Solingen Zauberhafte Märchenromantik im Kantinentheater

Solingen · Eigentlich ist die Kantine im Werk der Grossmann AG ein nüchterner Raum mit einem Podium, auf dem vor Zeiten der Werkschor gesungen hat. An zwei Wochenenden im Herbst wird in jedem Jahr die nüchterne Kantine zur romantischen Märchenbühne - selbst die Damen am Einlass verwandeln sich in Märchenfiguren.

Eine verschworene Gemeinschaft engagierter Laiendarsteller und Bühnentechniker bringt in der Kantine bekannte Märchen auf die Bühne. Die Prinzipalin Heidi Theunissen - bekannt auch durch ihre Lustspiele in Mundart - hat diese Märchen kongenial in eine Bühnenfassung mit vielen Rollen transponiert. Geschickt verkleidet schwingt in den Märchenspielen auch immer ein wenig Moral mit. War im vorigen Jahr der eitle Kaiser in Unterkleidung durch den Saal spaziert, war diesmal die zunehmende Umweltverschmutzung ein Thema im Grimm'schen Märchen von "Frau Holle", das jetzt Premiere in der ausverkauften Kantine feierte.

Silke Baersch führt als quietschfidele Wetter-Wally durch die Handlung, aber die Struktur des Märchens wird natürlich nicht verändert. Die fleißige Tochter Marie (Sandra Horlitz) wird nach ihrem Sturz in den Brunnen für ihre barmherzige Behandlung von Apfelbaum (Luisa Büchel) und Backofen (Karl Heinz Stamm) sowie für ihre gute Arbeit für Frau Holle, mütterlich gespielt von Birgit Wölfer, mit Gold belohnt. Ihre faule Stiefschwester (immer müde: Elke Küller) hingegen erntet einen Pechregen. Eigentlich ist Frau Holle ja für das regelmäßige Wetter der Jahreszeiten verantwortlich, aber dieser Rhythmus funktioniert, trotz allem Bettenschütteln schon lange nicht mehr. Schuld daran sind die fiesen Dreckspatzen Schmutzelutz und Müllanet (Friedhelm Götze und Antje van de Loo), die Müll verbreiten, wo immer sie sich blicken lassen.

Heidi Theunissen versteht es sehr gut, immer wieder Kinder in ihre Bühnenstücke einzubinden. So sind es auch diesmal textsichere junge Darsteller, die als Schaumi, Sonne, Wind, Eis und Schnee den Schmutzfinken Paroli bieten. Dieses ernste Thema wird mit viel Humor über die Rampe gebracht. Und auch die Nebendarsteller wie Pascal Herder als aufgeregter Hahn und Susanne Leuther als resolute Mutter der beiden Schwestern trugen zum Erfolg der Aufführung bei.

Es gab von den begeisterten Kindern schon viel Szenenapplaus, und am Ende wollte der Beifall überhaupt nicht enden. Er galt nicht nur dem Ensemble der Darsteller, sondern auch der Autorin Heidi Theunissen, die es erneut verstanden hat, ein Märchen mit Humor, Spannung und ein wenig verbrämter Moral auf die Bühne zu bringen.

(wgü)
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