Niederkrüchten Neue Formen des Miteinanders entwickeln

Niederkrüchten · In Dam-Birth ist Gemeinschaft spürbar. Das zeigte sich beim Dorfgespräch mit Bürgermeister Wassong in der Tenne

Gemessen an der überschaubaren Einwohnerzahl haben Dam, Birth und Boscherhausen eine beachtliche Vereinsdichte. Es gibt die Schützenbruderschaft, den Gesangsverein, den Kapellenverein, den Martinsverein, die Ortsbauernschaft und den Tennenverein. Und es gibt - das ist selbst im ländlichen Raum inzwischen eine Rarität - noch eine echte Dorfkneipe, die Tenne. Deren Entstehungsgeschichte sagt schon einiges über den Menschenschlag aus, der in Dam, Birth und Boscherhausen zu Hause ist. Die Tenne ist das Produkt dörflichen Pioniergeistes. Als die letzte Gaststätte Anfang der 1980er-Jahre schloss und die Dörfler ohne Treffpunkt und Versammlungsraum dastanden, bauten sie kurzerhand ihre eigene Kneipe.

Die gibt es bis heute. Auf ihre Gemeinschaft, die nicht nur in der Tenne sichtbar wird, sind die Einheimischen stolz. Das wird in der dritten Veranstaltung der Reihe "Dorf im Gespräch" deutlich. Nach Brempt und Gützenrath macht Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) nun in Dam, Birth und Boscherhausen Station, um zu erfahren, was die Menschen hier lebens-, liebens- und erhaltenswert finden. "So, wie man hier wohnt und lebt - das haben 95 Prozent der Bevölkerung Deutschlands nicht", sagt einer, der vor zweieinhalb Jahren in Boscherhausen ein Haus gebaut hat. Ländlich, ruhig, mit relativ großen Grundstücken, freiem Blick ins Grüne und dank Autobahnanbindung trotzdem zentral, zählt der Neu-Boscherhausener die Vorzüge auf. Eine Frau, die schon seit Jahrzehnten in Dam lebt, preist das nachbarschaftliche Miteinander: "Man kennt sich, man passt aufeinander auf, man fühlt sich hier zuhause, geborgen in der Gemeinschaft."

"Es kann so bleiben, wie es ist", sagt Hermann Meyer, ein Urgestein des Ortes. Aber wie kann das gelingen? Wie kann der Wohlfühl-Faktor auch an die Kinder und Enkel weitergegeben werden? Denn die Strukturen werden sich weiter ändern. Nur ein Beispiel: Nach dem Krieg gab es 22 landwirtschaftliche Betriebe in Dam-Birth. Heute sind es gerade noch zwei. Die Dorfbewohner arbeiten größtenteils außerorts. Und viele der Zugezogenen haben ihre eigenen Netzwerke, wollen sich nicht an Vereinsstrukturen binden. Die Vereine erhalten und gleichzeitig neue Formen des Miteinanders zu entwickeln, das scheint der Weg in die Zukunft zu sein, wie sich in diesem Dorfgespräch herauskristallisiert. Tuppturniere, Spielplatzfeste, adventliche Lichterfeste, Maifeiern, Seniorenkaffees - all das gibt es jenseits des durchaus üppigen Vereins-Angebots schon. "Wir müssen einen langen Atem haben, dann kommen auch die Neuen", meint einer der jüngeren Einheimischen.

Info Das nächste Dorfgespräch mit Bürgermeister Kalle Wassong findet am Dienstag, 11. Juli ab 19 Uhr in Oberkrüchten im Feuerwehrgebäude statt. Bürger sind herzlich eingeladen.

(jo-s)
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