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Niederkrüchten Jenseits der Grenze

Niederkrüchten · Niederkrüchten, Roermond und Roerdalen wollen grenzüberschreitend Geschichte sichtbarer machen. Ein Panzergraben und andere Relikte des Zweiten Weltkriegs werden über neue Rad- und Wanderwege erlebbar.

 Im Brachter Wald ist ein Panzergraben als markante Narbe in der Landschaft noch gut zu erkennen. Infotafeln gibt es nicht - das soll sich ändern.

Im Brachter Wald ist ein Panzergraben als markante Narbe in der Landschaft noch gut zu erkennen. Infotafeln gibt es nicht - das soll sich ändern.

Foto: Busch

Die Gemeinde Niederkrüchten stellt mit den niederländischen Nachbargemeinden Roermond und Roerdalen das Gemeinschaftsprojekt "Grenzgeschichte(n)" auf die Beine. Ziel ist es, die Bodendenkmäler im Bereich Elmpter Wald, Lüsekamp und De Meinweg zu erhalten und auf schonende Weise touristisch zu erschließen. Der Hauptausschuss stimmte dem Vorhaben einstimmig zu.

Bei den Bodendenkmälern handelt es sich um Relikte aus der Endphase des Zweiten Weltkriegs. Im Winter 1944/45 hoben niederländische und osteuropäische Zwangsarbeiter für die deutsche Wehrmacht an der Hangkante des Elmpter Grenzwaldes einen Panzergraben sowie ein verzweigtes System von Lauf- und Schützengräben aus. Auch Bunker, Unterstände und Maschinengewehrstände wurden angelegt. Zwischen Swalmen und Herkenbosch entstand auf etwa sieben Kilometer Länge im Steilhang zur Maas-Niederung eine Verteidigungsstellung gegen die vorrückende amerikanische Befreiungsarmee. Die Amerikaner wichen deshalb nach Süden und Norden aus, so dass es im Elmpter Grenzgebiet kaum Kampfhandlungen gab.

 Ein Sherman-Panzer der US-Streitkräfte rückt auf Deutschland vor.

Ein Sherman-Panzer der US-Streitkräfte rückt auf Deutschland vor.

Foto: dpa

Viele Reste der Verteidigungslinie sind bis heute erhalten. Der Panzergraben zum Beispiel ist als markante Narbe in der Landschaft noch gut erkennbar. Nur: Fast niemand hat eine Ahnung, was er da vor sich hat. Dass im Elmpter Wald ein Bodendenkmal vor sich hin schlummert, weiß außer einem erlesenen Kreis von Experten und Eingeweihten kein Mensch. Denn Infotafeln oder andere Informationsmöglichkeiten gibt es nicht. Zudem nutzen rücksichtslose Mountainbiker das Grabensystem für ihre illegalen Trails und zerstören damit große Teile der Bodendenkmal-Strukturen.

Darum wollen Niederkrüchten, Roermond und Roerdalen die Spuren der Geschichte sicht- und erlebbar machen. Geplant sind zum Beispiel ein Wanderweg und eine Fahrradroute, die markante Punkte ansteuern. Kulturhistorische Zusammenhänge und konkrete Geschichten sollen auf Info- und Hinweistafeln Einblick in die Geschehnisse der letzten Kriegstage geben. Für den 21. Oktober 2017 ist ein Erlebnistag "Grenzgeschichte(n)" geplant, an dem der Wanderweg eröffnet werden soll. Im Bereich der Bodendenkmäler sollen Verbotstafeln aufgestellt werden, mit dem Hinweis auf Alternativrouten insbesondere für Mountainbiker.

Im Rahmen des Projektes ist zudem die Beteiligung an der "Liberation Route Europe" vorgesehen. Dies ist eine grenzüberschreitende Gedenkstrecke entlang wichtiger Stationen des Zweiten Weltkriegs in Großbritannien, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Polen und Deutschland. Sie vermittelt an so genannten Gedenksteinen anschaulich Geschichte - etwa in Form von Audio-Spots oder visuellen Animationen, die mit QR-Codes und einer App auf Smartphones oder Tablets abrufbar sind. So soll der Gedenkstein am Lüsekamp, der an die Ermordung von 14 Männern aus Roermond durch ein deutsches Erschießungskommando im Dezember 1944 erinnert, Teil der Liberation Route werden. Weitere Stationen der Liberation Route gibt es in Roermond und Roerdalen bereits. Sie sollen in der ersten Jahreshälfte 2018 bei einem Radwandertag buchstäblich er-fahren werden.

(RP)
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