Tönisvorst "Gezellig" bummeln bei den Nachbarn
Tönisvorst · Die Stadt Venray in der Provinz Limburg wurde als "beste niederländische Innenstadt 2013-2015" ausgezeichnet. Was ist dort besser als etwa in der Innenstadt von Tönisvorst? Ein gutes Miteinander ermöglicht positive Veränderungen.
Der zentrale Platz vor der Kirche ist ganz von historischen Häusern umsäumt. Dort reiht sich eine Gaststätte an die andere, vor den Lokalen, aber auch auf dem Platz selber sind unter großen Sonnenschirmen gemütliche Sitzgruppen mit Tischen aufgebaut. Der Autoverkehr ist hier ganz ausgeschlossen, die Anlieferung erfolgt von der Rückseite der Häuser.
Foto: BRINKMANNVenlo und die "2 Brüder" kennt fast jeder vom Einkaufen direkt hinter der Grenze. 30 Kilometer weiter liegt das kleinere Venray, ein 27500-Städtchen in der Nähe zu den Naturparks Maasduinen und De Peel mit Wanderdünen wie am Meer. Neben Venlo erhielt Venray den Titel "Beste niederländische Innenstadt 2013-2015". Was machen die Nachbarn in Limburg besser oder zumindest anders?
Toon Katemann, Vorsitzender des Einzelhandels in Venray, gesteht ein, dass das Ortszentrum vor ein paar Jahren arg in die Jahre gekommen und nicht mehr auf der Höhe der Zeit war. Innerhalb weniger Jahre wurde allerdings das Zentrum komplett erneuert: Im engeren Ortskern entstanden neue Grünflächen und ein neuer Springbrunnen, in dem im Sommer auch die Kinder spielen können. Die Stadt sorgte für eine neue Beleuchtung, Pflaster und Sitzbänke. Insgesamt entstand mehr Platz für Cafés und Gaststätten. Und überall ist kostenloses WLAN möglich - die Niederländer sprechen von Wi-Fi (wireless also drahtloser Internet-Empfang).
Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und ortsansässigen Unternehmen muss funktionieren. Man vermittelt das Bild, dass alle an einem Strang ziehen. Für die Neuansiedlung von Geschäften, gerade bei jungen Existenzgründern, gibt es Mietverträge auf Zeit. Alle können erste Erfahrungen sammeln, bevor sie sich längerfristig binden. Der "Handel" mit den Hausbesitzern ist, wenn sie sich zunächst auf eine geringere Miete einlassen, bekommen sie zuverlässige Einzelhändler für die Zukunft. Das Citymarketing verfolgt das Ziel, mit innovativem Geist für Bestand zu sorgen, anstatt Leerstände zu beklagen.
Der Stadtgrundriss ermöglicht eine größere Fußgängerzone als in Tönisvorst, wo sich die Einkaufsmeile weitgehend auf die Hochstraße beschränkt. In Venray gibt es eine Parallelstraße und Querverbindungen, was weder Alter Markt, Marktstraße und Antoniusstraße hergeben. Der nicht sehr große Wochenmarkt (Blumen, Obst und Gemüse, Fisch und Käse) findet auf einem eigenen Platz statt, der zentrale Platz an der Kirche ist dafür voll der Gastronomie mit großen Außenterrassen vorbehalten.
Wer durch die Fußgängerzone geht, findet in der Tat keinen Leerstand. Ein Geschäft hatte gerade Ausverkauf. Dagegen findet man auch einen Loom-Store, allein für Armbänder, diesen Spielzeug-Hit aus den USA. Für den deutschen Besucher gibt auch alte Bekannte wie H + M etwa, aber auch selbst niederländische Filialisten sind für uns meistens neu und unbekannt.
Der zentrale Platz vor der Kirche lädt zum Verweilen ein. Gleich mehrere urige Lokale stehen zur Auswahl, bei schönem Wetter bieten sich großzügige Terrassen an. Fladenkuchen, Spargel, Champignons, Bier mit historischer Note, Blaubeeren stehen im Angebot. Das Schöne: Venray ist über Venlo und dann weiter über die A 73 schnell und leicht zu erreichen - und trotzdem ist es eine andere Welt: Wie im Urlaub.
Informationen und Tipps - etwa zur burgundischen Küche - gibt es unter www.lustauflimburg.de
