Viersen Funker verbinden Süchteln mit der Welt

Viersen · Die Amateurfunker aus dem Kreis Viersen nutzen den Fernmeldeturm am Boisheimer Weg als Sender und Empfänger. Auch aus Nordamerika gehen mittlerweile Funksprüche in Süchteln ein.

 99 Meter misst der Turm an seiner Spitze, 99 Meter, die Süchteln mit der ganzen Welt verbindet.

99 Meter misst der Turm an seiner Spitze, 99 Meter, die Süchteln mit der ganzen Welt verbindet.

Foto: Busch

Mit Ulrich Allen über Funktechnik zu sprechen, ist kinderleicht. Das war die allergrößte Sorge, beim Ortstermin am Fernmeldeturm in Süchteln einen dieser wohlwissenden Technik-Profis zu treffen, die zwar die Welt verstehen, aber nicht erklären können. Ulrich Allen jedenfalls ist genau so einer nicht. Wie schön.

Allen ist Amateurfunker, er ist verantwortlich für die Funkanlage am Boisheimer Weg in Süchteln. Viele kennen den Turm vom Vorbeifahren, was dort geschieht aber wissen sie nicht. 99 Meter misst der Turm an seiner Spitze, 99 Meter, die Süchteln mit der ganzen Welt verbindet.

 Amateurfunker Ulrich Allen setzt auf seine eigene Technik.

Amateurfunker Ulrich Allen setzt auf seine eigene Technik.

Foto: Busch

Mittlerweile ist das so, denn neben dem analogen Funk - der klassischen Technik, bei der die Funker über kurze Distanzen von Antenne zu Antenne senden - setzen die Hobby-Techniker heutzutage auch aufs Digitale. Dabei werden die Signale aus einem Umkreis von rund 30 Kilometern über eine Relaisstation, die am Fernmeldeturm installiert ist, in Süchteln empfangen, über eine Richtfunkstrecke zielgenau nach Mönchengladbach weitergeleitet und vor dort zur Uni nach Aachen. Von hier aus gehen die Funksprüche in die ganze Welt. "Ein amateurfunkeigenes Internet" sei das das, erklärt Allen.

Wenn Ulrich Allen zuhause in Viersen sitzt, sagt er "Hier ist Delta, Lima, Eins, Echo, Romeo" in sein Funkgerät. Das ist seine Funker-Kennung: DL1ER. Mitunter verabreden sich die Funker zum Austausch. "200 bis 300 melden sich dann", sagt Allen. Jeder gibt ausschließlich seine Kennung und seinen Standort durch. So messen die Amateurfunker ihre Reichweite. "Manchmal melden sich auch Leute aus den USA", sagt Allen. Und wenn doch ein richtiges Gespräch mit fremden Funkern zustande kommt, geht es meist um die Technik.

Neben dem Fernmeldeturm hat sich Ulrich Allen mit den hiesigen Amateurfunkern einen Technikraum eingerichtet, in dem alle Kabel zusammenlaufen. Die Geräte hier haben sie selbst entwickelt. Ein altes holländisches Funktelefon haben sie etwa zum Empfänger umgebaut. Denn natürlich geht es beim Funken nicht nur ums Funken, sondern auch ums Tüfteln. "Wer heute eine Fernverbindung braucht, benutzt sein Handy", sagt Ulrich Allen. "Auch Funk-, Antennen-, Computer- und Netzwerktechnik", spielten eine Rolle. Heute müssten Funker Internetprotokolle verstehen können. "Da stoße ich auch an meine Grenzen", sagt Ulrich Allen. Es scheint ihm aber gerade auch die Herausforderung zu sein, die ihn antreibt. Wer nicht weiß, was er tut, wird keine Verbindung nach Kanada aufbauen.

Vor seinem Ruhestand war Ulrich Allen Ingenieur für Richtfunktechnik, er ist also ein Mann vom Fach. Auch Autoschlosser und ein Stuckateur gehören zu den rund 50 Amateurfunkern, die es zwischen der Grenze und Krefeld geben soll.

Über die Grenze unterhalten die hiesigen Funker gleichfalls gute Kontakte. An manchen Tagen funkt Ulrich Allen mit einem Freund in den Niederlanden, erzählt er. Sie sprechen dann übers Fahrradfahren. Das ist seine andere Leidenschaft.

(RP)
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