Solingen Kleine Bäume mit großer Ausstrahlung

Solingen · Über Pfingsten verwandelten sich die Orchideenhalle und das Tropenhaus im Botanischen Garten in ein Reich kleinster Bäume. Hier fand zum zweiten Mal die Bonsai-Ausstellung des Solinger Bonsai-Arbeitskreises statt. "Wir zeigen eine Auswahl der schönsten Sachen", sagte Ernst Theis. Nicht nur ein Blickfang war da der Zwergflieder von Joachim Rehmer, der gerade in voller Blüte stand. Seine lilafarbenen Blütendolden verströmten einen süßen betörenden Duft. Auch außergewöhnliche Bäume warteten auf die Besucher, wie der Granatapfelbaum von Uwe Erbe, der durchaus auch Früchte tragen kann.

 Bonsai-Experte Ernst Theis beteiligte sich an der Ausstellung im Botanischen Garten.

Bonsai-Experte Ernst Theis beteiligte sich an der Ausstellung im Botanischen Garten.

Foto: Stephan Köhlen

Eine wahre Rarität hatte Ernst Theis mitgebracht - eine blühende Tamariske. "Das ist ein Yamadori", erklärte der Bonsai-Fachmann. Yamadori werden alle "gefundenen" Pflanzen genannt - im Garten beispielsweise. Deshalb ist auch nicht bekannt, wie alt die Tamariske tatsächlich ist.

Gleich nebenan breitete ein Ginkgo seine Blätter aus, die eigentlich mutierte Nadeln sind. "Der Ginkgo ist der älteste noch existierende Baum der Welt", weiß Theis, "und eigentlich ist er ein Nadelbaum." Auch viele unterschiedliche Ahorn-Arten konnten die Besucher bewundern, wie den 30-jährigen Löwenkopf-Ahorn. "Die treiben im Frühling gelb aus, sind im Sommer sattgrün und im Herbst leuchten sie von gelb bis dunkelrot", schwärmt Ernst Theis.

Ebenfalls ungewöhnlich ist der 15-jährige Rosen-Bonsai, den Joachim Rehmer mitgebracht hat. In wenigen Wochen, wenn er in voller Blüte steht, ist er sicherlich eine Augenweide. Die kleine Blutpflaume, die mit ihren auberginenfarbenen Blättern direkt auffällt, hat ihre ganz besondere Geschichte. "Die habe ich ausgebuddelt, dort, wo jetzt das Polizeigebäude steht", verrät Ernst Theis. Ein ganz winziges Bäumchen war es, jetzt ist es zu einem stattlichen Bonsai herangewachsen. Und die kleinen Früchte kann man sogar essen. "Die sind unheimlich lecker." Auch Lärchen und Kiefern - teilweise mit nackten Ästen urig gestaltet - zogen die Blicke auf sich. "Bei der Gestaltung muss man Ideen haben", betonte Theis. Wie in der Natur Wind, Hagel, Gewitter und Schnee die Bäume formen, so tut es der Bonsai-Züchter mit Draht und Schere. Deshalb ist er auch nie fertig mit einem Baum. Der Unterschied wurde anhand einer nur halb bearbeiteten Buche deutlich.

Bei rund 50 liebevoll gestalteten Bäumen war es nicht einfach, den schönsten Bonsai herauszusuchen. Die Besucher konnten ihren Lieblingsbaum wählen und dabei noch Bonsai-Zubehör gewinnen. Gegen eine Spende gab es junge Bäumchen zum Mitnehmen. Im Botanischen Garten hat die Bonsai-Ausstellung eine passende Heimat gefunden, wie Matthias Nitsche von der Stiftung Botanischer Garten sagt: "Das ist eine super Symbiose."

(sue)
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