Solingen Trauerspiel im Union-Stadion

Solingen · Unkraut sprießt zwischen den Stufen der Stehplätze, Bauzäune sperren die Ränge notdürftig ab – die Stadt hat die Pflege des Union-Stadions aufs Minimalprogramm herunter gefahren. Fußball-Fans geht der Verfall ans Herz.

Für Hans Prosch ist es ein Trauerspiel, das er gleich nebenan mit ansehen muss. Er ist nächster Nachbar am Ohligser Union-Stadion. Sein Haus steht einen Steinwurf von den vier mit Schlagläden zugesperrten Kassenhäuschen in den blau-gelben Vereinsfarben entfernt.

In den glorreichen Zweitliga-Zeiten in 1970er und 1980er-Jahren strömten die Fußballfans zu den Heimspielen zu Tausenden an seiner Haustür vorbei. "Zum Saisonende haben wir auf der Terrasse immer ein Abschluss-Fest gefeiert – mit der Mannschaft, mit Fans und dem Schiedsrichtergespann", erinnert er sich. Dem 73-Jährigen tut es in der Seele weh, jetzt den Verfall des Stadions mit ansehen zu müssen. "Für alle, die jahrelang die Heimspiele miterlebt haben, ist das bitter."

Das ehrenamtliche Stadion-Pflegeteam mit treuen Union-Fans hat seine Arbeit längst einstellen müssen. Nur einer von ihnen kommt noch hin und wieder, stellt die Mülltonnen heraus. Unkraut wächst zwischen den Stufen der Stehplatzränge. Werbung am Tribünendach ist abgeblättert. Notdürftig hat die Stadt die Stehplätze der Stadionkurve, der Gegengerade, aber auch unterhalb der Tribüne mit Bauzäunen absperrt.

Nur der Rasen, der ist frisch gemäht."Wir erhalten den Rasen in einem spielfähigen Zustand." Und man achte darauf, dass die Verkehrssicherungspflicht gewahrt bleibe, berichtet Stadtsprecher Lutz Peters unserer Zeitung. In den kommenden Wochen laufen noch einige Schulsportveranstaltungen von Ohligser Schulen auf dem ehrwürdigen Grün zwischen den vier riesigen Flutlichtmasten, auch nach den Sommerferien. Doch das dürfte es dann gewesen sein.

Aufs absolute Minimalprogramm hat Solingen die Ausgaben für die Pflege des Union-Stadions heruntergefahren. 100 000 Euro werden dadurch schon in diesem Jahr gespart. Im nächsten Sommer soll das gesamte Gelände mit den Umkleiden und dem Kunstrasen-Nebenplatz an einen Investor verkauft werden.

Eine halbe Million Euro hat sich die klamme Stadt und die Politik als Einnahme aus dem Verkauf im städtischen Sparpaket ausgemalt. Bauland soll aus dem Sportgelände werden.

Heute ist Gläubigerversammlung des insolventen Fußballvereins Union Solingen, dessen Jugendmannschaften am Brabant an der Ohligser Teichstraße spielen. Am heutigen Freitag könnte also entschieden werden, ob und wie es überhaupt mit dem Fußballverein weiter geht. Peter Deutzmann, einst im Vorstand der Union, ist Gründungsmitglied des neuen Ohligser Fußball Clubs. Der OFC Solingen ist eigens entstanden, um Kindern und Jugendlichen bei einer Auflösung der Union eine neue sportliche Heimat zu geben.

"Das Stadion verfällt immer mehr", bedauert Deutzmann. Für ihn bedeutet das auch ein sportlicher Verfall der fußballerischen Ambitionen in Solingen: "Wenn irgendwann einmal ein Verein in eine höhere Liga drängt, wird es dafür kein Stadion in der Stadt geben."

(RP)
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