Dr. Sebastian Hentsch Chefarzt will gutes Klima im Klinikum

Solingen · Dr. Sebastian Hentsch ist seit dem 1. Januar Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Solingen. Unter seinem Vorgänger gab es Streit. Hentsch will ein gutes Verhältnis zu niedergelassenen Ärzten und zu Mitarbeitern.

Herr Dr. Hentsch, welche Eindrücke konnten sie bislang von Ihrer neuen Wirkungsstätte gewinnen?

 Krankenhaus mit Maximalversorgung: das Klinikum Solingen

Krankenhaus mit Maximalversorgung: das Klinikum Solingen

Foto: mak (Archiv)

Hentsch Es geht hier alles gut los. Wir haben ja hier ein Krankenhaus der Maximalversorgung mit einer starken medizinisch-onkologischen Abteilung. Das ist eine Basis, die ich halten möchte. Das operative Spektrum möchte ich ausweiten, speziell im Hinblick auf mehr minimalinvasive Eingriffe.

Auf welchem Weg kamen Sie von Ihrer sächsischen Heimat ins Bergische Land?

Hentsch Ich bin meiner Ehefrau hinterhergezogen. Sie ist Zahnärztin und fand eine Stelle in Remscheid. Der Ortswechsel war für mich ein Riesenglücksfall, dadurch gelangte ich zur Frauenklinik des Evangelischen Krankenhauses Düsseldorf, wo ich als Oberarzt unter Leitung von Professor Werner Meier sehr gute Arbeitsmöglichkeiten vorfand.

Wie kam schließlich der Kontakt zum Solinger Klinikum zustande?

Hentsch Ich hatte mir die Kliniken in der Region angeschaut, weil ich der Meinung war, dass eine Chefarztposition der folgerichtige Schritt für mich wäre. Das Klinikum Solingen fiel mir dabei als besonders attraktiv auf. Als ich dann von der freien Stelle in der Frauenheilkunde erfuhr, dachte ich mir: Bingo.

Das Klinikum trägt das Gütesiegel "Babyfreundliches Krankenhaus". Andererseits beklagte die Klinikumsleitung Mitte 2012 sinkende Fallzahlen in der Gynäkologie. Wie kann man diesem Problem entgegenwirken?

Hentsch Zunächst ist das Verhältnis zu den niedergelassenen Ärzten sehr wichtig. Ich habe schon einige Ärzte persönlich kennengelernt. Sie müssen ein gutes Gefühl bei der Überweisung haben, ebenso wie die Patienten. Wir müssen zeigen, dass wir hier gute Medizin machen. Großen Wert lege ich auch auf das Betriebsklima. Wenn die Mitarbeiter zufrieden sind und gerne zur Arbeit kommen, spüren das auch die Patienten.

Das Engagement Ihres Vorgängers, Professor Jacobus Pfisterer, endete im Streit. Ist die Leitung des Klinikums mit bestimmten Erwartungen an Sie herangetreten?

Hentsch Nein. Entscheidend sind eben die genannten drei Säulen: gute Medizin, eine vertrauensvolle Kooperation mit den niedergelassenen Ärzten und ein angenehmes Betriebsklima.

Vor welchen Herausforderungen steht Ihre Klinik angesichts des demografischen Wandels in der Gesellschaft?

Hentsch Zum einen geht die Anzahl an Geburten generell zurück. Trotzdem wollen wir natürlich eine möglichst hohe Anzahl an Geburten im Klinikum erreichen. Zum anderen werden die Patienten immer älter und auch kränker. Krebserkrankungen nehmen zu, genau wie Beckenbodeninsuffizienz, die unter anderem zur Inkontinenz führt. Hier im Klinikum gibt es vielfältige Therapiemöglichkeiten. Wir führen auch ambulante Operationen durch. Von Vorteil ist die enge Zusammenarbeit mit den Urologen und Chirurgen des Klinikums.

Eine abschließende Frage: Was reizt Sie an Ihrem Beruf und insbesondere an Ihrem Fachgebiet?

Hentsch Hier hat man die gesamte Bandbreite des menschlichen Lebens, das man in der Geburtshilfe von der ersten Minute an und unter Umständen in Zeiten schwerer Krankheiten bis zum Tod begleitet. Außerdem gibt es viele Anknüpfungspunkte an die Innere Medizin, etwa wenn es um Hormonstörungen geht. Auch Aspekte der Psychologie spielen eine Rolle. Ich hatte im Studium während eines Praktikums in Tansania durch Zufall die Möglichkeit, in der Gynäkologie zu arbeiten und bin dann einfach da hängengeblieben.

DAS INTERVIEW FÜHRT ALEXANDER RIEDEL.

(ied)
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