Viersen Massiver Personalmangel in Krankenhäusern

Viersen · In einer bundesweiten Protestaktion machte Verdi gestern auf fehlende Arbeitskräfte in Krankenhäusern aufmerksam. Auch im AKH Viersen mangelt es an Pflegepersonal. Die Krankenhausreform könnte das Problem noch verschärfen.

 In Krankenhäusern fehlen laut Verdi 162 000 Beschäftigte. Daher hat die Gewerkschaft bundesweit 162 000 Nummernschilder an Krankenhäuser versandt, die jeweils einer fehlenden Stelle entsprechen. Bei der Protestaktion machten die Menschen die Personalnot sichtbar, indem sie Nummernkarten hochhielten.

In Krankenhäusern fehlen laut Verdi 162 000 Beschäftigte. Daher hat die Gewerkschaft bundesweit 162 000 Nummernschilder an Krankenhäuser versandt, die jeweils einer fehlenden Stelle entsprechen. Bei der Protestaktion machten die Menschen die Personalnot sichtbar, indem sie Nummernkarten hochhielten.

Foto: Busch

"In der Nachtschicht muss sich ein Pfleger um 38 Patienten kümmern", sagt Michael Schiemann, Krankenpfleger am Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Viersen. Tagsüber kämen drei Pfleger zum Einsatz, doch auch das sei viel zu wenig. "Die Situation ist unverantwortlich", sagt der 49-Jährige. "Stellen Sie sich vor, ihre Mutter oder ihr Opa läge auf der Station."

Die Schilderungen von Schiemann veranschaulichen den bundesweiten Personalmangel in Krankenhäusern. Laut einer Erhebung der Gewerkschaft Verdi fehlen 162 000 Beschäftigte, 70 000 davon in der Pflege. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, veranstaltete Verdi gestern eine bundesweite Protestaktion, an der sich auch die Geschäftsführung und Angestellte des AKH beteiligten.

"Wir sind uns einig mit Verdi", sagt Thomas Axer, Geschäftsführer des AKH. "Das Grundproblem für diesen Missstand ist das sogenannte Krankenhaus-Strukturgesetz (KHSG)." Dieser Gesetzentwurf zur Krankenhausreform wolle im Kern zwar die Qualität der Krankenhäuser verbessern, in der Umsetzung sei dies aber nicht gegeben. "Wir haben schon jetzt zu wenig Geld, um neue Leute einzustellen. Doch nun stehen noch mehr finanzielle Kürzungen an", sagt Kim-Holger Kreft, ebenfalls Geschäftsführer des AKH.

Konkret heißt das: Der Versorgungszuschlag fällt weg - den Krankenhäusern in NRW gehen damit jährlich rund 120 Millionen Euro verloren, wodurch im Schnitt sieben Arbeitsplätze in der Pflege gefährdet sind. Auch die ambulante Notfallversorgung wird unterfinanziert. Pro Fall erhalten Krankenhäuser 32 Euro, durchschnittlich betragen die Kosten aber 120 Euro. Zuletzt geht mit dem Gesetzentwurf ein Investitionsdefizit von über 800 Millionen Euro pro Jahr einher: Anstatt des Investitionsbedarfs von 1,3 Milliarden Euro liegt die Förderung des Landes NRW bei nur 500 Millionen Euro. "Wenn die finanzielle Grundlage entzogen wird, bleibt uns leider nur der Personalabbau", sagt Kreft.

"Krankenhäuser werden immer mehr zu Wirtschaftsunternehmen", sagt Schiemann. Das könne so nicht weitergehen, schließlich gehe es um Menschleben. "Es muss sich dringend etwas ändern", so der Pfleger, der seit 25 Jahren im AKH arbeitet. In der aktuellen Situation käme das Wohl vieler Patienten zu kurz.

(RP)
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