Solingen Benrather Schloss mit grünen Schlagläden

Solingen · Beim Tag des offenen Denkmals besuchten zahlreiche Besucher alleine das Wasserschloss Hackhausen, das sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

 Hunderte von Besuchern wollten gestern erfahren, wie es rund das Schloss Hackhausen und vor allem Inneren des Gebäudes aussieht. Bei den Führungen hatten Daniel von Recklinghausen (l.) oder seine Schwester Ulrike Friedrichs viele interessante Geschichten zu erzählen.

Hunderte von Besuchern wollten gestern erfahren, wie es rund das Schloss Hackhausen und vor allem Inneren des Gebäudes aussieht. Bei den Führungen hatten Daniel von Recklinghausen (l.) oder seine Schwester Ulrike Friedrichs viele interessante Geschichten zu erzählen.

Foto: Stephan Köhlen

Den Tag des offenen Denkmals abschaffen ? Ein böser Fehler, wenn es nach den hunderten von Besuchern geht, die gestern alleine nach Schloss Hackhausen kamen. Von den Kritikern, die diesen Sparvorschlag bei einer Haushalts-Umfrage der Stadt eingebracht hatten, war wohl niemand dabei. Wenn doch, dann dürfte er geläutert nach Hause gegangen sein.

Vor allem dann, wenn er den lebendigen Berichten der Eigentümer zuhörte. Etwa denen von Daniel von Recklinghausen (78) und seiner Schwester Ulrike Friedrichs. Ihr Großvater August von Recklinghausen, ein Kölner Bankier, hatte Anfang des letzten Jahrhunderts zusammen mit seinem Schwager Richard Berg das Gelände erworben, das von der Bonner Straße durchschnitten wird. Zu besichtigen waren das Wasserschloss, das die neuen Besitzer 1907 nach einem Brand wieder aufbauen ließen, und der Garten östlich der Straße. Westlich hat heute die Agentur von Mannstein ihren Sitz.

"Wo wir stehen, war früher eine Mistgrube. Und gleich da drüben krähte der Hahn", begrüßte Daniel von Recklinghausen, der seine Schulzeit in Ohligs verbrachte, einige der ersten Besucher an der Vorburg. Die Landwirtschaft und das System von Wassermühlen stellten für Jahrhunderte das Einkommen sicher: Belege für eine zweiteilige Wasserburg gibt es seit dem 14. Jahrhundert. "Es ist eines der ältesten Bauwerke von Solingen", betonte Karin Nowak von der Unteren Denkmalbehörde. "Die Grundmauern der Wehrtürme sind noch da."

"Es ist ein sehr interessantes Objekt in alle Richtungen", bestätigte Dr. Beate Battenfeld, Vorsitzende des Bergischen Geschichtsvereins, Abteilung Solingen. Geschichtsverein und Denkmalbehörde ziehen mit den Eigentümern an einem Strang - nicht nur am Denkmaltag, dessen Motto gestern "Gemeinsam Denkmale erhalten" lautete. "Die Familie engagiert sich sehr und forscht", lobte Battenfeld. "Die Bodendenkmäler etwa sind noch nicht so gut untersucht."

Stattdessen gab es aber viel über das letzte Jahrhundert zu erfahren. "An dieser Stelle fuhren früher die Fuhrwerke nach Merscheid", erläuterte Daniel von Recklinghausen hinter dem Schloss. Die Pläne für den Wiederaufbau hatte Architekt Paul Schultze-Naumburg geliefert und sich dabei ein wenig an Schloss Benrath orientiert - ohne aber auf die typisch bergischen Schlagläden zu verzichten.

Vom Barockgarten ist außer der aufs Schloss zulaufenden Hauptachse nichts erhalten. "Für ihn waren ganztägig drei Gärtner da", erinnerte sich von Recklinghausen. Am Rand des ehemaligen Prunkgartens steht aber noch das Gewächshaus mit alten Rebstöcken. "Die Trauben schmeckten zwar sauer, aber es waren die eigenen." Daniel von Recklinghausen lebt seit acht Jahren im früheren Domizil des Hauptgärtners, einem rheinischen Fachwerkhaus mit drei Meter hohen Räumen und einem separaten Trakt für die Büroarbeit.

Ein besonderes Treppenhaus für die Bediensteten hat auch das Wasserschloss. Es wird von der Familie bewohnt und ist normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Erdgeschoss, Terrasse und Hof können aber gelegentlich - etwa für Hochzeiten - gemietet werden. Das rund 30 Hektar große Gelände ums Schloss ist dagegen für alle zugänglich. "Tagsüber kann hier jeder hin", sagte Daniel von Recklinghausen - und beispielsweise den "Taschentuchbaum" im Garten bestaunen.

(flm)
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