören die Eheleute Theis, die - wie viele andere Budberger Flutgeschädigte der Bürgerinitiative beigetreten sind. Sie schildern der RP, wie die Überflutung in ihr Leben eingriff: "Meine Frau und ich bewohnen das Einfamilienhaus Ginsterstraße 8. Der Schadensfall trat bei uns am 29. April gegen 7.45 Uhr ein und hatte innerhalb von circa 30 Minuten den Höchststand von 38 Zentimetern in den Kellerräumen erreicht. Bei einer Kellerfläche von 120 Quadratmetern entspricht dies einer Menge von etwa 45 Kubikmetern Wasser.

Die Frage, die sich stellt: Wie ist es möglich, dass eine so verhältnismäßig große Menge von eindeutig mit Klärschlamm kontaminiertem Wasser in einer relativ kurzen Zeit in unseren Keller eindringen konnte?

Wenn man davon ausgeht, dass auch die anderen circa 75 bis 80 Keller in annähernd gleich kurzer Zeit überflutet worden sind und die durchschnittliche Größe der Kellerfläche der anderen Betroffenen mit etwa 60 Quadratmetern unterstellt und die Überflutungshöhe etwa 25 Zentimeter betragen hat, entspricht dies einer geschätzten Gesamtmenge von 1200 Kubikmetern Wasser. Zuzüglich der Wassermenge, die sich in den Rohrleitungen der Kanalisation befunden haben muss von etwa 300 Kubikmetern. Das entspräche einer Gesamt-Wassermenge von 1500 Kubikmetern oder 1 500 000 Litern Wasser. Dies sind nur sehr vorsichtige Schätzungen. Die Rohrleitungen der Kanalisation sollten übrigens gegen Mittag von der Feuerwehr leergepumpt werden!

Diese Frage stellt sich dann zwangsläufig: Woher stammt diese enorm große Menge mit Klärschlamm versetzten Wassers? Wenn man sich die Wassermenge besser vorstellen will, entspricht dies etwa 200 Gülle-Tankwagen (à 6000 bis 7000 Liter). Eine solche Menge von Klärwasser kann unmöglich, wie von der Versicherung GVV behauptet, von Regenwasser stammen, denn bereits vor dem Zeitpunkt der Kellerüberflutung hatte es nur noch ganz leicht und später gar nicht mehr geregnet.

Man könnte vermuten, dass das Wasser aus der Kläranlage Budberg stammt und dies ließe den Schluss zu, dass nach dem Ausfall der letzten Pumpe die Absetz- oder Klärbecken durch für mich nicht nachvollziehbare Umstände leergesaugt oder -gedrückt wurden oder leergelaufen sind. (Defektes Rohrsystem, Bedienfehler oder Konstruktionsfehler? Ich bin mit der Betriebsweise der Kläranlage nicht vertraut.)

Es wäre interessant zu erfahren, zu welchem Zeitpunkt der Ausfall der letzten Pumpe eingetreten ist und wie der Füllstand der Klärbecken vor und nach dem Zeitpunkt der Flutung der Kellerräume gewesen ist. Es liegt die Vermutung nahe, dass die Kläranlage Budberg nicht betriebssicher funktioniert hat.

Wünschenswert wäre, dass die Stadt Rheinberg eine lückenlose Aufklärung dieses Sachverhaltes offenlegt, weil man ansonsten als Betroffener weitergehende Schritte nicht ausschließen könnte. Die derzeit angebotene vergleichsweise Schadensregulierung seitens der GVV jedenfalls ist angesichts der völlig offenen Fakten inakzeptabel."

(kau)
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