Interview: Harry Hüther Privathäuser meistens ohne Blitzschutz

Xanten · Das Wetter schlägt Kapriolen, Unwetter sorgen für vollgelaufene Keller. Kürzlich schlug in Menzelen der Blitz in ein Wohn- und Geschäftshaus ein, das Dach brannte aus (die RP berichtete). Die RP hat mit Harry Hüther gesprochen. Er ist Inhaber der Firma Blitzschutz & Elektrotechnik Hüther, die ihren Sitz am Heidberghof 10 in Rheinberg hat. Das Kerngeschäft des Unternehmens liegt im Blitzschutz (Überspannungsschutz und Erdungsanlagen), aber auch die fachtechnische Überprüfung der Elektrotechnik gehört fest ins Firmenprogramm.

Niederrhein: Spektakuläre Fotos von Sturmfront
29 Bilder

Niederrhein: Spektakuläre Fotos von Sturmfront

29 Bilder

Nehmen wir ein normales Ein-Familien-Reihenhaus. Sind solche Häuser mit Blitzableitern ausgestattet?

Harry hüther Leider nein, da in der Landesbauordnung NRW für Einfamilienhäuser kein Blitzschutzsystem gefordert ist. Anders sieht es bei Gewerbeobjekten oder öffentlichen Gebäuden aus. Hier gibt es Vorschriften aus der Landesbauordnung oder der Sonderbauverordnung. Jedoch empfehle ich Einfamilienhäuslerbauer zumindest Anschlussfahnen aus Edelstahl von der Erdungsanlage/Fundamenterde an allen vier Ecken nach außen zu führen, um später ein Blitzschutzsystem nachrüsten zu können.

Wie kann man eigentlich feststellen, ob es eine Blitzschutzanlage am Gebäude gibt?

Hüther Durch das einfache Besichtigen und visuelle Wahrnehmen der Gebäudestruktur. Der äußere Blitzschutz besteht immer aus mindestens drei Komponenten: der Fangeinrichtung auf dem Dach; den Ableitungen, meistens direkt am Regenfallrohr verlegt; und der Erdungsanlage, sichtbar durch Erdeinführungen (Stangen oder Bandeisen) an den Regenfallrohren oder auch auf Putz am Gebäude. Die Fangeinrichtung ist auf dem First verlegt und mit Fangspitzen an den Giebelkanten versehen. Eventuelle Dachaufbauten wie Kamine, Antennen oder Satellitenanlagen haben eine Fangspitze oder eine Fangstange, die über dem Dach herausragend installiert sind. Bei Altanlagen kann man einen direkten Anschluss über eine Rohrschelle erkennen.

Unwetter: Feuerwehr räumt Bäume von Straßen
8 Bilder

Unwetter: Feuerwehr räumt Bäume von Straßen

8 Bilder

Unterscheidet man zwischen Blitzschutz und Überspannungsschutz?

Hüther Ja, da es sich um ein Blitzschutzsystem handelt, das aus dem äußeren und dem inneren Blitzschutz besteht. Der innere Blitzschutz besteht aus Blitzstrom- und Überspannungsableitern. Wichtig ist, dass bei einer Installation einer äußeren Blitzschutzanlage zwingend ein Blitzstromableiter an den gebäudeeinführenden Leitungen wie an der Elektroanlage installiert werden muss. Diese Blitzstromableiter absorbieren die hohe Energie bei einem direktem Blitzeinschlag und schützen das Gebäude im Innerem vor Kabelbrand. Handelsübliche Überspannungsschutzsteckdosen schützen Endgeräte nur gegen Schaltüberspannungen aus der Stromversorgung nicht bei einem direkten Blitzeinschlag. Wichtig ist bei der heutigen Technik, dass alle kabelgeführten Überspannungswege zu betrachten sind. So ist ein Fernseher nur sicher geschützt, wenn die 230 V~Steckdose und der Antennenanschluss durch Überspannungsableiter gesichert sind.

Wenn man sein Haus nachrüsten möchte oder bei einem Neubau sofort eine entsprechende Vorrichtung einbauen lassen möchte: Wie viel Geld muss man investieren?

Hüther Die Gesamtinvestitionen eines Blitzschutzsystems bei Neubauten belaufen sich in der Regel auf ein Prozent der Bausumme. Das heißt, bei einem Neubau, der 250 000 Euro kostet, betragen die Kosten für ein umfängliches Blitzschutzsystem rund 2500 Euro netto. Nachrüstungen sind natürlich immer teurer.

Wo liegen die Probleme bei einer Nachrüstung?

Hüther Bei einer kompletten Nachrüstung eines Blitzschutzsystems an einem Gebäude fallen die intensivsten Kosten bei der Nachrüstung der Erdungsanlage an. Dort werden in der Regel Tiefenerder neun Meter lang, die mittels Vibrationshammer senkrecht ins Erdreich eingetrieben werden, installiert. Diese Tiefenerder müssen fußpunktseitig untereinander verbunden werden. Die Nachrüstung eines Blitzschutzsystems kann bei einem Einfamilienhaus bis zu 5000 Euro netto kosten.

Kann man sich bei Ihnen beraten lassen? Wenn ja: Wie erreicht man Sie?

Hüther Selbstverständlich kann man sich bei uns beraten lassen. In der Regel bin ich persönlich immer montags und freitags im Büro. Jedoch bitten wir um Terminabsprache. Sie erreichen uns unter der Rufnummer 02843 959664 oder über Handy 0174 1311011. Gerne kann man auch auf unseren Anrufbeantworter sprechen oder eine E-Mail schreiben an info@beh-blitz.de. Die Homepage ist www.beh-blitz.de.

Wer sind Ihre Kunden? Eher Privatleute oder Unternehmen beziehungsweise die öffentliche Hand?

Hüther Zu unseren Kundenkreis zählen namhafte Unternehmen, Industrie, Gewerbeobjekte sowie die öffentliche Hand. Im Bereich der Privatleute liegt der Anteil der Blitzschutzsysteme bei ca. drei Prozent.

Uwe Plien führte das Gespräch

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort