Wermelskirchen Die Natur holt sich das Freibad zurück

Wermelskirchen · Teilweise hüfthoch wuchert das Unkraut rund ums ehemalige Freibad-Becken in Dhünn. Im dritten Jahr schwimmen dort nur noch Kaulquappen. Die Vermarktung ist schwer. Projektentwicklungsgesellschaft steht ohne Unterstützung da.

 Langsam wächst eine Hecke am Beckenrand; zwischen den Platten sprießt das Unkraut. Langsam wuchert im ehemaligen Freibad Dhünn alles zu.

Langsam wächst eine Hecke am Beckenrand; zwischen den Platten sprießt das Unkraut. Langsam wuchert im ehemaligen Freibad Dhünn alles zu.

Foto: Jürgen Moll

Im dritten Jahr schwimmen in Dhünn nur Frösche und Kaulquappen im Freibad-Becken. Teilweise hüfthoch wuchert das Unkraut, Buchen-Sprößlinge haben sich durch die Plattenzwischenräume am Becken gedrückt und bilden schon eine kleine Hecke am Sprungbecken. Auf den Wiesen dringt die Natur immer weiter vor; Duschköpfe muss man im dichten Grün suchen. Das Freibad wächst langsam zu. Es hat keine Zukunft mehr.

Frank Jäger, Sprecher der Projektentwicklungsgesellschaft, die 2006 das Freibad von der Stadt Wermelskirchen für einen Euro übernommen hatte, sieht keine Lösung für das Bad. Er weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Zwei Alternativen gebe es noch, aber dafür müssten sich Investoren finden. Einmal der Rückbau des Freibades, so dass die Fläche landwirtschaftlich genutzt werden kann. Oder es findet sich doch ein Käufer, der dort etwas entwickeln will. Doch viele Versuche hat es gegeben, Interessenten zu gewinnen - niemand, so die bittere Erfahrung, will das Gelände kaufen. Wohnbebauung ist nicht möglich, es liegt eine Zweckbindung auf Freizeit. "Das muss nur jemand anpacken", sagt Jäger. Er wird es jedenfalls nicht mehr tun.

Dass sich niemand findet, liegt auch am Wupperverband. Der wird nicht in die Kläranlage Dhünn investieren, so dass kein weiteres Schmutzwasser aufgenommen werden kann. Damit war schon 2013 der Naturschwimmteich, den die Gesellschaft als Ausweg geplant hatte, gestorben.

2001 drohte die Schließung des Bades. Groß war der Aufschrei in der Bevölkerung, die Projektentwicklungsgesellschaft gründete sich, Vereine und Verbände engagierten sich in den ersten Jahren. Mit einer Sauna- und Wellnesslandschaft sollte das finanzielle Polster für den Erhalt des Bades geschaffen werden. Die 2005 vorgestellte Outdoorarena rückte das Saunaprojekt in den Hintergrund; als sich keine Mehrheit aufgrund der heftigen Opposition mancher Osminghausener und Dhünner fand, stand die Gesellschaft ohne Finanzierungskonzept da.

"Wir als Gesellschafter sind eingestiegen, um das Bad zu erhalten. Doch das Interesse der Bürger an dieser Freizeitgestaltung hat nachgelassen", muss Jäger erfahren. Engagieren wolle sich sowieso niemand. Und die Stadt nimmt das Bad nicht zurück - "wir wollen es nicht haben", sagt Bürgermeister Eric Weik dazu gegenüber der Bergischen Morgenpost. Die Projektentwicklungsgesellschaft könne es vermarkten. Doch angesichts der Rahmenbedingungen scheint das unmöglich. Unternehmer Jäger trug zuletzt alle Kosten. Den Todesstoß versetzten dem Projekt Freibad Dhünn mehrere Überschwemmungen des Technikraums - die Pumpen wurden komplett zerstört. Die Projektgesellschaft wäre auf den Kosten für die Erneuerung sitzengeblieben. Doch dass lehnen die Gesellschafter aber. Somit hat das Freibad keine Perspektive mehr, obwohl es bis 2016 laut Vertrag offen gehalten werden müsste. Jäger wird jedenfalls kein Geld reinstecken - "das Projekt war eine große Erfahrung, die ich gemacht habe. Das muss ich mir nicht noch einmal antun".

Denn als er angetreten war, wollte er den Dhünnern ihr Freibad erhalten. Notfalls mit einer Outdoorarena. Als Dank dafür begann für ihn ein Spießrutenlauf durchs Dorf. Jetzt überlässt auch er der Natur das Feld.

(RP)
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