Brüggen Kein Netz in Brüggen

Brüggen · Kunden des Mobilfunk-Anbieters Telefonica fühlen sich verschaukelt. Seit Wochen können sie in der Burggemeinde weder telefonieren noch im Internet surfen. Unsere Redaktion hat nachgeforscht, warum das so ist.

 Haben ein Handy, aber kein Netz in Brüggen: Anja Pitton, Bernhard Adamek, Monika Pitton-Hermanns und Anna Lena Zinßen.

Haben ein Handy, aber kein Netz in Brüggen: Anja Pitton, Bernhard Adamek, Monika Pitton-Hermanns und Anna Lena Zinßen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Beim Mobilfunkanbieter Telefonica (O2) stapeln sich Beschwerdemails aus Brüggen. Grund: Seit mehreren Wochen haben die Kunden dort kein Netz. Sie können mit ihren Handys nicht telefonieren und auch nicht im Internet surfen. Zu ihnen gehört auch Anja Pitton. Die Brüggener Geschäftsfrau erklärt, sie habe wochenlang ihr Telefon nicht nutzen können. Dem Mobilfunkanbieter sei es nicht gelungen, das Netz in Brüggen wieder in Betrieb zu nehmen. Ende Juni teilte Pittons Anwalt dem Unternehmen mit, dass seine Mandantin nach der anhaltenden Störung auf einem Sonderkündigungsrecht besteht. "In der Antwort steht, dass das Unternehmen ,traurig' sei, dass ich meinen Vertrag nicht nutzen möchte", erzählt die Brüggenerin.

Viele andere Brüggener O2-Kunden erhielten nur die Antwort, dass es kein Sonderkündigungsrecht gebe. Einigen Kunden wurde eine kleine Gutschrift in Aussicht gestellt. In allen Schreiben beteuern die O2-Mitarbeiter, es handele sich um ein vorübergehendes Phänomen. Eine Störung an einer Richtfunkstrecke sei verantwortlich.

Das ist aber nur ein Viertel des Problems, wie Recherchen unserer Redaktion zeigen. Erst eine Ortsbesichtigung mit Daniel Pelc vom Generalunternehmer Eltel für die Reparatur zuständig, bringt Licht in die Angelegenheit. Auf seinem Kartenmaterial sind vier Sendemasten in Alt-Brüggen verzeichnet: auf dem ehemaligen Laumans-Gelände, auf dem alten Janssen-Gelände, am Weihersfeld und am Vennberg am Sportplatz von Tura. Der Mast am Vennberg wird per Richtfunk aus Schwalmtal angesteuert. "Und da gab es nach einer Sanierung am 8. Juni eine Störung", sagt Technik-Experte Pelc. Die sei von außen nicht erkennbar gewesen. Das System habe die defekte Steckverbindung nicht erkannt und gemeldet, es arbeite störungsfrei. Pelc tauschte Kabel und Stecker aus. In Born gibt es seit Dienstagabend wieder Empfang.

Beim Laumans-Gelände zeigt die Karte auf den zweiten Klick, dass die Anlage zur Abschaltung vorgesehen ist - allerdings nicht, dass dort bereits nichts mehr steht. Am Zeisigweg sind drei Mobilfunkelemente verzeichnet. Und die Karte zeigt an, dass alle drei störungsfrei laufen. Wer dort hinfährt, steht allerdings vor einer Baugrube und einem halbfertigen Haus. "Wir haben die Mobilfunkstation Ende 2015 gekündigt", sagt Bauträger Ralf Willemsen. Vor einem halben Jahr sei der Mast abgebaut worden. Am Mast im Weihersfeld wurde noch im Juni gearbeitet. Allerdings ist die Anlage nicht fertig. So hat Brüggen statt vier Mobilfunkstationen einen Monat lang gar keine gehabt und nun wieder genau eine. Darüber könne man nicht den gesamten Daten- und Telefonverkehr abwickeln, erklärt Experte Pelc. Ein Sprecher von Telefonica stellt den Sachverhalt etwas anders dar: Der Mast am Vennberg sei der Ersatz fürs weggefallene Laumans-Gelände. Ein weiterer "nördlich an der B221" werde "noch in diesem Quartal" in Betrieb genommen. Der Bereich Zeisigweg fehlt in der Antwort vollständig. "Sollten Kunden vereinzelt längere Service-Einschränkungen verzeichnen, schauen wir uns gerne die individuelle Situation dieser Kunden an und versuchen, gemeinsam eine Lösung zu finden", erklärt der Sprecher. "Die entstandenen Unannehmlichkeiten bedauern wir sehr."

(hah)
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