Rheinberg Nach Flut: Budberger fürchten um Gesundheit

Rheinberg · Fäkalien im Keller: Betroffener sagt, die Gefahr einer bakteriologischen Verseuchung sei unterschätzt worden. Gemeinschaftsklage angedroht.

 Durch das Abwasser, das in die Budberger Häuser eingedrungen ist, habe die Gefahr einer Infektion bestanden, sagen Betroffene. Das Kreisgesundheitsamt sagt zwar, dass Infektionen durch Fäkalien grundsätzlich möglich seien, schließt aber zum Beispiel Cholera kategorisch aus.

Durch das Abwasser, das in die Budberger Häuser eingedrungen ist, habe die Gefahr einer Infektion bestanden, sagen Betroffene. Das Kreisgesundheitsamt sagt zwar, dass Infektionen durch Fäkalien grundsätzlich möglich seien, schließt aber zum Beispiel Cholera kategorisch aus.

Foto: Guido Schulmann

In Budberg liegen die Nerven auch drei Wochen nach der Überflutung blank. "Budberg stand zur Hälfte unter Wasser", sagte jetzt Jürgen Nölle, der selbst Betroffener ist und sich in der Fragestunde für Einwohner in der Rheinberger Ratssitzung zu Wort meldete. "Wir sind sehr unzufrieden, und noch unzufriedener über die Nachbereitung der Stadt", so der Unternehmer. Zur Erinnerung: In Budberg waren in 58 Häusern Keller mit Fäkalien und Abwasser vollgelaufen, insgesamt beklagen 85 Betroffene teils beträchtliche Schäden.

Nölle bedauerte, dass man "herumbohren kann wie man will, man erfährt nichts". Unterdessen kursierten die wildesten Gerüchte. In der langen Liste der Vorwürfe gegen die Stadt blieb eines nachhaltig in Erinnerung: Die Stadt, so mutmaßte Nölle, habe die Gefahren einer "bakteriologischen Verseuchung" auf die leichte Schulter genommen. Durch das mit Fäkalien versetzte Abwasser in den Kellern habe man schwere Erkrankungen wie Cholera und Typhus nicht ausschließen können, es habe sogar Fälle von Erkrankungen in Budberg gegeben. Nölle: "Und es kann nicht sein, dass eine Stadt wie Rheinberg keine Information an die Bürger herausgibt." Der Budberger kündigte schließlich eine gemeinschaftliche Klage gegen die Stadt für den Fall an, dass die Schadensregulierung nicht im Sinne der Betroffenen laufe.

Bürgermeister Mennicken und Beigeordneter Dieter Paus wiesen die Vorwürfe entschieden zurück. Sie räumten noch einmal klar und deutlich ein, dass in dieser "kausalen Kette" am Anfang der fatale Fehler eines städtischen Mitarbeiters gestanden habe, der vier von sechs Pumpen in einer Pumpstation habe ausbauen lassen. Eine der beiden verbliebenen sei kaputt gegangen - genau zu der Zeit, als der Starkregen einsetzte. Allerdings habe auch die seit Jahren für die Stadt arbeitende Wartungsfirma nicht reagiert. Auch möglicherweise schadhafte Rückstauklappen in den Häusern müssten in Betracht gezogen werden.

Mennicken wies darauf hin, dass man mit den Betroffenen im Gespräch sei. Er bat um Verständnis dafür, dass nach einem solchen Schadensereignis zunächst viele Dinge zu regeln seien und abzuwarten sei, was die Versicherung sage. Von Pauschalregelungen riet er ab: "Wir müssen im Einzelfall schauen, wo zusätzliche Hilfe individuell erforderlich ist." Dieter Paus hob hervor, dass er den Vorgang in Budberg ausdrücklich bedaure: "Es ist nicht so, dass mir das nicht nahe geht", so Paus. "Aber als Beigeordneter muss ich mich sachlich damit auseinander setzen."

Klaus Bechstein (SPD) bat die Verwaltung, bei nächster Gelegenheit eine Veranstaltung "Verwaltung vor Ort" im Bürgerhaus Budberg anzusetzen, was auf allgemeine Zustimmung stieß.

(RP)
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