Solingen Geistlicher Musikgenuss in St. Michael

Solingen · Der Kreuzfidel-Chor und der Madrigalchor Ohligs begeisterten ihr Publikum mit dem Oratorium "Messiah".

 Ausverkauft war das ergreifende Konzert des Kreuzfidel- und des Madrigalchores, die vom Kammerorchester begleitet wurden.

Ausverkauft war das ergreifende Konzert des Kreuzfidel- und des Madrigalchores, die vom Kammerorchester begleitet wurden.

Foto: Stephan Köhlen

Die Kirche hätte kleiner nicht sein dürfen. Selbst die zusätzlich aufgestellten Stuhlreihen in den hintersten Ecken von St. Michael waren besetzt. Trotz der großen Menschenmenge herrschte eine erwartungsvolle Stille, als Michael Schruff sich Orchester und Chor zuwandte und die Hände hob. Dann ging es los mit der Sinfonia, die Georg Friedrich Händel in Form einer französischen Ouvertüre komponierte, und mit der er sein umfangreiches Oratorium "Messiah" einleitet.

In etwas mehr als drei Wochen schuf der geniale Komponist im Jahr 1741 ein Werk, das Musikgeschichte schrieb. Denn Georg Friedrich Händel gestaltete die starr an der Oper orientierten Oratorien um, wie sie bereits auf dem Kontinent aufgeführt wurden, und entwickelte so eine neue Art des Dramas, bei dem das Theater nur noch den Rahmen stellt. Er sorgte so dafür, dass den Chören, die bis dahin nur eine Nebenrolle spielten, ein beträchtlicher Raum eingeräumt wurde.

Das war auch der Grund, warum sich Kirchenmusiker Michael Schruff dieses Oratorium mit dem Kreuzfidel-Chor und dem Madrigalchor Ohligs für dieses Jahr vornahm. Die monatelangen Proben haben sich ausgezahlt. Was in der Kirche St. Michael am Central zu hören war, begeisterte das Publikum, das sich zuweilen stark zurückhalten musste, um sich den Applaus bis zum Schluss aufzusparen. Der Chor erfüllte mit ungeheurer Energie die gesamte Kirche und meisterte die anspruchsvollen Stücke mit perfektem Timing. Unterstützt wurde er dabei von einem gut aufeinander eingespielten Kammerorchester.

Für die Arien konnten herausragende Solisten gewonnen werden, die mit ihren facettenreichen Stimmen den schwierigen Part - der gesamte "Messias" wurde in englischer Originalsprache gesungen - eine wunderbare Leichtigkeit verliehen. Die Sopranistin Lena-Maria Kramer zog mit ihrer wandlungsfähigen Stimme, die mal zart durch die Kirche schwebte, sich ein anderes Mal kraftvoll in die Höhen aufschwang, die Zuhörer in ihren Bann. Miriam Ritter verzauberte mit ihrer warmen Altstimme, die sie mit viel Gefühl einzusetzen verstand. James Park überzeugte mit seinem klangvollen Tenor, mit dem er nuanciert Freude, Trauer und Schmerz lebendig werden ließ. Seiner ausdrucksstarken Bassstimme verlieh Thilo Dahlmann eine enorme Wandlungsfähigkeit, wobei er mit den leisen Tönen genauso zu beeindrucken verstand wie mit den kräftigen.

Es war ein vollendetes Zusammenspiel von Orchester, Chor, Solisten und dem Leiter Michael Schruff, der Händels musikalische Reise durch das katholische Kirchenjahr zu einem geistlichen Musikgenuss machte, was das Publikum in Anschluss mit begeistertem Beifall belohnte.

(sue)
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