Wermelskirchen "DOC ist gefährlich für die Stadt"

Wermelskirchen · Gerhard Uhle, mit seinen bald 85 Jahren nicht nur ein erfahrener Geschäftsmann und auch ständiger Beobachter der Entwicklungen im Einzelhandel, gibt sich als Mahner.

 Gerhard Uhle.

Gerhard Uhle.

Foto: HD/sng

Denn auf Wermelskirchen, wo er mit seiner Euco-Gruppe das Stadt-Karree errichtete, hat der Bochumer immer noch im Blick gerichtet. Jetzt mahnt er: Denn mit dem DOC in Lennep erwartet er nichts Gutes für Wermelskirchen. "Das ist gefährlich für den Einzelhandel, aber auch für die Entwicklung des Loches-Platzes."

 Bürgermeister Rainer Bleek.

Bürgermeister Rainer Bleek.

Foto: Stephan Singer

Mit der Eröffnung des DOC werden sich die Umsätze verschieben - zum Nachteil von Wermelskirchen, ist sich Uhle sicher. "Ich glaube auch nicht, dass Kunden nach Wermelskirchen kommen, die das DOC angesteuert haben." Er befürchtet, dass hier besonders die "Einzelkämpfer" leiden müssen, also jene, die nur ein Geschäft betreiben.

Nach Ansicht von Uhle habe es die Stadtverwaltung versäumt, gegen das DOC zu klagen. "Da hat sich der Rat schlecht beraten lassen." Mit seinem Stadt-Karree ist der Geschäftsmann mehr als zufrieden. Aber die Leerstände besonders in der Telegrafenpassage machen ihm Kopfzerbrechen. "Vor Jahren war ich noch bereit, zusätzlich zum Ring-Kaufhaus, dem heutigen Stadt-Karree, die gegenüberliegende Immobilie zu erwerben. Da hatten meine übrigen drei Gesellschafter in der Euco-Gruppe zugestimmt." Doch diese Einschätzung habe sich längst geändert, seit die Pläne für das DOC bekanntgeworden sind. "Jetzt wollen meine Mitgesellschafter nicht mehr. Sie lehnen eine Kauf ab."

Dankmar Stolz, Vorsitzender des Stadtmarketingvereins, denkt ähnlich wie Uhle. Er gehe nicht davon aus, das DOC-Besucher den Weg von Lennep nach Wermelskirchen finden. "Diese Center decken die kompletten Bedürfnisse der Kunden ab. Wir können das DOC nicht begrüßen", sagte er kurz nach der Remscheider Ratsentscheidung zum DOC-Bau Ende Dezember. "Es ist neben dem Internet ein weiterer Wettbewerb für unseren örtlichen Handel." Deshalb müsse sich der Einzelhandel in Wermelskirchen bewegen und sich auf seine Stärken besinnen.

In der Stadtspitze ist die Begeisterung für das DOC in Lennep auch nicht mehr so ungebrochen wie zu Zeiten von Eric Weik. Bürgermeister Rainer Bleek zitiert aus dem Gutachten zur Ansiedlung, dass die Wermelskirchener für die Stellungnahme der Stadt vor dem Ratsbeschluss in Remscheid in Auftrag gegeben hatten. "Damals hieß es, dass es Auswirkungen geben werde, die aber nicht gravierend seien." Der jetzige Bürgermeister sieht das aber nicht so positiv wie einst Weik. "Wir wissen nicht, was in der Realität auf uns zukommen wird." Letztlich müsse man das DOC als Chance sehen. Deshalb soll dort unbedingt eine Tourismus-Anlaufstelle eingerichtet werden. "Nur so können wir die Käuferströme touristisch in die Region lenken. Und da haben wir inzwischen was zu bieten."

Die Auswirkungen auf den Einzelhandel kann er nicht einschätzen. "Es sind dort viele Ladenlokale von Ketten. In unserem Einzelhandel ist die gute Fachberatung. Darauf setze ich." Er sieht im Online-Handel ein viel größeres Problem.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort