Wermelskirchen Ehrentod mit Grab-Postkarte gewürdigt

Wermelskirchen · Der Bergische Geschichtsverein veröffentlicht den 17. Band seiner Beiträge zur Stadtgeschichte. Es zeigt, wie sich die Kriegsbegeisterung im Laufe der Jahre gewandelt hat.

 Dieses Foto der Grabstätte von Alfred Plasberg wurde als Postkarte genutzt, um Begeisterung zu wecken und die Gefallenen als Helden zu ehren.

Dieses Foto der Grabstätte von Alfred Plasberg wurde als Postkarte genutzt, um Begeisterung zu wecken und die Gefallenen als Helden zu ehren.

Foto: BGV

In der Bücherreihe "Wermelskirchen - Beiträge zu unserer Geschichte" stellt der Bergische Geschichtsverein nun Band 17 vor. Dieses Buch behandelt die Zeit des Ersten Weltkriegs und das Ende des Zweiten Weltkriegs in Wermelskirchen. Das Buch basiert auf Vorträgen des Autors Thomas Wintgen. Zum Thema Erster Weltkrieg wurden sämtliche Ausgaben des "Wermelskirchener Tageblatts" von August 1914 bis Dezember 1918 ausgewertet. Der Bereich Zweiter Weltkrieg basiert auf Forschungsergebnissen des Autors und Befragungen von Zeitzeugen, Zu beiden Teilen gibt es viele historische Fotos.

Viele genannte Orte oder Häuser existieren nicht mehr oder sind überbaut worden. Zum besseren Verständnis hat Volker Ernst, Vorsitzender des BGV, Ortsgruppe Wermelskirchen, die Angaben ergänzt. "Mit alten Fotos, alten Karten oder Aufzeichnungen oder ganz modern per Internet mit Google-Earth habe ich die Standorte gefunden", sagt Ernst. Die Erklärungen sind jetzt als Fußnoten zu finden. "Ganz spannend ist nachzulesen, wie sich die anfängliche Kriegsbegeisterung im Laufe der Jahre gewandelt hat", sagt Ernst.

Ein evangelischer Pfarrer sagte in seiner Predigt, dass man mit "Gottes Hilfe die Feinde schlagen und vernichten würde". Große Beerdigungsfeiern mit Umzügen, Posaunenchor und Beteiligung von Vereinen gab es, als zwei junge Männer aus Wermelskirchen den Tod fanden. Paul Johann und Alfred Plasberg sind beide mit 19 Jahren im Krieg gefallen. Kreuz und Grabstein sind heute noch auf dem Ehrenfriedhof zu finden. Die Begeisterung über den Ehrentod war so groß, dass aus einem Foto der Gräber eine Postkarte wurde.

Anordnungen und Verfügungen belegen die Kriegsauswirkungen auf den Alltag. Im November 1915 wurde es allen Gaststätten und Restaurants verboten, jeweils am Montag und Donnerstag Fleisch oder Fett anzubieten. Im Elektrizitätswerk mussten nach einer Verfügung des Kriegsministeriums im September 1916 die Kupferrohre durch Eisenrohre ersetzt werden. "Nicht nur Kirchenglocken, sondern auch Dinge aus dem Alltag wurden für den Kriegsbedarf eingeschmolzen", erklärt Ernst. Schulkinder wurden ab Frühjahr 1916 für landwirtschaftliche Arbeiten "freigestellt".

Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte Wermelskirchen als Lazarettstadt und blieb so von einer Zerstörung verschont. "Das Buch belegt, entgegen anderen Behauptungen, dass der Stabsarzt Dr. August Ruff für diese Entwicklung zuständig war und sie maßgeblich herbeigeführt hat", sagt Ernst.

(wsb)
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