Wassenberg/Wegberg Neustart für den Obstsortengarten

Wassenberg/Wegberg · Gemeinsam mit Mitstreitern hat Biologin Katharina Tumbrinck den Förderverein Obstsortenvielfalt gegründet. Der Verein kümmert sich um die 40.000 Quadratmeter große Fläche an der B 221 zwischen Wassenberg und Wildenrath.

 Peter Emunds (von links), Herbert Biermanns und Karl-Heinz Derichs helfen beim Neuanfang: Die Obstbäume müssen geschnitten, ein Obstsortenspalier hergerichtet und eine Benjeshecke angelegt werden.

Peter Emunds (von links), Herbert Biermanns und Karl-Heinz Derichs helfen beim Neuanfang: Die Obstbäume müssen geschnitten, ein Obstsortenspalier hergerichtet und eine Benjeshecke angelegt werden.

Foto: Ruth Klapproth

600 Meter sind es von Haus Wildenrath bis zum Rheinischen Obstsortengarten. So zeigt es das kleine Schild an, das den Weg zwischen den Wiesen zum Wald weist. Doch dort steht der Naturfreund allein auf weiter Flur, als sich der Weg hinter einer kleinen hölzernen Brücke teilt. Offenbar interessiert sich niemand mehr für dieses Ziel, niemand mehr für den Obstsortengarten.

Das Interesse an dem Obstsortengarten habe in der Tat nachgelassen, bestätigt Katharina Tumbrinck. Sie war bis 2012 beim Naturschutzbund Nabu in Haus Wildenrath tätig. Was seitdem mit dem Obstsortengarten passierte, der mit großen Aufwand und finanzieller Unterstützung im Rahmen eines Projektes des Landschaftsverbands Rheinland ins Leben gerufen wurde, darüber will sie nicht reden. Sie lebt im Heute und Jetzt, und sie will, dass der Obstsortengarten wieder in alter Pracht aufblüht. Gemeinsam mit Mitstreitern hat die diplomierte Biologin den Förderverein Obstsortenvielfalt gegründet. Dieser Verein kümmert sich nun um die 40.000 Quadratmeter große Fläche an der Bundstraße 221, die er von der Stadt Wassenberg gepachtet hat.

Nach viel Theorie und Diskussion gab es am Wochenende den ersten praktischen Arbeitseinsatz. "Heute ist quasi unsere öffentliche Premiere", sagt Katharina Tumbrinck lächelnd und betrachtet das gute Dutzend von Helfern, die auf dem großen Gelände zu Werke gehen. "Es gibt viel zu tun." Die Obstbäume müssen geschnitten, ein Obstsortenspalier hergerichtet und eine Benjeshecke angelegt werden. Was darunter zu verstehen ist, erklärt die engagierte Frau mit wenigen Worten: "Bei einer Bensjeshecke wird Heckenschnitt in einer Reihe aufgehäufelt und sich selbst überlassen. Dank der Natur wächst daraus eine neue Hecke."

Doch nicht nur das Schaffen von Neuem hat sich der Förderverein vorgenommen. In erster Linie will er das Alte bewahren oder wieder neu ansiedeln. Uralte Obstsorten, zum Teil in Vergessenheit geraten, zum Teil wenig unbeachtet in Gärten vor sich hin wuchernd oder durch Züchtung verändert, sollen in diesem Garten eine Heimat finden. Apfel, Birne, Kirsche und selbstverständlich der Wassenberger Sämling als Pfirsich werden gehegt und gepflegt. "70 unterschiedliche Sorten gibt es bereits in diesem Obstgarten, weitere Sorten sollen schnellstmöglich folgen." Katharina Tumbrick setzt da auf die Biostationen in Nordrhein-Westfalen, die die Aufgabe haben, alte Obstsorten zu bewahren und nachzuziehen. "Bisher ist es dort gelungen, 94 alte Sorten zu sichern." Und es würden noch mehr werden: "Etliche Sorten sind noch nicht eindeutig erkannt worden."

Es gibt viel zu tun in diesem Obstgarten, zwischen Karkener Rabaue und Linnicher Bohnapfel, den Krautbirnen- und Krautäpfeln und den Pfirsichen. "Wir wollen die Wege in Ordnung bringen, eine Beschilderung installieren und den Obstgarten für die Öffentlichkeit öffnen", nennt Tumbrinck die Ziele für dieses Jahr. Nicht nur die Arbeitseinsätze der freiwilligen Helfer in Gruppen an Wochenenden, sondern auch die individuellen Einsätze während der Woche sollen zu diesen Zielen führen. "Wir wollen alles tun, damit der Obstsortengarten aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und zu dem wird, was er sein soll: eine Heimat für Obstsorten aller Art." Noch ist es ein zierliches Pflänzlein, und noch sind die Bäume jung, doch in ein paar Jahren soll der Garten seine eigentliche Bestimmung endlich erreicht haben.

(kule)
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