Hans-Willi Pertenbreiter "Es wird ganz schlimm kommen"

Viersen · Das scheidende Vorstandsmitglied des Werberings "Viersen aktiv" spricht über die Herausforderungen durch den Online-Handel, den Nutzen der Fusion der Werbegemeinschaften zum Werbering und das Niveau der Veranstaltungen

 "Die Arbeit in den Werberingen hat mir immer Spaß gemacht", sagt Hans-Willi Pertenbreiter. Andreas Bach wird sein Nachfolger im Vorstand.

"Die Arbeit in den Werberingen hat mir immer Spaß gemacht", sagt Hans-Willi Pertenbreiter. Andreas Bach wird sein Nachfolger im Vorstand.

Foto: Fürvie

Vor welchen Herausforderungen steht der stationäre Handel in Viersen in den nächsten fünf Jahren?

Pertenbreiter Ganz klar vor den Herausforderungen der Digitalisierung. Wir werden die Folgen nicht verhindern können. Der Handel muss sehen, wie er sich clever einbringen kann und es schafft, das stationäre Einkaufen und den Online-Handel zu verknüpfen. Es bringt nichts mehr das Internet zu verteufeln. Die Einzelhändler müssen die positiven Aspekte ausschlachten! Und die gibt's durchaus. Ganz bestimmt unterschiedlich, je nach Branche. Aber auch hierbei ist die Zusammenarbeit aller Einzelhändler unverzichtbar.

Ist der Werbering auf die Digitalisierung eingerichtet?

Pertenbreiter Ich befürchte, dass der Werbering hier noch nicht optimal aufgestellt ist. Ich habe die Sorge, dass immer noch zu viele - auch im Vorstand des Werberings - meinen: Och, so schlimm wird es schon nicht kommen. Ich behaupte, es wird ganz schlimm kommen. Wir sind schon mitten drin in einer vollkommenen Veränderung des Einzelhandels. Wer da die Augen zu macht, bleibt auf der Strecke.

Sie haben die Entwicklung des Einzelhandels seit Jahrzehnten verfolgen können. Rückblickend: Welches Projekt lag Ihnen besonders am Herzen?

Pertenbreiter Ich fand es von den Werbegemeinschaften der kleineren Stadtteile Dülken und Süchteln hervorragend, dass sie vom engen Kirchturmdenken abgerückt sind und den Schulterschluss mit Viersen zu einem Werbering für die Gesamtstadt Viersen gewagt haben. Ich habe dieses Projekt intensiv unterstützt, und nachdem aus Dülken und Süchteln positive Signale kamen, auch vorangetrieben. Heute haben wir einen gemeinsamen starken Werbering für Viersen.

Funktioniert der?

Pertenbreiter Die Befürchtung einiger Händler, die kleineren Stadtteile würden untergehen und nur Viersen stünde im Vordergrund, hat sich nicht bewahrheitet. Die Aktivitäten in Süchteln, Dülken und Viersen werden jetzt von einem gemeinsamen Vorstand und verschiedenen Arbeitskreisen in den Stadtteilen getragen. Das funktioniert prima! Und wenn man sich die Aktivitäten anschaut, geht hier keiner der drei Stadtteile unter und keiner wird bevorzugt. Die Verknüpfung der notwendigerweise unterschiedlichen Interessen in den Stadtteilen funktioniert einwandfrei. Wir arbeiten nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander. Und so kann es auch passieren - was auch gewollt ist - dass ein Süchtelner in Viersen mit arbeitet, ein Dülkener in Süchteln ... Besser geht's nicht!

Was bedauern Sie?

Pertenbreiter Leider geht oft unter, wo der Werbering sich überall engagiert. Die Bürger und Kunden können oft nicht erkennen, dass der Werbering Initiator, Organisator und auch Finanzier von vielen Aktivitäten in den drei Stadtteilen ist. Das fängt bei den verkaufsoffenen Sonntagen an, geht über etliche Märkte und Feste und hört bei der Weihnachtsbeleuchtung auf. Ich finde es schon bemerkenswert, wie der Werbering mit einem winzigen Etat - aber mit vielen Sponsoren - so viele Aktivitäten in unserer Stadt stemmen kann. Und das auf einem Niveau, mit dem sich Viersen eine große Aufmerksamkeit bis nach Mönchengladbach und die Niederlande verschafft.

(RP)
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