Solingen Verbände schlagen Alarm

Solingen · Die freie Wohlfahrtspflege hat Angst, dass wegen Sparzwängen immer mehr Menschen ins Abseits geraten. Darum fühlte man nun Landespolitikern auf den Zahn und fordert Sofortmaßnahmen zur Rettung von Pleite-Städten.

Das sind die Sparvorschläge für Solingen
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Das sind die Sparvorschläge für Solingen

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Foto: gms

Die Lage ist in den Augen der freien Wohlfahrtspflege dramatisch — und darum schlagen die Verbände im bergischen Städtedreieck Alarm. "Wenn es mit den Streichungen so weiter geht, bekommen wir ein anderes Land", erklärte gestern Dr. Christoph Humburg, Leiter der Caritas Solingen/Wuppertal, am Rande einer Pressekonferenz gegenüber unserer Zeitung. Die Wohlfahrtspflege sieht angesichts der geplanten Kürzungen in den städtischen Haushalten den sozialen Frieden in akuter Gefahr — und sowohl Landes-, als auch Bundespolitik in der Pflicht. Darum wurden in den vergangenen Wochen mit allen Landtagsabgeordneten sowie Kandidaten Gespräche geführt.

Zentrale Forderung: Kommunen wie Solingen und Remscheid sollen wieder Luft zum Atmen bekommen. Altenschulden-Fonds oder Gemeindefinanzreform? Egal, Hauptsache, es passiert etwas — und zwar sofort. Remscheids Caritas-Chef Werner Fußwinkel: "Es ist längst später als fünf vor 12!"

Kettenreaktion befürchtet

Dabei, das betonten Humburg sowie Gerd Brems vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) in Solingen, unisono, gehe es nicht darum, die kürzlich von der Solinger Verwaltung vorgestellten Sparvorschläge zu kritisieren. Hier hätten Stadt sowie OB Norbert Feith in Sachen Soziales Sensibilität bewiesen, sagte Dr. Humburg, der darauf verwies, dass bei der Wohlfahrt 100 000 Euro gekürzt werden könnten. Was die Verbände jedoch umtreibt, ist die Angst vor einer Kettenreaktion.

Freiwillige Leitungen fallen weg, Bäder machen zu, noch gewährte Mittel, zum Beispiel für Kitas oder Jugentreffs, sind Jahre nicht erhöht worden: Immer mehr Menschen laufen nach Einschätzung der Verbände Gefahr, abgehängt zu werden. Und so sieht man sich auch als Verbündeter der von der Überschuldung bedrohten Kommunen und will die Landespolitiker nicht aus der Verantwortung lassen. "Nach unseren Gesprächen kann niemand mehr sagen, er kenne die Probleme nicht", fuhr Humburg fort, der überdies erklärte, alle Abgeordneten und Kandidaten hätten die Wichtigkeit sozialer Aufgaben unterstrichen.

Allerdings, Politiker können manchmal auch vergesslich sein, was die Wohlfahrtspflege veranlasst, auch nach den Wahlen im Mai "am Ball zu bleiben" (Humburg). Denn immerhin kommt, so die Einschätzung, fast jeder Bürger im Verlauf seines Lebens mit der freien Wohlfahrtspflege in Kontakt. "Wir sind für die Menschen in den Städten da", sagte DPWV-Chef Brems, der darum fordert: "Die Städte dürfen nicht allein gelassen werden."

(RP)
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