Niederkrüchten Im Reich der tausend Rosenblüten
Niederkrüchten · Am Wochenende öffnen viele Gartenbesitzer im Rheinland ihre Pforten für Besucher. Helga Götzenberger aus Varbrook freut sich auf Gäste, die mit ihr über Rosen fachsimpeln. In ihrem grünen Reich hat sie mehr als 130 Rosensorten versammelt
Im Verblühen zeigt sich "Stanwell Perpetual" noch einmal in voller Schönheit: Die Blütenblätter der Rose, die 1838 gezüchtet wurde, zeigen sich im Aufgehen weiß. Verblühen sie, werden die Blütenblätter rosé. "Stanwells Perpetual" ist nur eine von mehr als 130 Rosensorten, die Helga Götzenberger (72) in ihrem Garten in Varbrook in den vergangenen Jahren gepflanzt hat. Jahr für Jahr kommen neue hinzu - oftmals führt ein Besuch im niederländischen Rosendorf Lottum dazu, dass Götzenberger wieder ein Plätzchen für einen Neuzugang finden muss.
Vor 25 Jahren legten sie und ihr Mann Hans (77) den Garten so an, wie er heute ist - so ungefähr jedenfalls. Denn Helga Götzenberger plante die etwa 1400 Quadratmeter große Anlage nach Gefühl. Im Laufe der Zeit veränderte sie einiges, und das wird sie auch künftig tun: Mal gilt es, einer überbordenden Ramblerrose Einhalt zu gebieten, mal müssen große Stauden geteilt und an anderer Stelle wieder eingepflanzt werden. Nicht zuletzt verändert die Hobby-Gärtnerin auch durch außergewöhnliche Dekorationsobjekte immer wieder das Erscheinungsbild ihrer grünen Oase.
Im Juni stehen die Rosen in voller Blüte, egal ob nun buschig wachsend, kletternd oder auf Hochstamm gezogen. Da gibt es stark duftende alte ebenso wie moderne Sorten, einfache und gefüllte. In Creme-Rosé blüht "Botzaris". Die Sorte "Madame Plantier" präsentiert sich in Weiß, "Leda" hat strahlend weiße Blüten mit dunkelpinkfarbenen Rändern. "Complicata" wurde vor 1400 gezüchtet, "die Apothekerrose", sagt Helga Götzenberger, "und in der Pflege vollkommen unkompliziert". Die Sorte "Felicia" blüht mehrmals und entwickelt Blüten, die in Rosé und Apricot changieren. Im Schattengarten neben dem Haus haben Hortensien, Funkien und Astilben einen Platz gefunden. Auch dort wachsen Rosen, etwa die kleinblütige, lilafarbene Kletterrose "Veilchenblau" und die weißblühende "Guirlande d'Amor".
So unterschiedlich die Rosen sind, so harmonisch wirkt doch der gesamte Garten. Das liegt daran, dass Helga Götzenberger bei der Auswahl der Pflanzen einem romantischen Farbschema folgt: Rosen gibt es in Weiß und Creme, in zartem Rosé, leuchtendem Pink und dunklem Violett. Begleiter wie Frauenmantel, Zierlauch, Elfenblume, Lichtnelke, Fingerhut und Storchschnabel geben dem Auge Halt, ohne das Bild zu dominieren. Für fröhliche Farbtupfer sorgen derzeit unzählige Mohnblüten, gefüllte und ungefüllte, in knalligem Pink. An einen ländlichen Bauerngarten erinnern Sommerblüher wie Schmuckkörbchen, Jungfer im Grünen, Akelei und Margerite. Niedrige Hecken und Kugeln aus Buchs schenken dem Garten einen ruhigen Rahmen.
Helga Götzenberger ist keine Gärtnerin, die ständig Unkraut zupft. "Viele Pflanzen, die hier wachsen, haben sich selbst gesät, und wenn sie mir gefallen, lasse ich sie auch", sagt die Niederkrüchtenerin. "Was zu viel ist, reiße ich raus. Das ist geordnete Unordnung." Mit allerlei Mittelchen will sie unerwünschte Kräuter nicht bekämpfen: "Wir haben einen giftfreien Garten, wir spritzen nicht."
Stattdessen setzen die Götzenbergers auf Kompost als Dünger - und auf die Förderung der natürlichen Schädlingsvertilger, der Insekten: Ehemann Hans, nach eigenen Angaben "eher zuständig fürs Grobe", hat Insektenhotels gebaut. In den Bäumen hängen umgedrehte Tontöpfe, die mit Stroh gefüllt sind - ein bewährter Unterschlupf für Ohrwürmer. Mitten auf der Rasenfläche wurde ein kreisrunder Bereich ausgespart, der nicht gemäht wird: Dort wächst eine Bienenweide, auf den Blüten tummeln sich Bienen und Hummeln. Für sie ist im Garten ebenso Platz wie für Frösche, die am Teich quaken, und viele Vögel, die hier nisten oder Futter suchen.
Essbares finden auch die Götzenbergers im Garten: An der Terrasse wachsen im Rosenbeet Küchenkräuter, in einem kleinen Gemüsebeet wachsen Salat, Kohlrabi, Rote Bete, Kartoffeln und Lauch. Schwarze Johannisbeeren können schon geerntet werden, Josta-Beeren folgen etwas später. Auch Kirschen, Äpfel und Feigen gibt es.
Wenn die Forsythien im Frühjahr blühen, schneidet Helga Götzenberger ihre Rosen. Mehrfach blühende Sorten schneidet sie jetzt bald nach der Blüte, dann knospen sie erneut. Ohne Zweifel dauere das Rosenschneiden lange, gibt sie zu, aber: "Ich sehe das nicht als Arbeit an, weil es mir Spaß macht."