Alpen Opfer des Salzbergbaus machen Druck

Alpen · Von der Bürgerinitiative zum Verein: Wichtigstes Ziel ist eine Schiedsstelle zur Regulierung von Gebäudeschäden.

Wenn unter oder neben einem Gebäude in der Tiefe gebuddelt wird, dann tut ihm das nicht gut. Das ist beim Tunnel- und U-Bahn-Bau so, beim Abbau von Stein- und Braunkohle auch. Mal treten die Schäden schnell auf, mal dauert es Jahre, bis sich Risse zeigen. Tatsache bleibt, dass die betroffenen Eigentümer vor Kosten stehen, die sie nicht verursacht haben. Während es zur Regulierung von Stein- und Braunkohleschäden Schiedsstellen gibt, stehen Opfer des Salzbergbaus ohne Hilfe da. Noch. Denn das soll sich nun ändern. Aus der Bürgerinitiative, die sich am 10. November bei einer Versammlung mit gut 250 Besuchern in Büderich formiert hatte, ist ein Verein geworden. Am Donnerstagabend haben rund 40 Mitglieder den Verein der Salzbergbaugeschädigten NRW gegründet (RP berichtete). Heute kommt der dabei gewählte Vorstand beim Vorsitzenden Wilhelm Fischer in Perrich zu seiner ersten Sitzung zusammen, um die nächsten Schritte abzustimmen.

Ziel ist es, besagte Schiedsstelle zu erwirken. Dafür ist Druck nötig, denn der ausgeguckte Verursacher zahlreicher Schäden in den linksrheinischen Gebieten der Stadt Wesel sowie in Alpen, Rheinberg und Xanten muss dabei mitspielen. Dazu zeigt die Cavity GmbH Rheinberg bislang aber keine Neigung. Sie ist bekanntlich jene Firma, die für Schäden zuständig ist, die auf den Salzbergbau bis 2002 (früher Solvay, heute die Kali+Salz-Tochter Esco) zurückzuführen sind. Das Kürzel NRW ist nicht von ungefähr dem Namen des neuen Vereins angehängt. Die Betroffenen hoffen auf starke Unterstützung des Landes. Mit Vertretern der Regierungskoalitionäre haben sie bereits einen Termin vereinbart.

Am Dienstag, 26. Januar, wird es ein Gespräch mit Gudrun Zentis (Grüne, Düren) und René Schneider (SPD, Moers) in Düsseldorf geben. Beide Abgeordnete sitzen im Unterausschuss für Bergbausicherheit. Für die Einrichtung einer Schiedsstelle macht sich bekanntlich bereits der Weseler SPD-Landtagsabgeordnete Norbert Meesters stark. Das Land wolle sie, sagt er stets. Nur müsse eben der Druck auf den Bergbau erhöht werden. Parteiübergreifende Unterstützung kommt aus den Kommunen, zum Beispiel per Resolution aus dem Weseler Stadtrat.

Schön wäre es aus Sicht des Vereins der Salzbergbaugeschädigten, wenn auch auf Landesebene alle Parteien mitzögen. Das ist ein Wink auch Richtung CDU-Landtagsabgeordnete Marie-Luise Fasse aus Rheinberg. Überdies will der Verein die hiesigen Bundestagsabgeordneten sensibilisieren und auf eine Änderung des Bergrechts drängen.

Unterdessen setzt der Verein alles daran, selbst stärker zu werden. Im gesamten Abbaugebiet des Salzbergwerkes Borth werden Listen in Bäckereien, Banken und weiteren Stellen ausgelegt. Hier kann sich jeder per Eintrag zum Mitglied erklären. Eine Übersicht der Auslageorte wird in Kürze auf der Internetseite www.salzbergbaugeschaedigte.de stehen. Ein Beitritt ist zusätzlich online möglich. Beiträge werden zunächst nicht erhoben; die Finanzierung des Apparates soll über Spenden ermöglicht werden. Der Aufruf zum Beitritt richtet sich nicht nur an einzelne, sondern an alle (erwachsenen) Mitglieder von Familien, die betroffen sind oder es irgendwann sein könnten. "Es dauert 100 bis 200 Jahre, bis der Berg im Untergrund zur Ruhe kommt", sagt Sprecher Hermann Norff und verdeutlicht, dass das Bodenniveau an der Schulstraße in Büderich heute 2,70 Meter tiefer liegt als vor Abbaubeginn. Mit unübersehbaren Folgen bei Starkregen, weil das Wasser dann nicht mehr aus der Senke mitten im Dorf ablaufen kann. Er fragt auch, ob es für solche Fälle einen Katastrophenplan gibt. Was Bergsenkungen anrichten können, wurde unter anderem auch im letzten Mai deutlich, als sich urplötzlich in St. Peter Büderich der Boden bewegte und Fliesen durch die Kirche wirbelten.

Wer mehr über den Verein der Salzbergbaugeschädigten wissen will, kann sich unter Tel. 02803 288 an den Vorsitzenden Wilhelm Fischer wenden. Ansprechpartner sind zudem Stellvertreter Markus Skeide (Borth), Schriftführer Torsten Schäfer und Kassierer Xaver Merkl (beide Büderich) sowie die Beisitzer Hermann Norff (Büderich), Michael Brinkhoff (Ginderich), Kai-Uwe Meteling und Ernst Bernds (beide Menzelen). Für Birten wird ein Interessent gesucht.

(RP)
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