Schwalmtal-Niederkrüchten Zehnjähriger fährt auf Kart-Bahn in den Tod

Ein Zehnjähriger aus Kaarst ist auf einer Kartbahn in Schwalmtal verunglückt. Die Polizei schloss die Anlage und beschlagnahmte alle Fahrzeuge. Gegen den Betreiber wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt.

Tödlicher Unfall auf der Kartbahn
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Tödlicher Unfall auf der Kartbahn

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An die 25 Runden hatte der Zehnjährige aus Kaarst bereits im Leih-Kart gedreht, an diesem sonnigen Samstag. Nur noch einmal wollte er auf die Bahn, sich in die Kurven legen, die Geschwindigkeit spüren, seine Zeiten verbessern. Denn nach den ersten, vorsichtigen Fahrten zum Kennenlernen hatte er die 870 Meter lange Piste eigentlich ganz gut im Griff - und Spaß machte es sowieso.

Was dann gegen 12.30 Uhr passierte, dafür gibt es mehrere übereinstimmende Zeugenaussagen: Das Kart mit der Nummer 16 wurde auf einem abschüssigen Teil der sieben Meter breiten Asphaltspur stark beschleunigt, der Zehnjährige verlor offenbar die Kontrolle über das Fahrzeug, das scheinbar ungebremst in einen Stapel alter Autoreifen raste. Diese Sicherheitsbarriere wurde durchbrochen, das Kart schleuderte auf eine Böschung und überschlug sich. Der gerade auf das Gymnasium gewechselte Schüler wurde aus dem Rennsitz geschleudert und so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle starb.

Seine Mutter, die den Unfall gemeinsam mit anderen Eltern und Mitschülern ihres Sohnes erlebte, erlitt einen Schock, wurde zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht und anschließend psychologisch betreut. Um die anderen Mitglieder der Gruppe kümmerte sich noch an der Kartbahn ein Notfall-Seelsorger.

Schuld ist womöglich die Sicherheit

Nach dem Einsatz von Notarzt und Feuerwehr beginnt die Arbeit der Polizei. Erste Ermittlungen bringen den Verdacht auf, dass es bei den Sicherheitsvorkehrungen der seit Jahrzehnten genutzten Rennstrecke, aber auch beim technischen Zustand der Leihkarts Sicherheitsdefizite geben könne. Gestern bestätigt die Staatsanwaltschaft, dass gegen den Betreiber der Anlage "Lucky Kart" wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt wird.

Zur Beweissicherung entschließt sich die Kriminalpolizei, sämtliche Mini-Renner des Unternehmens sicherzustellen, um sie in den nächsten Tagen auf ihren technischen Zustand zu untersuchen. Auch das Kart mit der auflackierten Nummer 16, in dem der Zehnjährige unterwegs war. Ein gleichaltriger Schüler erzählt später, er sei vor Monaten mit genau diesem Mobil gefahren, sei aber vorzeitig ausgestiegen: "Das konnte man gar nicht richtig lenken." Aber auch die Leihhelme seien bei der Ausgabe "gar nicht richtig kontrolliert worden, ob die überhaupt richtig sitzen".

Immer mehr Menschen kommen an diesem Samstag zur Kartbahn - schließlich lockt ein spätsommerliches Wochenende. Aber natürlich ist die Bahn nach diesem Unglück geschlossen, Polizeibeamte sichern Spuren an der Unglücksstelle und suchen Augenzeugen. Der Betreiber Heinz K. ist zu diesem Zeitpunkt zwar schon informiert, aber noch nicht eingetroffen - sein Bruder, gleichzeitig Mechaniker der Kart-Anlage, ringt um Fassung.

Während viele angesichts des Unglücks absolut schockiert sind, sind aber auch deutliche Kommentare solcher Hobby-Rennfahrer zu hören, die eigene Karts besitzen und auf der 40 Jahre alten Bahn trainieren: "Die Strecke ist gut, nur die Leihkarts sind schlecht."

Und im Verlauf der Ermittlungen wird die Kriminalpolizei auch auf jenen Vorfall aus dem Jahr 2002 stoßen, bei dem ein 14-Jähriger bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Kart umkippte: Benzin aus dem Tank lief aus und fing Feuer, der Schüler, der mit anderen hier seinen Geburtstag feierte, kam mit schweren Verbrennungen in die Duisburger Unfallklinik.

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