Rheinberg Im Trauringkurs sein Glück schmieden

Rheinberg · Hinter jedem Schmuckstück steckt harte körperliche Arbeit. Das erleben Paare, die ihre Ringe selbst anfertigen.

 Nadja Vieten (li.) und Anke Hager (re.) schmieden ihre Ringe selbst. In die Stücke soll am Ende der Fingerabdruck der Partnerin eingraviert werden.

Nadja Vieten (li.) und Anke Hager (re.) schmieden ihre Ringe selbst. In die Stücke soll am Ende der Fingerabdruck der Partnerin eingraviert werden.

Foto: Kremer Gabriele

Kleidung, Location, Einladungskarten - die Liste für eine Hochzeitsplanung ist umfangreich. Ein zentraler Punkt darauf: die Wahl des Eherings. Juweliere bieten eine große Auswahl an Modellen. Mittlerweile lässt sich ein Trauring sogar mittels Konfigurator im Internet zusammenstellen. Für Nadja Vieten (37) und Anke Hager (41) ist das jedoch keine Option. Unter Anleitung der Rheinberger Goldschmiedin Sandra Lenski sind die beiden Frauen im wahrsten Wortsinn ihres Glückes Schmied und fertigen den persönlichen Trauring selbst.

Auf die Idee dazu brachte die beiden Krefelderinnen ihre Wedding- Planerin - die "Hochzeitstante". Das Selbermachen verleihe dem Ring eine ganz besondere Note der Verbundenheit, sind die Sozialpädagogin und die kaufmännische Leiterin überzeugt. "Man hat einfach einen anderen Bezug zu diesem sehr persönlichen Schmuckstück, das man bestenfalls ein Leben lang am Finger trägt", findet Anke Hager.

Nadja Vieten und Anke Hager geben sich im Kreis von Familie und Freunden auf einem alten niederländischen Landgut das Ja-Wort - barfuß und unter freiem Himmel. Ein bisschen hippiemäßig eben. So individuell wie ihre Zeremonie wünscht sich das Paar auch die Eheringe.

Ein Wunsch, den Sandra Lenski gerne erfüllt. "Vor dem Kurs haben wir zunächst in einem ausführlichen Gespräch die Rahmenbedingungen festgelegt", erläutert Lenski. Gesprochen haben sie über Material, Farbe, Größe und eine grobe Gestaltung. Nadja Vieten und Anke Hager haben sich für ein Modell in Weißgold mit eismatter Oberfläche entschieden. In den neun Millimeter breiten Ring soll am Ende der Fingerabdruck der künftigen Ehepartnerin graviert werden, ein kleiner Diamant macht den runden Liebesbeweis perfekt.

Doch was vor dem Paar aus Krefeld auf der Werkbank in der Goldschmiede an der Gelderstraße liegt, lässt noch nicht ansatzweise auf einen Ring schließen: Da liegt ein unscheinbares Edelmetallplättchen, kleiner als ein Kaugummistreifen.

In mühevoller Handarbeit wird das Metall mit dem Hammer rund geformt. "Wir sind handwerklich eigentlich ganz fit, aber das ist doch eine Herausforderung", sagen Vieten und Hager. Sie erkennen: Ob Ehering oder anderes Schmuckstück - hinter den hübschen Preziosen steckt harte körperliche Arbeit.

Sandra Lenski begleitet von der Rundformung bis zum Feinfinish jeden einzelnen Arbeitsschritt, gibt Tipps und Hilfestellung, greift immer wieder korrigierend ein. Beispielsweise, als es darum geht, die Kanten des Rings rund zu feilen. "Körperhaltung und Feiltechnik zu koordinieren, verlangt schon Konzentration", bestätigt Hager. Entstandene Unebenheiten gleicht die Expertin bei allen anfallenden Arbeitsschritten wieder aus. "Schließlich soll jedes Exemplar, das die Werkstatt verlässt, exakt so ausschauen, als habe es ein Goldschmied gefertigt", sagt Lenski.

Seit etwa zehn Jahren bietet sie Brautpaaren die Möglichkeit an, Trauringe selbst zu fertigen. Rund einen Tag dauern die Kurse; am Ende können die Paare ihre Ringe mit nach Hause nehmen. Eine Kursgebühr erhebt Sandra Lenski nicht; gezahlt wird der Wert des Ringes. "Es geht mir darum, die Liebe zum Handwerk zu vermitteln", betont die Rheinbergerin.

(RP)
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