Solingen Schüler lassen die Heide erblühen

Solingen · Beim ersten Projekttag "Lehrbiotop Ohligser Heide" pflegten Oberstufenschüler der Geschwister-Scholl- Gesamtschule die Fläche gegenüber dem Engelsberger Hof.

Ein Glück, dass das heftige Gewitter nebst Wolkenbruch schon am Vortag über das Bergische Land hinweggezogen war. Denn so konnten die jungen Forstarbeiter am Dienstag bei idealen Bedingungen ihrem schweißtreibenden Handwerk nachgehen: "Mir macht es sehr viel Spaß", sagte die 18-Jährige Lisa, auch wenn sie sich eher als "theoretischen Typ" sieht. Statt Arbeitsblätter zu studieren und Klausurbögen zu füllen, verbrachten rund 70 Schüler der Q 2, also der Jahrgangsstufe 12 der Geschwister-Scholl-Schule, mehrere Stunden in der Ohligser Heide, ausgerüstet mit Handschuhen, Scheren, Hacken und Schaufeln.

Zu ihrem vorübergehenden Arbeitsplatz wurde eine Lichtung gegenüber dem Engelsberger Hof. Dort zogen sie in gemeinschaftlicher Arbeit Jungtriebe von Birken, Fichten, Erlen und Kiefern sowie Moos aus dem Boden und legten darunter eine sandige Fläche frei - alles unter Anleitung von Dr. Jan Boomers, Geschäftsführer der Biologischen Station Mittlere Wupper. "Wir wollen ja hier schließlich zeigen, wie die Heide aussieht und nicht der Wald", erklärte der Biologe die Maßnahme. Denn das Gelände, auf dem die Biologische Station im Jahr 2003 das Lehrbiotop Heide anlegte, um die Bürger mit der heimischen Pflanzenwelt vertraut zu machen, war nach dem Wegfall des Zivildienstes zeitweilig in eine Art Dornröschenschlaf gefallen. Konkurrierendes Gehölz und Moos hatten der Heide den Lebensraum streitig gemacht. Eine breite Allianz, angestoßen von Bürgern des Stadtteils, setzt sich nun für die Erhaltung und Pflege des auch als "Heidegarten" bekannten Geländes in Ohligs ein. Erneuerte Hinweisschilder erklären den Gästen, die sich inmitten des Naturidylls auch auf Bänken niederlassen können, welche Arten sie vor sich haben. "Das hier ist eine Besenheide", erklärte Dr. Jan Boomers und deutete auf die knöchelhohen Sträucher, die die Umgebung prägen.

Wer das geschäftige Treiben von einem der Waldwege verfolgte, musste mitunter ausweichen, weil die Jugendlichen immer wieder Büschel und Sträucher in Richtung des großen Hängers am Straßenrand trugen oder mit der Schubkarre abtransportierten. "Das fahren wir alles zur Mulchanlage", erklärte Revierförster Michael Conrad.

"Man kann sich hier schon auspowern", sagte Schüler Thorben (17), der wie Kollegin Lisa den Biologie-Leistungskurs an der Ohligser Gesamtschule belegt - und im Zuge der praktischen Arbeit auch neue Erkenntnisse sammelte: "Wir können jetzt zum Beispiel Moor- und Sandbirke voneinander unterscheiden, die sich optisch gleichen." Den Bezug zur Natur herzustellen sei ein wichtiges Ziel des Projekttages, erklärte Biologie-Lehrer Wolfgang Brand, der die Schüler zum Biotop begleitete - und mit ihnen später auch Proben von Wasserstellen in der Heide entnahm. Der Projekttag soll für die Schüler nur ein Anfang gewesen sein: Einmal im Jahr muss die Aktion wiederholt werden - und Brand will das Lehrbiotop auch ohne konkreten körperlichen Arbeitsauftrag mit den Jugendlichen besuchen: "Sie sollen sich schließlich die blühende Heide anschauen und sehen, dass sich das Schuften gelohnt hat."

(ied)
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