Solingen Zeitzeugen für Theaterprojekt gesucht

Solingen · Die Gesamtschule Solingen will in einem Unterrichtsprojekt für die Oberstufe persönliche Erlebnisse einbeziehen.

 Stadtgeschichte als Unterrichtsprojekt: Die Gesamtschule Solingen hat die Patenschaft über den jüdischen Friedhof übernommen. Seit Jahren wird der Friedhof von einer Schüler-Arbeitsgemeinschaft betreut und gepflegt. Jetzt ist ein Theaterprojekt mit Zeitzeugen vorgesehen.

Stadtgeschichte als Unterrichtsprojekt: Die Gesamtschule Solingen hat die Patenschaft über den jüdischen Friedhof übernommen. Seit Jahren wird der Friedhof von einer Schüler-Arbeitsgemeinschaft betreut und gepflegt. Jetzt ist ein Theaterprojekt mit Zeitzeugen vorgesehen.

Foto: mak (Archiv)

Die Geschehnisse in Geschichtsbüchern nachlesen, ist das Eine. Aber tatsächlich einmal mit Zeitzeugen ins Gespräch kommen, ihre ganz persönlichen Erlebnisse erzählt bekommen, dies ist etwas Anderes. "Davon nehmen Schüler unglaublich viel mit." Das sei für die Jugendlichen sehr viel eindrucksvoller und präge ihr Geschichtsbewusstsein nachhaltig, sagt Suse Pless, Lehrerin der Gesamtschule Solingen. Jetzt plant sie gemeinsam mit Geschichtslehrer Bernd Teepe ein "Zeitzeugentheater".

Im neuen Schuljahr nach den Sommerferien soll das Unterrichtsprojekt für die Oberstufe starten. "Wir suchen Zeitzeugen, die unter dem NS-Regime unmittelbar durch Verfolgung und Repressionen gelitten haben", bittet Pless um Mithilfe. Gesucht werden Solinger, aber auch Menschen aus dem Umkreis, die in der Zeit des Nationalsozialismus erlebt haben, wie beispielsweise die Meinungsfreiheit eingeschränkt wurde, oder die sich damals vielleicht sogar selbst verstecken mussten, um von den Nazis nicht gefasst zu werden.

Persönliche Geschichten, die den Alltag unter der Diktatur damals erschwert hatten, sollen in dem "Zeitzeugentheater" der Gesamtschule an der Wupperstraße zum Ausdruck gebracht werden. Die Zeitzeugen können die Proben der Jugendlichen begleiten.

"Wenn sich das nicht einrichten lässt, besuchen wir sie auch gerne, führen mit ihnen Interviews", sagt Lehrerin Pless. "Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass es für die Betroffenen eine enorme Belastung bedeutet und eine enorme Offenheit und Sensibilität aller Teilnehmer bedarf, diesen schweren Weg des Erzählens und Darstellens gemeinsam zu gehen."

Die Geschichte des Nationalsozialismus derart aufzuarbeiten, das gehört unter anderem zum Schulprofil an der Wupperstraße. Im Jahr 1987 hat die Gesamtschule Solingen die Patenschaft über den jüdischen Friedhof am Estherweg übernommen. Seitdem pflegen Schüler nicht nur diesen Platz des Gedenkens und Erinnerns, sondern stehen auch in intensivem Kontakt mit einigen Nachfahren in aller Welt. Nach den Worten von Lehrerin Suse Pless ist aus dieser Patenschaft wenige Jahre später der Schüleraustausch zwischen der Gesamtschule und der Menachem Begin Junior High School in Ness Ziona erwachsen.

2014 fand bereits die zehnte Begegnung in Folge, jeweils in einem zweijährigen Rhythmus, statt. "Die wohl immer wieder eindrücklichste Erfahrung für unsere Schüler ist der Besuch des Seniorenheimes in Ness Ziona, wo wir uns mit Holocaust-Überlebenden treffen, die uns mit großer Offenheit, tiefem Vertrauen und beeindruckender Lebensfreude begegnen", teilt Suse Pless mit.

Im Rahmen dieser Begegnungen fanden mehrfach Kunstprojekte statt. Einige der Bilder sind in Yad Vashem ausgestellt und waren sogar in Washington im jüdischen Museum zu sehen.

Infos: Gesamtschule Solingen, Telefon 599 84 0, oder bei Suse Pless unter der Rufnummer 87 66 0.

(RP)
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