Solingen Theater gibt Schülern Sicherheit

Solingen · Beim Provotheater von Jugendförderung und Clearingstelle erleben Jugendliche eine scheinbar reale Gewaltszene im Bus. Das Projekt zeigt Schülern auf, was sie tun können.

Lenja Königs dreht im Bus am Handy die Musik auf, Dennis Mertens möchte lesen. "Kannst du das bitte ausmachen?" Die Schülerin schnauzt zurück: "Geh doch woanders hin, wenn's dich nervt." Der Busfahrer bittet per Durchsage, die Musik abzustellen. Niklas Königs kommt seinem Freund Dennis zu Hilfe; es entsteht ein lautstarker Streit zwischen ihnen und Lenja. Dann ist Ruhe - bis lärmend Lenjas Freunde Jule Bialuch und Lars Koch zusteigen. Die Situation schaukelt sich hoch: Lenja will Niklas und Dennis mit ihrem Handy fotografieren, "für Facebook". Das ist zu viel: Die Jungen springen auf, Niklas will ihr das Handy entreißen, und es kommt zur Prügelei zwischen beiden Gruppen.

Gut, dass dies nur die Generalprobe des Provotheaters ist und die Szene an dieser Stelle aufgelöst wird. Am Montag werden vier achte und neunte Klassen bei einer Busfahrt unvorbereitet mit dieser scheinbar realen Gewaltsituation konfrontiert. Natürlich ist die Szene zugespitzt, aber Dennis Mertens hat schon selbst erlebt, wie sich zwei Gruppen von Jugendlichen im Bus provozierten und aufeinander losgingen.

"Wir wollen Schülern Sicherheit geben im Umgang mit solchen Situationen", erklärt Patricia Stute von der Jugendförderung der Stadt, die das Projekt bereits zum siebten Mal mit der Clearingstelle organisiert. Denn Gewalt in der Öffentlichkeit ist ein Thema, mit dem sich die Jugendförderung häufig beschäftigen muss. Auch den Stadtwerken ist das Problem bewusst.

"Wir wollen den Jugendlichen Dinge an die Hand geben, wie sie damit umgehen können", sagt Stadtwerke-Pressesprecherin Silke Rampe. In den 18 Meter langen Fahrzeugen mit bis zu 120 Schülern könne der Fahrer nicht alles im Blick haben, sei aber für Fahrgäste immer ansprechbar.

Spannend wird sein, wie sich die Schüler verhalten, die die Szene am Montag erleben. "Es gab Situationen, bei denen die Jugendlichen voll eingestiegen sind und wir eingreifen mussten", berichtet Christina Prosch von der Clearingstelle.

Im Anschluss an das Theaterexperiment arbeiten Pädagogen das Erlebte mit den Schülern auf. Die Schüler diskutieren ihr Verhalten und bekommen Hinweise, was sie in einer solchen Situation tun können. Patricia Stute nennt Optionen: Die Jugendlichen können Zivilcourage zeigen und versuchen zu schlichten, sie können den Busfahrer informieren oder Umstehende ansprechen, um ihnen zu helfen.

Viel proben konnten die jugendlichen Darsteller nicht. Wegen Krankheiten kam es immer wieder zu Besetzungswechseln. "Es ist nicht so schlecht geworden", findet Jule Bialuch.

Die größte Herausforderung war eine andere: "Das schwierigste ist, dass es realistisch sein soll. Die Jugendlichen sollen kein Theater spielen, sondern einfach auffällig laut sein", erklärt Theaterpädagoge Volker Eigemann, der die Proben leitete. "Am Anfang musste man versuchen, nicht zu lachen", berichtet Jule Bialuch. "Aber wenn man einmal drin ist, geht es", findet Dennis Mertens.

(bjd)
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