Viersen Kerosin wird noch über Jahre abgepumpt

Viersen · Der See von Flugbenzin auf dem Grundwasser des Elmpter Flughafens sei für Mensch und Tier ungefährlich, versichern Vertreter des Kreises und der britischen Streitkräfte. Entsorgt werden soll er trotzdem. Wer das nach 2015 bezahlt, ist unklar.

 Kerosin schwimmt bis zu einen Meter dick auf dem Grundwasser unter einem Teil der Javelin Barracks, des Elmpter Flughafen. Betroffen ist eine Fläche von einem halben Fußballfeld. Die Barracks umfassen ein Areal von 900 Hektar.

Kerosin schwimmt bis zu einen Meter dick auf dem Grundwasser unter einem Teil der Javelin Barracks, des Elmpter Flughafen. Betroffen ist eine Fläche von einem halben Fußballfeld. Die Barracks umfassen ein Areal von 900 Hektar.

Foto: Busch

Wie viel Flugbenzin unter dem Flughafen der Royal Air Force in Niederkrüchten schwimmt, wie lange es dauert, es abzupumpen, wer dafür nach dem Abzug der Briten bezahlt — auf diese Fragen gaben Vertreter des Kreises und der britischen Streitkräfte gestern keine Antworten. Wichtig war ihnen aber, eins zu betonen: "Weder Mensch noch Tier sind in Gefahr — weder jetzt noch in der Zukunft." Das sagte neben anderen auch Herbert Winzen, Bürgermeister von Niederkrüchten.

Der Kreis Viersen hatte gestern zu einer Pressekonferenz eingeladen, um die Gemüter nach der Berichterstattung der vergangenen Tage zu beruhigen. Vor Kurzem wurde im Umweltausschuss des Kreises erklärt, dass auf dem Grundwasser in 20 Metern Tiefe ein Kerosin-See schwimmt. Er ist zwischen 80 und 100 Zentimeter dick, betroffen ist eine Fläche von der Größe eines halben Fußballfeldes, wie Rainer Röder erklärte. Er ist der stellvertretende Leiter des Amtes für Technischen Umweltschutz im Kreis Viersen.

Das Kerosin war vor mehr als 20 Jahren aus einem Leitungsleck an einer Tankstation für Flugzeuge gelaufen. Bereits 1993 hätten die Briten dem Kreis den Fund gemeldet und begonnen, das Kerosin abzupumpen, sagte Alistair Clark, Britischer Verbindungsoffizier Rheinland. 140 000 Liter wurden bisher an die Oberfläche gepumpt und verbrannt. Die Kerosinschicht war einst zweieinhalb Meter dick.

Noch immer schwimmen laut Kreis Zehntausende Liter Flugbenzin auf dem Grundwasser — die genaue Menge ist nicht bekannt. Man könne schließlich nicht in die Erde schauen, sagte Andreas Budde, Technischer Dezernent des Kreises.

Sicher sei, dass das Kerosin sich nicht über die ursprüngliche Unglücksstelle hinaus ausbreitet. An 24 Messstationen kontrollieren Techniker, wo sich Kerosin befindet. Sie beobachten, ob es unterirdisch fließt und neue Gebiete verschmutzt. "Die Kontrollen zeigen seit 20 Jahren, dass diese Stellen nicht kontaminiert sind", sagt Röder über Messstationen außerhalb des ursprünglich betroffenen Gebiets. Auch die Tiere und Pflanzen gefährde das Kerosin nicht.

Dass es dennoch abgepumpt wird, erklärte Budde damit, dass man auf "metereologische Ereignisse" vorbereitet sein müsse. Zudem solle die Altlast nicht nachfolgenden Generationen überlassen werden. Nach Aussage von Clark haben die Briten bisher mehr als zehn Millionen Pfund für die Beseitigung ausgegeben. 2015 will die Royal Air Force das Gelände verlassen, dann erhält die Bundesanstalt für Immobilien es zurück. Clark sagte gestern, er wisse nicht, wer für die Beseitigung des Schadens aufkommt, falls beim Abzug der Briten noch Reste des Kerosin-Sees bestehen.

Die betroffene Fläche wird soll nach Abzug der Briten nicht gewerblich genutzt werden. Das Flughafengelände ist neun Quadratkilometer groß, sieben davon sollen Naturflächen beherbergen. Auf den übrigen zwei Quadratkilometern bleibt der Golfplatz erhalten, den die Briten gebaut haben. Zudem sollen sich Unternehmen ansiedeln. Sie könnten dann auch Flächen mit einer Größe von zehn Hektar erwerben. "Das ist für Nordrhein-Westfalen von Bedeutung, da es Flächen in einer solchen Größenordnung nur noch sehr selten gibt", sagte Winzen.

Er machte sich Sorgen, dass die Berichterstattung über den Kerosinsee Investoren verschrecken könnte. Gefährlich sei der See nicht. Und auch für die Beseitigung seiner Reste könnten künftige Investoren nicht zur Kasse gebeten werden.

(RP/rl)
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