Serie Mein Verein Mit alten Bildern Geschichten erzählen

Niederkrüchten · Der Heimat- und Kulturverein Niederkrüchten sammelt heimatkundliche Quellen — Dokumente ebenso wie Fotos. Im Archiv an der Mittelstraße können Besucher nach Namen, Straßen oder Veranstaltungen suchen und Bilder dazu finden

 Der HKV-Vorsitzende Hermann Böken (rechts) und Geschäftsführer Werner Tiskens im Archiv des Heimat- und Kulturvereins an der Niederkrüchtener Mittelstraße.

Der HKV-Vorsitzende Hermann Böken (rechts) und Geschäftsführer Werner Tiskens im Archiv des Heimat- und Kulturvereins an der Niederkrüchtener Mittelstraße.

Foto: Heike Ahlen

Das Archiv-Büro des Heimat- und Kulturvereins (HKV) Niederkrüchten an der Mittelstraße 57 ist gemütlich. An jedem ersten Samstag im Monat können Besucher von 11 bis 13 Uhr vorbeikommen, um sich über die Aktivitäten des Vereins zu informieren oder etwas nachzuschlagen. Einen der größten Schätze des Archivs kann man sich aber auch ganz bequem von Zuhause aus anschauen: Das Fotoarchiv mit mehr als 13.000 Aufnahmen. Denn das ist längst im digitalen Zeitalter angekommen.

Der HKV-Vorsitzende Hermann Böken und Geschäftsführer Werner Tiskens können sich noch gut an die Anfangszeit dieses Archivs erinnern, aus dem auch schon einige Buchveröffentlichungen hervorgegangen sind. "Zuerst haben wir ein, zwei Jahre nur gesammelt", erinnert sich Böken. "Damals waren das ja in der Hauptsache Dias, die die Leute hatten." Danach habe man die älteren Männer des Ortes zur Sonntags-Frühschoppenzeit in den Saal der Volksbank eingeladen, um gemeinsam die Dias anzusehen und die Menschen auf den Bildern zu identifizieren. Dass heute alles im Internet sei, sei eine große Hilfe, sagt Tiskens. Denn überall, wo man die Häuser oder Menschen nicht identifizieren könne, stünden unter den Bildern Fragezeichen. Über einen Button im Archiv können die Nutzer sich melden, um Namen zu nennen - oder auch einmal zu korrigieren. "Als im Jahr 2000 das Buch 'Niederkrüchten - Alte Bilder erzählen Geschichte' herauskam, standen da schon noch einige Fragezeichen", sagt Böken. "Die meisten sind inzwischen verschwunden."

Im Archiv kann man nach Straßen, Namen oder Veranstaltungen suchen. Wer dabei ein Bild findet, das ihn interessiert, weil das eigene Haus, der Großvater oder etwas anderes emotional Wichtiges darauf zu sehen ist, kann es gegen einen geringen Kostenbeitrag bestellen. Einfach herunterladen geht nicht.

Umgekehrt sucht der Heimatverein immer weitere Bilder, um sie dem Archiv hinzuzufügen. Das können Vorher-Nachher-Aufnahmen sein, wenn etwas abgerissen oder gebaut wird, aber auch alte Aufnahmen mit Menschen, Landschaft oder Gebäuden darauf. "Viel liegt wahrscheinlich noch in Schuhkartons auf Dachböden", vermutet Tiskens. Er appelliert an die Niederkrüchtener, nichts wegzuwerfen. Niemand brauche seine Bilder dem Verein zu übereignen. "Wir wollen nichts besitzen, nur kopieren", betont er. Der Heimatverein komme die Bilder holen und bringe sie nach dem Einscannen zurück. Natürlich ist das umfangreiche Archiv nicht die einzige Betätigung der Heimatfreunde. In den Ferien war eine zehnköpfige Gruppe in Verdun, 100 Jahre nach der Schlacht des Ersten Weltkriegs, die 300.000 Menschenleben kostete. Die 525 Kilometer zurück wurden in einer Woche mit dem Fahrrad bewältigt. Weniger anstrengend sind Touren zu umliegenden Mühlen oder Kirchen, wo der HKV kürzlich Gelegenheit hatte, alle Orgeln an einem Tag zu hören.

(hah)
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