Solingen Die Baufirma Kissel-Rapid ist nun in der Liquidation

Solingen · Die drei letzten verbliebenen und gekündigten Mitarbeiter klagten am Donnerstag erneut vor dem Arbeitsgericht.

 Das Gelände des früheren Bauhofes von Kissel-Rapid ist verkauft worden und wird neu bebaut.

Das Gelände des früheren Bauhofes von Kissel-Rapid ist verkauft worden und wird neu bebaut.

Foto: mak (Archiv)

Für die damals rund 30 Mitarbeiter des traditionsreichen Solinger Baubetriebes kündigte sich vor drei Jahren überraschend das Aus an: Kissel-Rapid gab bekannt, sich von seinem gewerblichen Baubereich zu trennen. Der knallharte Preiskampf, insbesondere mit Baufirmen aus Osteuropa, veranlasste das Unternehmen zu diesem Schritt.

Langwierige Verhandlungen über einen Sozialplan mit Abfindungen folgten vor dem Arbeitsgericht Solingen und dem Landesarbeitsgericht, seit einigen Wochen befindet sich das Unternehmen nun in Liquidation. Bauaufträge für Rohbauten wurden schon lange keine mehr angenommen - und seit Ende Februar dieses Jahres hat Kissel-Rapid auch keine Mitarbeiter mehr.

Die restlichen drei verbliebenen Beschäftigten - jetzt freigestellt bis Ende Mai - sahen sich gestern Vormittag allerdings erneut vor dem Arbeitsgericht an der Wupperstraße, darunter auch der ehemalige Betriebsratsvorsitzende Carlo Ruggiero. Auch dem gelernten Maurer war Ende Oktober vergangenen Jahres gekündigt worden.

Für Arbeitsrichterin Alexandra Rüter gab es indes gleich zu Beginn der Verhandlung wenig Ansatzpunkte: "Die Luft ist raus, der Betrieb ist stillgelegt, die Gewährleistung ist abgewickelt", sagte sie beim gestrigen Kammertermin. Einen Gemeinschaftsbetrieb Kissel sehe sie obendrein nicht, auch hier würden sich somit keine Ansatzpunkte für die gekündigten Beschäftigten ergeben. Zumal auch am Kündigungsgrund - Betriebsstilllegung - nicht zu rütteln sei.

Auch auf dem Grundstück des ehemaligen Bauhofes von Kissel-Rapid an der Felder Straße sind Veränderungen deutlich sichtbar: Der Verpackungsspezialist Brangs + Heinrich hat hier zugegriffen und feierte dort im Oktober 2013 die Grundsteinlegung für die Erweiterung seines Firmengeländes an der Felder Straße. Auf einer insgesamt 18 000 Quadratmeter großen Fläche, die einst von der Firma Kissel-Rapid genutzt wurde, entstehen eine 6000 Quadratmeter große Produktionshalle und eine weitere Halle für zehn Lkw-Rampen. Das Fassungsvermögen des Hochregallagers von Brangs + Heinrich wird zudem verdoppelt.

Es ging vor dem Arbeitsgericht deshalb allein noch über die im Oktober 2012 im Sozialplan möglichen Abfindungen, die auch den restlich verbliebenen Mitarbeitern von Kissel-Rapid zugutekommen sollen - so jedenfalls eine frühere Vereinbarung.

Ein Mitarbeiter ließ sich auf einen Vergleich ein (6000 Euro Abfindung). Doch ob das Geld gezahlt wird, ist derzeit ungewiss. "Dagegen werde ich Widerspruch einlegen", erklärte Kissel-Justiziar Dr. Norbert Zimmermann gegenüber unserer Zeitung. Bis zum 2. Mai hat er dazu Gelegenheit. Er selbst ließ sich gestern von einer Anwältin vor dem Arbeitsgericht vertreten.

In den anderen beiden Fällen kam es während der Verhandlung zunächst nicht zu einem Urteil. Das verkündete Richterin Alexandra Rüter erst am Mittag: "Die betriebsbedingten Kündigungen sind wirksam, insofern haben die Kläger verloren."

Die beiden betroffenen Arbeitnehmer hätten gleichwohl noch die Möglichkeit, in nächster Instanz vor dem Landesarbeitsgericht in Berufung zu gehen. Ob das geschieht, stand gestern noch nicht fest.

"Alle Gerichte haben uns bestätigt, alles ist ordnungsgemäß abgelaufen", erklärte Kissel-Geschäftsführer Nicolas Spengler mit Blick auf die Abwicklung des Unternehmensbereiches. Bis dieses Verfahren allerdings endgültig abgeschlossen ist, kann laut Norbert Zimmermann noch einige Zeit vergehen: "Bis 2016", sagte der Jurist.

(RP)
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