Viersen Ritter Baldinus stellt sich Kindern vor

Viersen · Mit einem Kita-Besuch der versunkenen Kapelle ist das Projekt "Vermittlung der Heimat-, Sagen- und Legendenkultur" des Heimat- und Verschönerungsvereins Süchteln angelaufen.

 Heinz Prost als Ritter kostümiert erzählt den Kindern von Ritter Johannes Baldinus und der versunkenen Kapelle auf den Süchtelner Höhen.

Heinz Prost als Ritter kostümiert erzählt den Kindern von Ritter Johannes Baldinus und der versunkenen Kapelle auf den Süchtelner Höhen.

Foto: Busch

Die eben noch plappernd durch die Süchtelner Höhen ziehende Kindergartenschar der Kita St. Irmgardis verstummt schlagartig. 19 Augenpaare schauen staunend nach vorne. Der Grund steht einige Meter vor ihnen am Wegesrand neben einer hölzernen Tafel. Es ist ein Ritter im schwarzen Outfit mit einem großen silbernen Kreuz auf dem Umhang, Schwert und silbrig glänzender Kopfbedeckung. "Ein Ritter" raunt eine Kinderstimme. Die Faszination ist groß, zumal diese Ecke im Wald noch eine Besonderheit hat, die die Kinder allerdings erst auf den zweiten Blick entdecken, als sie sich staunend vor dem Ritter versammeln.

Inmitten eines kleinen Weihers ragt eine Kirchturmspitze mit einem Wetterhahn in die Höhe. "Wir sind hier an der versunkenen Kapelle, und so wie ich in meinem Kostüm sahen früher die Kreuzritter aus. Um einen Ritter dreht sich auch die Legende, die zu der Kirchturmspitze gehört, und die ihr nun hören werdet", sagt der kostümierte Mann, der vielen besser als Heimatkundler Heinz Prost bekannt ist. Plötzlich ertönt Musik und es hört sich irgendwie nach einem heranziehenden Gewitter an. Kinderköpfe drehen sich neugierig um, doch der CD-Player hinter dem Baum wird nicht entdeckt.

"Im Johannistal hat vor grauer Vorzeit eine Burg gestanden. Der Burgherr, Ritter Johannes Baldinus, war als Raubritter bekannt und gefürchtet", erzählt die Stimme vom Band. Sie nimmt die Kinder, die voller Spannung zuhören, mit auf eine Reise in die Vergangenheit, bei der die Burg des gotteslästerlichen Baldinus mit einem Donnerschlag versank und an deren Stelle ein Weiher entstand. Dort ist nur das Kreuz der untergegangenen Burgkapelle zu sehen und erinnert so an die Burg. Begeisterte Kindergesichter, als die Legende endet und Prost viel Interessantes zum früheren Ritterleben erzählt. Natürlich fehlen die Erklärungen, was es mit dem heutigen Wetterhahn auf dem bemoosten Stein in dem Weiher auf sich hat, auch nicht.

Die Kita St. Irmgardis ist die erste Einrichtung, die das neue Angebot des Süchtelner Heimat- und Verschönerungsvereins nutzt. Der Verein bietet Kitas und Grundschulen in Süchteln mehrere historisch interessante Projekte an, bei denen Heimat-, Sagen- und Legendenkultur vermittelt wird. Und das nicht per Power Point Vortrag in einem Kindergarten oder einer Schule, sondern vor Ort.

Die versunkene Kapelle und die Sage, die sich darum rankt, ist so eines der neuen Angebote. "Uns ist es wichtig, dass Heimatkundliches nicht verloren geht. Wir möchten die Kinder auf unterhaltsame Art und Weise an die Geschichte der Heimat heranführen und haben dafür mehrere Projekte entwickelt", erklärt Prost, der sich eigens für das Angebot "Versunkene Kapelle" mit einem Ritterkostüm ausstaffiert hat. Bei den Kindern indes herrscht Begeisterung. Ohne Scheu stellen sie Prost weitere Fragen zum Ritterleben und dem wirklich mystisch wirkendem Weiher samt seiner Kirchturmspitze.

"Ein tolles Angebot. Heimatverbundenheit ist etwas Wichtiges. Dort, wo man wohnt, sollte man auch ein wenig die Geschichte kennen. Wir begrüßen diese Initiative sehr", lobt Kita-Leiterin Annemarie Pelters das Angebot, das man für Kinder, die im nächsten Jahr in die Schule kommen, gerne aufgegriffen hat.

Die Kinder indes sind hellauf begeistert. Ihr einheitlicher Kommentar lautet: "Einfach super und spannend!". Und eins ist sicher, die Legende um die versunkene Kapelle und Ritter Baldinus vergisst keiner so schnell.

(tref)
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