Tönisvorst Gute Show auch ohne roten Faden

Tönisvorst · Carmela de Feo und Helmut Sanftenschneider gastierten auf Einladung des Stadtkulturbunds in St. Tönis. Obwohl sich die beiden aus dem Ruhrgebiet am Niederrhein noch keinen Namen gemacht haben, kamen viele Zuschauer ins Forum.

 Knock out für Helmut Sanftenschneider? Carmela de Feo (spanisch für "Gehässigkeit"). Ihr Akkordeon fasst die Künstlerin etwas sensibler an.

Knock out für Helmut Sanftenschneider? Carmela de Feo (spanisch für "Gehässigkeit"). Ihr Akkordeon fasst die Künstlerin etwas sensibler an.

Foto: Klaus Dieker

Es ist nicht leicht, Carmela de Feo und Helmut Sanftenschneider einzuordnen. Auf den ersten Blick haben die beiden Comedy-Künstler nichts gemeinsam. Sie nennt sich "schwarze Witwe der Volksbelustigung" und sieht genauso aus: schwarze Bluse, langer schwarzer Rock, die Haare streng zum Dutt gebunden. Manchmal hinkt sie über die Bühne und man fragt sich, wie alt diese kleine Frau da oben wohl sein mag. Er wirkt daneben bieder, fast farblos und hat rein optisch wenig, woran man sich am nächsten Tag noch erinnert.

Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen den Künstlern, die auf Einladung des Stadtkulturbunds am Freitag auf der Bühne im Forum standen und gut 300 Gäste zwei Stunden lang unterhielten. Tatsächlich haben sowohl Carmela de Feo, die übrigens 43 Jahre alt ist, als auch Helmut Sanftenschneider (48), erfolgreich Musik studiert. Sie Akkordeon an der Folkwangschule Essen, er klassische Gitarre an der Musikhochschule Köln und anschließend Flamencogitarre in Spanien. Beide haben humoristisches Talent, das sie bei ihren Comedy-Programmen ausleben. Beide stammen aus dem Ruhrgebiet. Beide sind mit vielen Kleinkunstpreisen ausgezeichnet.

Nun touren sie also gemeinsam mit einem "Comedy Battle" über die Bühnen der Republik und sind damit bisher besonders in Süddeutschland erfolgreich. Das Programm aber hinterlässt zunächst den gleichen Eindruck wie die Künstler: Es passt nicht alles zusammen, es fehlt der rote Faden. Besonders Sanftenschneider, der im ersten Teil Auszüge aus seinem Solo-Programm zeigt, changiert zwischen Musiker mit lustigen und tiefsinnigen Texten, Moderator und Komiker. So richtig gut kommt diese Mischung beim Publikum nicht an.

"La Seniora", wie sich de Feo nennt, ist von einem ganz anderen Kaliber. Kaum auf der Bühne, hat die Frau, die geschätzt 1,55 Meter groß ist, das Heft in der Hand. Temperamentvoll, wortgewaltig und völlig schmerzfrei - was sie auch von ihren Zuschauern erwartet, besonders von den männlichen - ruft sie eine Mischung aus Faszination und Einschüchterung hervor. Mit flotten Sprüchen ("Eine weichgekochte Nudel kriegst Du nicht mehr hart") und gekonnter Selbstinszenierung gewinnt sie das Publikum für sich. Wirklich großartig ist de Feo, wenn sie ihr Akkordeon zur Hand nimmt. Das Medley zwischen Klassik, Doors und White Stripes macht ihr so schnell niemand nach. Und wenn sie singt, blitzt auch dabei das große Talent der kleinen Frau auf und macht neugierig auf mehr.

Nach der Pause beginnt das eigentlich Battle, also der Wettstreit um die Gunst des Publikums. Das zuvor aufgebaute Image wird dabei noch mal so richtig ausgelebt. "La Seniora" kommt in Rocky-Manier zwischen den Zuschauerreihen auf die Bühne gehüpft. Helmut Sanftenschneider verteilt weiße Rosen zu einem Roy Black-Song. In den Kategorien Tanz, Publikumsjoker und Lippensynchronsingen gilt es Punkte zu sammeln. Auch dabei gibt es viel zu lachen, und Helmut Sanftenschneider schafft es doch noch, mit einer richtig guten Show zwischen Andrea Jürgens ("Und dabei liebe ich Euch beide") und Rammstein ("Du hast") einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

(WS03)
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