Tönisvorst Braucht das Schulzentrum einen Anbau?

Tönisvorst · Nach Aussage der Schulleiter von Gymnasium und Gesamtschule brauchen die beiden weiterführenden Tönisvorster Schulen deutlich mehr Räume, als die Verwaltung errechnet hat. Das wurde im Schulausschuss deutlich.

 Die Vorstellungen der Stadtverwaltung und der beiden Schulen im Zentrum Corneliusfeld gehen weit auseinander, wie jetzt in der Sitzung des Schulausschusses deutlich wurde.

Die Vorstellungen der Stadtverwaltung und der beiden Schulen im Zentrum Corneliusfeld gehen weit auseinander, wie jetzt in der Sitzung des Schulausschusses deutlich wurde.

Foto: WOLFGANG KAISER

Wolfgang Folz, stellvertretender Leiter des Michael-Ende-Gymnasiums, und Andreas Kaiser, Leiter der Rupert-Neudeck-Gesamtschule, waren mehr als überrascht von den Zahlen, die die Verwaltung im aktuellen Schulentwicklungsplan vorgelegt hat. "Ich finde es befremdlich, dass die Verwaltung der Leitung der Gesamtschule nicht zutraut, Schüler für sich zu gewinnen", brachte es Wolfgang Folz im Schulausschuss auf den Punkt.

Im vorgelegten Zahlenwerk hatte der Schulbeauftragte Harald Schramm der Gesamtschule prognostiziert, dass sie in den kommenden Jahren mit jeweils 84 bis maximal 96 Fünftklässlern ins neue Schuljahr starten werde. Die Zahlen errechnen sich aus der Geburtenrate sowie dem bisherigen Schulwahlverhalten und sind rein prognostisch. Sie führen aber dazu, dass die Verwaltung davon ausgeht, bis 2025/26 einen so großen Überschuss an Klassenräumen zu haben, dass das Tönisvorster Schulzentrum alleine für die beiden weiterführenden Schulen ausreicht und auf das Gebäude Kirchenfeld verzichtet werden kann.

Das sehen die Schulleiter allerdings ganz anders. "Es fängt schon damit an, dass die Gesamtschule mindestens 100 Kinder pro Stufen haben muss, sonst hat sie keine Existenzberechtigung", sagte Folz, der sich zum Thema im Vorfeld mit Andreas Kaiser abgesprochen hatte. Hinzu käme, dass die 60 Flüchtlingskinder, die in eigenen Räumen innerhalb des Schulzentrums unterrichtet werden, nicht im Zahlenwerk auftauchen. Auch die 45 Inklusionskinder, die Gymnasium und Gesamtschule besuchen und für deren besondere Förderung eigene Räume gebraucht werden, seien nicht berücksichtigt.

"Und die Frage, wo die Oberstufe der Gesamtschule untergebracht wird, muss mittelfristig auch mal geklärt werden", sagte Kaiser, dessen Schule aktuell bis Jahrgangsstufe 8 geht und noch bis zur Jahrgangsstufe 13 wächst. Außerdem sei es nicht korrekt, merkten die Schulleiter an, im Gebäude Kirchenfeld von 17 Klassenräumen zu sprechen. "Es sind de facto zwölf Klassenräume, die anderen Räume sind viel zu klein und keiner Klasse zumutbar", stellte Folz klar.

Und es ging noch weiter: Auch die Fachräume seien nicht ausreichend. So fehle dem Gymnasium ein Musik- und ein naturwissenschaftlicher Raum und die Gesamtschule brauche einen Hauswirtschaftsraum im Schulzentrum. Unterm Strich fehlten in Schulzentrum und Kirchenfeld zehn Mehrzweck- und zehn Klassenräume, sagten die Schulleiter. Und dabei seien die mögliche Rückkehr des Gymnasiums zum Abitur nach neun Jahren, was einen ganzen Jahrgang mehr bedeuten würde, sowie ein Anstieg der Schülerzahlen durch die vielen Neubauten in der Stadt noch nicht berücksichtigt. Die Minen von Bürgermeister Thomas Goßen und seinem Mitarbeiter Harald Schramm wirkten nach den Ausführungen von Folz und Kaiser wie versteinert. "Stehen die Osterferien an oder die Weihnachtsferien?", fragte Goßen sarkastisch und lehnte jeden Wunschzettel ab, bevor er klar stellte, dass mit den Zahlen des Schulentwicklungsplans nicht die Absicht verbunden sei, einen Abgesang auf die Gesamtschule zu halten. Fachräume, sagte der Bürgermeister außerdem, seien ausreichend vorhanden. "was die Klassenräume betrifft, haben wir die Schulen aufgefordert, ihren Raumbedarf zu ermitteln und darzustellen, das Gymnasium ist dem bisher nicht nachgekommen", monierte Goßen.

Die Gesamtschule hingegen habe ihren Bedarf dargestellt, aber: "Diese Zahlen sollten bitte mal überprüft werden", forderte Christa Voßdahls (SPD), "der Rat hat die Entscheidung für die Gesamtschule auch aufgrund der Raumbedarfe getroffen, die vorgelegen haben und als ausreichend bewertet werden sind." Schließlich beschloss der Schulausschuss, gemeinsam mit den weiterführenden Schulen ein Raumkonzept zu erarbeiten und die vorliegenden Zahlen zu überprüfen.

(WS03)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort