Wegberg Fußgängerzone zu eng für die Feuerwehr ?

Wegberg · Weil Brandschutzvorschriften eingehalten werden müssen, sollen für den Wegberger Adventsmarkt (2. und 3. Dezember) keine Stände mehr in der Hauptstraße aufgebaut werden. Das sorgt für Kritik.

 Einsatzfahrt durch Wegbergs Fußgängerzone: Engpässe gibt es in Höhe des Vodafone-Shops und an der Enten-Apotheke.

Einsatzfahrt durch Wegbergs Fußgängerzone: Engpässe gibt es in Höhe des Vodafone-Shops und an der Enten-Apotheke.

Foto: Stadt Wegberg

Ein Hinweis des Stadtmarketing-Teams sorgte am Dienstagabend während der Sitzung des Verkehrsausschusses im Wegberger Rathaus für reichlich Diskussionsstoff. Stadtsprecher Ulrich Lambertz erklärte, dass der Adventsmarkt (2. und 3. Dezember), den es seit über 30 Jahren in der Wegberger Innenstadt gibt, ab diesem Jahr nur noch im Bereich der Kirche, der Kirchenmauer und im Klosterinnenhof stattfinden wird. "Eine Ausweitung des Marktes in die Fußgängerzone Richtung Brunnen ist unter Berücksichtigung des vorbeugenden Brandschutzes nicht möglich", erklärte er. Doch damit sind einige Ausschussmitglieder offensichtlich gar nicht einverstanden. Kritik kam vor allem von Willi Fichtl von der Wählergemeinschaft Aktiv für Wegberg (AfW) und Heinz Nießen (FDP).

"Warum gelten beim Brandschutz in Wegberg so strenge Regeln, während in anderen Städten, zum Beispiel Erkelenz, viel mehr möglich gemacht wird?", fragte Heinz Nießen. Sollte die Ankündigung tatsächlich wahr gemacht werden, sei das für ihn gleichbedeutend mit dem Aus des Adventsmarktes. "Das ist doch dann kein würdiger Adventsmarkt mehr für eine Stadt in der Größenordnung von Wegberg", sagte er. Er zog den Lambertusmarkt in Erkelenz zum Vergleich heran, um seinen Eindruck zu formulieren, dass dieses Thema, das in Wegberg jetzt problematisiert werde, in den Nachbarstädten offenbar kaum eine Rolle spiele. Um den Wegberger Adventsmarkt trotz der Brandschutzauflagen ein bisschen großflächiger zu machen, sei vom Stadtmarketing-Team in Zusammenarbeit mit der Werbegemeinschaft als Vertretung der Geschäftsleute aus der Innenstadt ein bisschen Fantasie gefragt.

 Mitunter können im Einsatzfall auch Bäume und Blumenbeete für das Drehleiterfahrzeug zu Hindernissen werden. Vor allem dort, wo es Außengastronomie gibt, kann es im Ernstfall eng werden für die Feuerwehr.

Mitunter können im Einsatzfall auch Bäume und Blumenbeete für das Drehleiterfahrzeug zu Hindernissen werden. Vor allem dort, wo es Außengastronomie gibt, kann es im Ernstfall eng werden für die Feuerwehr.

Foto: Stadt Wegberg

Auch Willi Fichtl, der bekanntermaßen um die Belebung der Innenstadt und der Fußgängerzone bemüht ist, wirbt dringend dafür, Kompromisse zu finden. Man müsse die Geschäfte an der Hauptstraße bei Veranstaltungen wie das Herbstfest und den Adventsmarkt zwingend miteinbeziehen. "Die Innenstadt lebt von Bewegung, da muss einfach was passieren", sagte er. Deshalb müsse es möglich sein, auch in der Fußgängerzone bei größeren Veranstaltungen Stände und Buden aufzubauen, die dem Charakter eines vernünftigen Marktes entsprechen.

Antworten auf die Fragen zum vorbeugenden Brandschutz hatte vor der Diskussion Ralf Jacobs geliefert. Der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Wegberg ist für vorbeugenden Brandschutz verantwortlich. Er machte in seinem Vortrag deutlich, dass sich die Anforderungen an den Brandschutz in der Fußgängerzone aus der geltenden Gesetzeslage ableiten. Er erklärte, dass sich in der Fußgängerzone (Hauptstraße) in weiten Bereichen aufgrund des fehlenden zweiten baulichen Rettungswegs die Notwendigkeit ergibt, im Einsatzfall die Drehleiter der Feuerwehr an mehrgeschossigen Häusern anleitern zu müssen. Denn während die Feuerwehrleute bei Häusern bis sieben Meter Höhe die vierteilige Steckleiter einsetzen, kommt bei Gebäuden ab einer Höhe von sieben Metern, wie es diese in der Fußgängerzone überwiegend gibt, das Drehleiterfahrzeug zum Einsatz. Die Bauordnung sehe mittlerweile vor, dass bei jedem Gebäude ein mindestens 0,90 mal 1,20 Meter großes Fenster zur verkehrszugewandten Seite für die Menschenrettung zugänglich sein muss. Jacobs erklärte weiter, dass das Drehleiterfahrzeug eine 5,50 mal elf Meter große Fläche benötige, um im Einsatz in Position gebracht werden zu können. Darauf hatte auch die Stadtverwaltung hingewiesen: "Da die notwendigen Aufstellflächen von jeglichen Hindernissen frei zu halten sind, können in der Fußgängerzone nur noch eingeschränkt Stände aufgestellt werden, da die Menschenrettung oberste Priorität hat", heißt es.

Ralf Jacobs deutete an, dass die Feuerwehr bemüht sei, mit allen Beteiligten vernünftige Kompromisse zu finden. "Wir Feuerwehrleute können auch mal einen Stuhl wegräumen, wenn es sein muss, das ist kein Problem. Wenn wir allerdings im Ernstfall erst mal 20 Stühle wegräumen müssen, sieht die Sache schon anders aus. Dann müssen andere Lösungen gefunden werden", erklärte er beispielsweise mit Blick auf das Thema Außengastronomie in der Fußgängerzone. Die Frage sei auch, ob möglicherweise Blumenbeete und Bäume in der Fußgängerzone anders angeordnet werden können, damit der Weg für die Feuerwehr im Einsatzfall frei ist.

Um die bestmögliche Lösung zu finden, müssten sich alle Beteiligten die Situation vor Ort Haus für Haus anschauen und entsprechende Entscheidungen und Regelungen treffen, rät Ralf Jacobs. "Dazu müssen wir aber erst mal viele Leute an einen Tisch bringen, um gute Lösungen erarbeiten zu können", erklärte er.

(RP)
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