Solingen Schüler lernen den toten Winkel kennen

Solingen · Die Klassen 3 und 4 der Grundschule Böckerhof nahmen gestern an einer Schulung zur Unfallprävention teil.

Das zehn Meter lange Gefährt mit dem hohen Aufbau und den riesigen Rädern flößte Kindern und Lehrern auf dem Schulhof gleichermaßen Respekt ein: "Und das ist nur der kleinere Lkw, der uns zur Verfügung steht, der andere ist 16 Meter lang", sagte Alexander Schröder vom Verein "Die Transportbotschafter", der an Schulen über Risiken im Straßenverkehr aufklärt. Gestern waren drei Mitglieder gemeinsam mit Verkehrssicherheitsberatern der Polizei zu Gast an der Grundschule Böckerhof. Die nahm als zweite Solinger Schule nach der Gottlieb-Heinrich-Straße an der Aktion "Achtung! Toter Winkel" teil.

Nach einer kurzen theoretischen Einführung in den Klassenräumen strömten die Gruppen auf den Schulhof und stellten sich in ein rotes Stoffdreieck, dass die Gäste neben dem großen Lastwagen ausgebreitet hatten. "Könnt ihr den Fahrer sehen?" fragte Alexander Schröder. "Nein!" schallte es laut zurück.

Der Verkehrsexperte demonstrierte den Kindern, dass selbst über einen Meter außerhalb der großen markierten Fläche kein Blickkontakt zwischen Lkw-Fahrer und Passant möglich war. "Erst wenn ihr dem Mann in der Fahrerkabine in die Augen gesehen habt, wisst ihr, dass er euch auch sehen kann", erklärte der Gast den Schülern.

"Ich hätte nie gedacht, dass der tote Winkel so groß ist", gab der neunjährige Mikias zu. Genau wie seine Schulkollegen aus den dritten und vierten Klassen durfte auch er kurz auf den Fahrersitz klettern und nachvollziehen, wie ein Lastwagenfahrer den Straßenverkehr um sich herum wahrnimmt, wenn er binnen einer Sekunde durch sämtliche Spiegel und Fenster des Fahrzeugs schaut. "Auch von dort war keiner zu sehen", berichtete Mikias. "Nun würde man wahrscheinlich einfach fahren und abbiegen, obwohl vielleicht neben dem Laster ein Kind mit einem Fahrrad steht", beschrieb Alexander Schröder eine mögliche Gefahrensituation.

Zugleich schärfte er den Schülern ein, schräg hinter dem Fahrzeug anstatt daneben stehen zu bleiben und Lkw und Busse lieber abbiegen zu lassen, anstatt auf der eigenen Vorfahrt zu beharren. "Allein in Köln gibt es jedes Jahr 15 tödliche Unfälle im Zusammenhang mit dem toten Winkel", sagte Schröder. "Und dazu kommen immer noch die Fälle, in denen Menschen zwar überlebt haben, aber an den Rollstuhl gefesselt sind."

Zum Abschluss der Aktion gaben die "Transportbotschafter" den Schülern Flyer, Masken, die den Blickwinkel der Lkw-Fahrer verdeutlichten, und reflektierende Klackarmbänder mit auf den Weg. "Achtung! Toter Winkel ist eine tolle Aktion, die auch unsere Radfahrausbildung mit den dritten Grundschulklassen unterstützt", lobte Polizei-Verkehrssicherheitsberater Thomas Müller.

(ied)
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