Serie: "Zu Gast bei den Elternlotsen" Gute Tat am frühen Morgen

Tönisvorst · Unsere Serie entführt an ungewöhnliche Orte und beleuchtet Bereiche, die sonst nicht in der Öffentlichkeit sind. Heute stehen die Elternlotsen im Mittelpunkt, die jeden Morgen dafür sorgen, dass Grundschüler sicher die Straße überqueren können.

 Unsere Mitarbeiterin Stephanie Wickerath steht regelmäßig als Elternlotsin an der Ringstraße in St. Tönis. Dort sorgt sie mit anderen Eltern - und Großeltern - dafür, dass die Kinder sicher zur Schule gelangen.

Unsere Mitarbeiterin Stephanie Wickerath steht regelmäßig als Elternlotsin an der Ringstraße in St. Tönis. Dort sorgt sie mit anderen Eltern - und Großeltern - dafür, dass die Kinder sicher zur Schule gelangen.

Foto: wic

Ein fröhliches "Guten Morgen" und ein freundliches "Dankeschön" höre ich morgens um kurz vor 8 ganz häufig, wenn ich als Elternlotsin an der Ringstraße in St. Tönis stehe. Zahlreiche Kinder überqueren zwischen 7.30 Uhr und 8 Uhr die vielbefahrene Straße vor der katholischen Grundschule. Zwar gibt es einen Zebrastreifen, aber die Anwesenheit der Elternlotsen - zwei sind es pro Dienst - macht die Autofahrer zusätzlich auf die Gefahrenstelle aufmerksam. Die meisten Autofahrer, die morgens an der Schule vorbei kommen, wissen aber, dass dort Grundschulkinder unterwegs sind, und fahren entsprechend vorsichtig.

Als ich zum ersten Mal mit meiner neongelben, viel zu großen Jacke und der rot-weißen Lotsenkelle am Straßenrand stand, wunderte ich mich darüber, wie viele Autos dort morgens entlang fahren. Mittlerweile habe ich bemerkt, dass der Verkehr um fünf vor acht, wenn die Schulglocke geklingelt hat, merklich abebbt. Es sind wohl überwiegend Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen und so dazu beitragen, dass auf den Straßen rund um die Grundschulen ein ungewöhnlich hohes Verkehrsaufkommen herrscht.

Verkehrspolizist André Schmitz bestätigt diese Beobachtung. "Tatsächlich werden es immer weniger Kinder, die zur Schule gehen, mit dem Roller oder dem Rad fahren." Der Polizeihauptkommissar bedauert das sehr. "Die Eltern nehmen den Kindern die Chance, Erfahrungen im Straßenverkehr zu sammeln." Und der Experte für Verkehrserziehung führt noch ein anderes Argument für den Schulweg zu Fuß an: "Studien haben nachgewiesen, dass Kinder, die morgens zur Schule laufen, wesentlich konzentrierter dem Unterricht folgen können." Das liege daran, dass sie sich in der Gruppe mit Anderen auf dem Schulweg schon "ausgequatscht" haben, der Kreislauf in Schwung gebracht wurde und das stille Sitzen leichter falle, wenn der Körper bereits Bewegung hatte.

Natürlich weiß auch André Schmitz, dass nicht jedes Kind im Umkreis von 500 Metern um die Schule wohnt. "Wenn der Schulweg sehr lang ist, können die Eltern das Kind die halbe Strecke mit dem Auto fahren und die andere Hälfte mit dem Kind zusammen gehen oder das Kind mit anderen Schülern gehen lassen", rät der Verkehrspolizist. Das würde auch die verkehrliche Situation vor den Schulen merklich entzerren.

Wenn das Kind mit dem Rad fahren möchte, sollten die Eltern es begleiten. "Es ist toll, wenn das Kind in der Freizeit mit dem Fahrrad fährt, denn auch dabei gilt: Übung macht den Meister", sagt Schmitz. Vom Radfahren zur Schule rät der Experte ab: Kinder unter zehn Jahren seien häufig noch nicht in der Lage, komplexe Situationen, wie sie im Straßenverkehr vorkommen, richtig einzuschätzen. Außerdem sei das seitliche Blickfeld bei Kindern eingeschränkt.

Wer den sichersten Schulweg für sein Kind finden möchte, kann sich in Tönisvorst übrigens ans Ordnungsamt wenden. Dort gibt es Pläne, auf denen die gefahrlosen Wege zu den Schulen eingezeichnet sind. Auch die Schulen selbst haben diese Pläne oft im Sekretariat liegen.

(WS03)
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